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Sonntag, 13. August 2006

Neuer Einsatz des Räumkommandos

Heute war wieder Ausmisten bei meiner Mutter angesagt. Ich glaube, wir haben da noch zwei Jahre lang zu tun und was wir alles finden ist echt ein Ding. Mal abgesehen von bergeweise Büchern und CD's sind das Tausende von leeren Videokassetten, die mein Vater aber fein säuberlich nummeriert hat. Da sonst nichts weiter drauf steht, habe ich schon geunkt, dass das wohl die Pornofilme sein werden. Mein Bruder und K. haben sie zum Auslegen im Seniorenzentrum mitgenommen, wollen vorsichtshalber jedoch vorher nochmal reinschauen, damit sie keine Strafanzeige an den Hals kriegen wegen Verbreitung jugendgefährdender Filme. Weiterhin fanden wir eine ganze Kiste voller Taschenmesser, hundertfuffzig Batterietester, fast ebensoviele Kopfhörer, haufenweise Uhren (als ich ihn das letzte Mal zu Hause gesehen habe, hat er ja auch immer vier Armbanduhren gleichzeitig getragen), und allen möglichen billigen Tand, den er irgendwo mal als Werbegeschenk bekommen hat, unter anderem einen Alien-Schlüsselanhänger und ein Plastik-Skelett. Dann gibt es da auch noch diese netten exotischen Sachen, wie Gongs, Siegelringe, Spieluhren mit Tänzerinnen, jede Menge Murmeln, Kreisel und eine aserbaidchanische Puppe. Die Spielsachen hat K. bisher immer für ihre kleine Enkeltochter mitgenommen, unter anderem schon eine Batterie von Kuscheltieren, und die Kleine kommt aus dem Staunen nicht mehr raus, was ihre Oma ihr ständig für tolle Dinge mitbringt. Aber so haben sie wenigstens noch wirklich einem Nutzen und verstauben nicht in irgendwelchen Schränken. Außerdem haben wir noch eine ganze Kiste voller Räucherstäbchen gefunden. Die haben wir uns aufgeteilt und ich habe mir den steinernen Räucherstäbchenhalter mitgenommen, sowie jede Menge Briefbeschwerer für meinen neuen Schreibtisch - Glaskugeln, ägyptische Pyramiden und eine Edelsteinpyramide. Weiterhin fand ich ein Kugelschreiber-Set in Holzoptik, das ich ebenfalls zu schade fand, um es wegzuschmeißen.

Meine Mutter wirft jetzt rigeros auch Berge von CD's raus, sogar richtig schöne CD's mit Weltmusik aus allen möglichen Ländern. Ich habe mir davon schon einige CD's mit indischer, arabischer und japanischer Musik rausgesucht, heute vier CD's mit gregorianischen Gesängen, tibetanischer Tempelmusik und jüdischen Gesängen. Die CD's, die sonst keiner haben will, werden alle im Seniorenzentrum ausgelegt und K. meint, die finden dort reißenden Absatz, allerdings nicht so reißenden, wie die Bücher mit den nackten Frauen. Nachdem die Alkoholiker-Selbsthilfegruppe getagt hatte, waren diese innerhalb von Minuten weg.
Überhaupt die vielen Bücher. Mein Cousin hat letzte Woche vier Wagenladungen davon zum Altstoffhändler gefahren und für alle Ladungen zusammen 1, 50 € bekommen. Das reicht nicht mal für den Sprit, der dabei drauf geht. Deshalb werden die Bücher, die niemand haben will, ebenfalls entweder ausgelegt oder kommen in die Mülltonne. Teilweise sind ja sehr alte Bücher dabei, aus dem 18./19. Jahrhundert, und es ist anzunehmen, dass einige davon für Liebhaber und Sammler ziemlichen Wert besitzen, aber wenn man damit zum Antiquariat geht, bekommt auch nur 'nen Euro in die Hand gedrückt. Das lohnt den ganzen Aufwand nicht und schließlich hatten wir nicht vor, ein neues Handelsunternehmen zu eröffnen. Wir haben schon alle einen Job.
Meine Mutter hatte heute zwei große Stapel Bücher für mich rausgelegt, von denen sie meinte, dass ich von denen vielleicht welche haben will - unzählige Wälzer über Literaturgeschichte, Literatur- und Theaterkritik, Stilkunden aus allen möglichen Jahrzehnten usw. Ich habe mir als einziges davon nur den wirklich dicken Wälzer "Der deutsche Wortschatz nach Sachgruppen" mitgenommen, der zum Nachschlagen ganz brauchbar zu sein scheint. Wenn man die ganzen anderen Bücher lesen wollte, müßte man wahrscheinlich dreihundert Jahre leben, damit man überhaupt zum Schreiben kommt, falls man es dann noch kann und nicht wie paralysiert von dem ist, was andere sagen, wie man schreiben soll und sich damit unter jene einreiht, die über ihre Schreibblockade jammern.

Im übrigen hatte K. wohl eine sehr gute Pflaumenernte, denn sie hatte eine Kiste voll selbstgemachter Pflaumenmarmelade dabei, die sie an uns verteilte.
Drei Gläser davon und ein Teller voll frischer Pflaumen stehen jetzt bei mir zu Hause.