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Mittwoch, 25. Februar 2009

Engel und Dämon

Lang der Morgen war vergangen -
die Mittagsfrau strich durch die Heide
und der Regen tropfte tänzelnd
auf das Laub der alten Weide

Dunkle Wolken hingen schweigsam,
wo sich der Erde Scheitel zieht,
als von Ferne naht das Unheil,
grau Nebel sich im Tale wiegt

Teuflisch-höhnisches Gelächter
fährt im Nu durch alle Glieder,
jedem Sträuben sich die Haare
und verwelkt ist gleich der Flieder

Ängstlich schaun die Menschen um sich
und eilig fliehn sie nach dem Haus,
warten schaudernd, bang und betend,
strecken nur die Nasen raus

Dort am Baume bei dem Flusse,
wo das Wasser träge fließt
lichtverhüllt ein heller Schatten
leuchtend durch den Nebel bricht

Weiße Schwingen lassen ahnen,
die Herkunft dieser Urgestalt
mit lichtverziertem Heldenhaupte
und dem Schwert in festem Halt

Wartend auf des Dämons Meute,
die mit Geheul nun näherjagt
und gerüstet zu dem Kampfe,
den ein Menschenkind nicht wagt

Wie der Pestgeruch der Hölle
ein Dampf aus heißer Erde steigt,
bevor zerbricht die Weltenhülle
und sich ein wildes Untier zeigt

Gräßlich ist es anzuschauen,
selbst das Herz gefriert zu Eis,
wenn es mit verschlagnem Blicke
seine Klauen grausig reibt

"Ah, sieh an - wes süßes Antlitz
aus der hochheil'gen Himmelsschar
hat gewagt sich mir zu nähern
und das auch noch alleine gar."

"Mehr bedarf es nicht zu stellen
sich dir Garstkopf in den Weg."
sagt's und springt mit klarer Klinge
auf des dunklen Wassers Steg -

schon der Engel ganz behende
und zum Schlag bereit sich machend,
doch das Untier will nicht folgen
sondern hält den Bauch sich lachend

"Nun, was ist? Du bist wohl feige?
Willst zu Tode lachen dich?
Oh, das kannst du gerne haben,
wenn du in den Spiegel blickst."

"Ach, mein kleiner Flitterengel,
was bist du zornig denn mit mir?
Laß uns lieber Freunde werden,
und ich zeige die Hölle dir."

"Oh, nein danke, lass nur gut sein."
stolz der Gefiederte erwidert,
verächtlich auf den Dämon blickend,
der sich so dreist anbiedert.

"Das konnte ja nicht anders gehen,
mit dir hochheil'ger Mißgeburt,
willst deinem Feinde nicht vergeben,
doch schwafeln kannst du immer gut

Hast du denn vergessen schon,
dass wir Brüder waren einst,
Ambrosia uns gemeinsam teilten
und auch unser'n Himmelsdienst?

So schätzt du die Familienbande -
willst mich sogar töten heimlich.
Tut man sowas mit Verwandten?
Ist das neuerdings so üblich?"

Schwankend wird der Blick des Engels
und listig grinst das Tier ihn an,
als dieser sinken läßt sein Schwert
und etwas näher tritt heran:

"Recht hast du - sei mein Bruder.
Dir trauen kann ich leider nicht.
Aber gut, auch du sollst leben,
doch holen möge dich die Gicht."

"Gut gesprochen", lacht der Dämon,
"Sowas nenn ich denn ein Wort.
Darauf woll'n wir einen heben..."
und zieht den Engel mit sich fort

In der Kneipe an der Ecke
kehren beide friedlich ein,
wo sie trinken ein paar Runden
von des Gastwirt's bestem Wein.

Und dann haken sie sich unter,
schunkeln heiter so zum Lied,
bis von zuviel Wein besoffen
der Dämon unter'm Tische liegt.

Doch der Engel, züchtig nippend,
lächelt fröhlich, und sehr gnädig
spricht er seine weisen Worte:
"Meine Herrn! Der wär' erledigt..."

(2005)