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Donnerstag, 2. Februar 2006

Traue niemandem, vor allem nicht der Wikipedia

Die Wikipedia ist eine offene Enzyklopädie im Internet, in der jeder sein Wissen einbringen und Artikel schreiben oder ändern darf. Wie ich gerade in einem Fernsehbericht erfahren musste, wurde dies von US-Abgeordneten missbraucht, um ihre eigenen Biographien zu schönen oder andere Abgeordnete in deren Biographien anzuschwärzen. Dafür wurden sogar Praktikanten beschäftigt. Nun ja, ich glaube, was amerikanische Politiker können, können deutsche Politiker schon lange. Auch Einträge zu historischen Ereignissen wurden bereits in Hinblick auf politische Richtungen "gefälscht".

Warum überrascht mich das aber nun irgendwie überhaupt nicht? Ehrlich gesagt habe ich mir stets, wenn ich die Wikipedia besuchte, schon sowas in der Art gedacht. Deshalb bin ich auch entsprechend vorsichtig mit den Informationen umgegangen, denn ich fragte mich immer "Wer kontrolliert eigentlich, ob das auch stimmt, was hier steht?" und "Kann man auch sicher sein, dass es immer und rechtzeitig jemandem auffällt, wenn etwas nicht korrekt ist?"

Nun gibt es ja diverse Themen, bei denen es eine absolute Wahrheit nicht gibt. Gerade auch bei den politisch so interessanten historischen Themen vermengen sich überlieferte Fakten oft mit auf ihnen aufgebauten Thesen, die entweder mehr oder weniger oder auch gar nicht gesellschaftlich anerkannt sind. Das Gefährliche sind jedoch nicht Thesen an sich, sondern nur eine Verfahrensweise, bei welcher diese nicht als solche gekennzeichnet werden, sondern als vorgegebene und selbstverständliche Wahrheit dargestellt werden. Eine Verfahrensweise, die mir im übrigen aus meinen Schulbüchern nur allzu gut bekannt ist. Und eine Verfahrensweise, welche gerne völlig unwissentlich von Unwissenden angewendet wird, denen man noch nicht einmal ein Vorwurf deshalb machen kann, weil sie glauben etwas zu wissen, was ihnen eingetrichtert wurde, dass sie es wissen. Das Internet bietet nur ein paar Mausklicks entfernt eine Informationsfülle, von der man früher nur träumen konnte oder für die man durch die Bibliotheken sämtlicher Länder pilgern musste. Doch mit der Fülle wächst auch das Chaos - also seid wachsam und wehret den Anfängen jeder Gehirnokkupation! ;o)

...

Eisiger Wind hatte den tropfenden Tau alten Schnees zu bizarren Formen gefrieren lassen. Buchstaben und Schneeflocken tanzen vor meinen Augen. Das Bahnhofsdach. Ein leises Beben unter meinen Füßen. Es zieht sich hinauf bis in den Magen. Leicht nur, unmerklich. Schwankender Boden. Der Zug kann nicht mehr fern sein. Langsam kommt das Ungetüm gekrochen. Aber es schnauft nicht, nein. Das Zeitalter der Drachen ist vorüber. Widerstrebend hält das gestreifte Untier an. Eine Luke öffnet sich. Zwei Augen richten sich spitzbübisch auf mich herab. Der Zugbegleiter. So nennen sie sich wohl heute.
„Da denkt man, man hat Feierabend, und dann so was!“
Ich grinse höflich und beschließe, diese Bemerkung keinesfalls als eine Ausladung zu betrachten. Nur hereinspaziert. Enge Zugluft. Kabinenmief. Schnell bugsiere ich den Koffer auf eine der Ablagen über meinem Kopf. Rotäugig grüsst die untergehende Sonne durch die verschlossenen Fenster. Stille Freude kribbelt in meinen Adern. Dies eine vertraute Gesicht begegnet mir stets auf das neue, überall, egal wo ich bin. Heimat.
Der Zug setzt sich schweigsam in Bewegung. Ein Geisterzug. Gibt es das? Wie Geisterschiffe nur toter. Heimlich ziehe ich die Sonne hinter mir her. Ein Papierdrachen. Die Leine lang lassen.
Konturen verschwinden. Luft kräuselt sich in lautlosen Wellen. Hunderte Kilometer entfernt schwappt ein Zweig auf grünem Wasser. Ein Kind warf ihn hinein. Rannte fort durch den Sand, zu den krummen Tannen, sturmgebeugt.
„Warst du wieder am Strand?“ fragt die Mutter. Das Kind nickt. Herzensschwer. Spürt die Kindheit gehen. Eine Ahnung von Leid. Heißer Kakao kriecht dampfend in die Luft. Was bleibt sind die Klänge, sind die Gerüche, sind die Farben. Alles übrige ändert sich.
Ein Mann, jung und blondhaarig, auf der anderen Seite des Ganges. Vertrauter Fremder mit gleichem Ziel. Lehnt mit bequemer Lässigkeit in seinen Sitz und liest.
Schwarzer Dampf, schnaubend. Verweinte Frauen halten sich am Taschentuch fest. Männer ziehen in den Krieg. euphorisches Schlachtvieh. Der Sieg ist unser. Die richtigen Worte und der Massenwahnsinn nimmt seinen Lauf. Solche wissen, wie man mit Emotionen spielt. Alle Regierenden wissen das. Willige Herden. Mähääää!
Ich drücke mich tiefer in den verbrecherisch unbequemen Luxussitz. Würde mich gerne unterhalten jetzt. Woher des Weges? Wie war der Aufenthalt? Unverhoffte Muße. Willkommene Langeweile. Kostbare Antiquität aus früheren Zeiten.
Das Kind pustet in den heißen Kakao. Nichts zu tun mehr heute. Das Leben ist lang.