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Montag, 10. November 2008

Bin ich naiv?

Es gibt so Gelegenheiten, bei denen mir der Gedanke kommt, irgendetwas stimmt mit mir nicht. So eine war auch heute, als eine Kollegin von ihrem Vorstellungsgespräch erzählte. Eine Konkurrentin für die Stelle wartete vor der Tür und die Kollegin überlegte, ob sie nicht, wenn sie hinausgeht, eine "Strike"-Geste machen solle, um die andere zu verunsichern. Sie tat es nicht, aber ehrlich gesagt, ich wäre vorher noch nicht einmal im Traum auf so eine Idee gekommen. Und ich halte mich wirklich nicht für unschuldig. Ich habe schon geklaut, Unterschriften gefälscht, Emailkonten geknackt, geschwänzt, gelogen, geflucht, böse Briefe geschrieben, gewissen Männern Haarausfall an den Hals gewünscht, kleine Kinder geschubst, mich sinnlos besoffen, an die Kirche gepinkelt (ok, das war aus der Not heraus) und bin mit fremden Männern mitgegangen - alles Dinge, die eine gut erzogene Pfarrerstochter eigentlich nicht tut. Wenn es allerdings um subtile Einschüchterungs- oder Rufschädigungsstrategien geht, das Spinnen von Intrigen bzw. darum, Leute zu verarschen, bin ich eine komplette Niete. Nicht nur, daß ich von alleine garantiert in keiner Situation auf solche Taktiken komme, ich erkenne sie meist auch nicht bei anderen. Zwar kann ich manchmal die tiefsten Geheimnisse und die blinden Flecke von anderen Menschen ergründen, je tiefer es geht, um so treffsicherer werde ich, doch wenn es um oberflächliche Launen und Intentionen geht, versage ich auf ganzer Linie. Auch ich mache immer wieder den Fehler, zuerst von mir selbst auszugehen, obwohl doch klar ist, daß nicht jeder Mensch so ist wie ich. Aber irgendwie kann ich auch einfach nicht auf diese Art denken. Deshalb muß man mich schon mit der Nase darauf stoßen, und selbst dann falle ich noch immer jedesmal aus allen Wolken, besonders wenn es mich betrifft, aber auch, wenn ich solche Aktivitäten um mich herum bemerke, sei es nun sowas relativ Harmloses wie bei obiger Kollegin, das anonyme Anschwärzen von jemandem beim Arbeitgeber (wie im Freundeskreis meines Bruders geschehen), beliebte Spielchen im Büro, wie Informationen vorenthalten oder bewußt jemanden madig machen. Ich kenne das alles und vergesse es wieder. Mir muß da irgendeine Hirnregion fehlen, vielleicht die für versteckte Winkelzüge. Ich kann ja auch kein Schach spielen, obwohl ich die Regeln kenne. Und als ich mit 14 oder 15 "Gefährliche Liebschaften" von de Laclos gelesen habe, habe ich kein Wort kapiert, sondern mich gewundert, warum sich Leute so gähnend langweilige Briefe schreiben. Ich bin absolut untauglich für diese Spielchen und wahrscheinlich deshalb ein um so leichteres Opfer. Bloß gut, daß ich davon meistens gar nichts mitkriege...

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