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Dienstag, 27. Juni 2006

Die Geschichte, die NICHT "Willkommen im Paradies" heißt - Teil 21

Doch diesen Gedanken behielt ich für mich und ob er ihn ebenfalls dachte, konnte ich nur an dem leichten Zucken seiner Mundwinkel erahnen. Mit einem Glas Pils für ihn und einer Weißen mit Schuss für mich zogen wir uns auf eine Parkbank inmitten blühender Rosenbüsche und einer kleinen Wasserfontäne zurück. Der helle und eintönige Klang des bewegten Wassers übte eine angenehm entspannende Wirkung auf mich aus, welche von den ätherischen Rosenmolekülen, die ich mit vollen Zügen einsog, noch verstärkt wurde. Eine kurze Zeit lang sagten wir gar nichts. Jeder von uns schien vollauf damit beschäftigt, die vielfältigen Düfte, Klänge und Farben der Umgebung zu registrieren, einzuordnen und zu genießen. Die sinkende Sonne strahlte noch hell und warm, aber die Wucht ihrer Hitze hatte glücklicherweise nachgelassen. Die säuerliche Süße des Bieres perlte erfrischend auf meiner Zunge, Hummeln summten sich von Blüte zu Blüte und neben dem Papierkorb hatte jemand sein Eis fallengelassen. Ein bisschen stellte ich mir so das Paradies vor, allerdings ohne Papierkörbe. Warum eigentlich?
Leise fragte Robert mich schließlich, wie weit ich mit meiner Renovierung bin und was ich sonst noch tue. Eher lustlos erstattete ich Rapport und fügte gleich noch die Erzählung des Bratkartoffelessens bei Herrn Luchterhand hinzu, nicht ohne zu erwähnen, dass dieser auf der Spur der absolut vollkommenen und perfekten Bratkartoffel sei.

„Der hat ja 'nen Schatten!“ entgegnete Robert dazu nur trocken.

Was ich eigentlich bei meinem Nachbarn gesucht hatte verschwieg ich, ebenso meine seltsamen Erlebnisse im Keller.

„Duuhuuuu, sag mal, was macht man eigentlich mit einem Glasschneider?“ fragte ich stattdessen vorsichtig.

„Mit 'nem Glasschneider? Na damit kannst du Glas zuschneiden!“ sprach es und lehnte sich zurück.

„Ja, toll. Ich meinte eigentlich, wozu man ein Gerät braucht, welches Glas schneidet. Äh, warum sollte man Glas schneiden wollen? So als normaler Mensch?“

Robert wendete sein Gesicht zu mir und sah mich aufmerksam mit einem atemberaubenden Blau von der Seite an:
„Na damit kann man zum Beispiel Löcher in Fensterscheiben schneiden, wenn man irgendwo einbrechen will. So sieht man das manchmal im Fernsehen.“

Super. Genau das hatte ich eigentlich nicht hören wollen.

„Gibt es denn auch noch was anderes, wozu man die als Heimwerker benutzen kann?“

„Denke schon. Vielleicht zur Herstellung von Glasmosaiken?“ Vor meinem inneren Auge sah ich Herrn Luchterhand, mit Glasschneider und Brecheisen bewaffnet, bunte Glasstückchen zu einem orthodox-russischem Kirchenfenster zusammenpuzzeln. Vergnügt schlurfte ich demonstrativ laut mit dem Strohhalm den letzten Rest Weiße aus der kleinen Kuhle in der Mitte meines Trinkgefäßes und streckte meine nackten Füße in die Abendsonne.

„Wieso? Brauchst du einen?“ fragte er mich spöttisch.

Geschickt lenkte ich nach einem albernen Lachen das Gespräch auf seine Erlebnisse der letzten Tage und sofort begann er übersprudelnd von den Strapazen zu berichten, denen er als Finanzverwalter ausgeliefert war. Bürokratische Banken, launische Kunden, schwankende Kurse und ein unüberblickbares Steuerdickicht.

„Für wen verwaltest du denn seine Finanzen?“ wollte ich wissen.

„Hauptsächlich für meinen Schwiegervater, ähm, ehemaligen Schwiegervater.“

„Ach?“ sagte ich, „Der Albert von der Taubeninsel?“

„Ja, genau der.“

„Der muss ja ein ziemliches Vermögen haben, wenn er es extra verwalten lassen muss und dann kommt ja noch der Grundbesitz dazu.“

„Ja, es reicht, dass ich ebenfalls gut davon leben kann.“ Robert grinste.

„Und das, obwohl du von Annette geschieden bist?“

„Ja, klar! Ich wohne sogar noch dort. Annette ist mit ihrem neuen Ägyptologie-Professor für ein Jahr nach Ägypten gegangen. Der alte Herr vertraut mir weiterhin vollkommen. Nächstes Wochenende findet übrigens ein großer Ball statt, weil er seinen 96. feiert. Wenn du Lust hast, lade ich dich dazu ein...“ er lachte und setzte hinzu: „....bist ja auch so was wie Verwandtschaft - entfernte.“

„Ein Ball? Ach du Schreck. Bestimmt alles piekfein und gezwungen, wah?“

„Ach Quatsch. Er besteht darauf, es Ball zu nennen, in Erinnerung an alte Zeiten, aber eigentlich ist es eine ganz normale Gartenfete. Und vor allem bin ich dort.“ Sein Grinsen wurde breiter.

„Aber sag mal, 96? Ich dachte, er ist schon längst so alt?“

„Nein.“ antwortete Robert und legte mir seinen Arm um die Schulter, „Er wird es erst übermorgen. Was ist nun?!“

„Uhhh, ich hab’ schlechte Erinnerungen an Gartenfeten. Ich komme nur, wenn ich da keine Luftballons um die Wette aufblasen oder an so ’nem dämlichen Seil ziehen muss.“

„Neee, garantiert nicht. Kindergeburtstag ist das nicht. Jeder darf machen, was er möchte.“

Meine Neugier überwog trotz anfänglichen Zögerns, schließlich gab es nur wenige Menschen, die schon einen Fuß auf die Taubeninsel gesetzt hatten, und ich sagte zu.

Als wir gegen 22 Uhr den Park verließen war es noch immer taghell und in der kleinen Nische an der Mauer lag nun ein altes Bügelbrett. Dies erschien mir als symbolisches und vorausschauendes Omen weit weniger günstig. Es mit Nichtachtung strafend marschierte ich daran vorbei.

...

...und die Hälfte aller Schwierigkeiten in der Welt geht auf die Tatsache zurück, dass diese höheren Prinzipien, die mit Liebe und Weisheit in all ihrer Fülle zu tun haben, erst jetzt allmählich von der breiten Masse der Menschheit begriffen werden. Aus der schnellen Erkenntnis ihrer Richtigkeit und dem Versuch, sie zu Tatsachen werden zu lassen, ohne dass die Umwelt vorher diesen Idealen angepasst wird, ergibt sich das häufige Aufeinanderprallen und der Kampf zwischen denen, die angetrieben werden von den Prinzipien, welche die Persönlichkeit beherrschen, und denen, die ihre Impulse von den Prinzipien des höheren Selbstes erhalten.
(Alice Bailey)

Seit dem Wochenende

habe ich in regelmäßigen Abständen immer so ein seltsames Gefühl genau hinter der Halskuhle. Das fühlt sich an, als würde mich jemand von innen dort kitzeln. Muß ich mir jetzt Sorgen machen? *hypochondrisch ist*

Hab gestern erfahren,

dass es morgen schon wieder eine Geburtstagslage eines Kollegen gibt. (Wer hat bloß den Geburtstag erfunden? Hätte ein Zehn-Jahres-Jubiläum nicht gerreicht?) Bei uns ist es üblich, dass zu solchen Anlässen jeder etwas zum Essen mitbringt. Diesmal bin ich mit dem Käse dran. Normalerweise kaufe ich für sowas gerne kleine, extra abgepackte Käsestückchen, wie z.B. Le Tartar. Bei Netto hatten sie den heute nicht, aber dafür ein Netz mit in kleinen Ecken abgepackten französischen Käsespezialitäten, in welchem sich außerdem auch noch ein Plastikfußball befindet. Und in diesem Plastikfußball soll eine Trillerpfeife versteckt sein. Ja, bin ich denn verrückt und kaufe das? Damit mir meine Kollegen auch noch die Ohren voll trillern? Sorry, aber das kommt mir nicht in die Tüte....