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Montag, 31. Januar 2011

Nymphen über Dresden

Nymphenbad 1

Sturmnächtlicher Segen

"Die Muschel von Vineta", heute ausgelesen, erinnerte mich an einen Ostseeurlaub während der legendären Sturmnächte der 90iger, als jede Menge Yachten abgesoffen sind und Prerow unter Wasser stand. Glücklicherweise hatten mein damaliger Freund und ich uns für einen anderen Zeltplatz als Prerow entschieden, so daß wir nicht weggeschwemmt wurden, und glücklicherweise konnte K. gut Zelte aufbauen, so daß wir auch nicht weggeweht wurden. Es wurde allerdings ziemlich naß, da es nicht nur stürmte, sondern ebenfalls in Strömen goß. Während der ganzen Nacht war um das Zelt herum solch ein entsetzliches Brausen und Lärmen zu hören, daß man hätte denken können, direkt vor dem Zelt stehe schon eine meterhohe Wasserwand und wir wachen schwimmend auf der Luftmatratze wieder auf. Am frühen Morgen führte mein erster Weg direkt zum Strand, während die Mehrheit der Urlauber ringsherum sich damit beschäftigte, ihre aus der Verankerung gerissenen Zelte wieder aufzubauen oder alles zusammenzupacken und abzureisen. Der Strand war völlig verwüstet und mitgrissenes Holz und Algen hatte das wütende Meer fast bis zum höchsten Punkt des Deiches zurückgelassen, während es jetzt wieder, als könnte es kein Wässerchen trüben, still und in sich zurückgezogen da lag. Dieser Anblick hat mich sehr beeindruckt. Und es sollte nicht die einzige Sturmnacht bleiben. Es folgten weitere, die zwar nicht mehr ganz so heftig waren, aber es regnete als hätte die letzte Sintflut begonnen. Schon am zweiten Tag hatte K. nur noch schlechte Laune, kam nicht mehr aus dem Zelt heraus und wollte unbedingt nach Hause. Mir dagegen, fing es genau jetzt erst richtig an Spaß zu machen. So hätte der Urlaub zumindest für mich weitergehen können. Ich glaube, solange ich einen warmen Schlafsack habe und meine Füße nicht kalt sind, kann um mich herum die Welt untergehen. Vielleicht war ich in einem meiner früheren Leben ein alter Seebär. Das würde erklären, warum meine Barthaare selbst während der Chemo so hartnäckig sind. Man sagt ja, daß der erste Urlaub eine Bewährungsprobe für jede Beziehung ist, weil man sich dabei erst so richtig kennenlernt. Ein Sturmnacht- und Regenflut-Urlaub in nur einem gemeinsamen Zelt ist es noch viel mehr. Wenn die Liebe dies übersteht, übersteht sie noch manch anderen Sturm, würde ich meinen. Unsere tat es nicht.

Niemand hat mir gesagt, was ich unter tiefen Schmerzen ganz für mich selbst entdecken musste: das göttliche Gebot des Eigensinns. Niemand sagte mir, dass Eigensinn nicht dasselbe wie Egoismus ist. Hätte ich doch einen Lehrer gehabt, der mich Misstrauen lehrte gegen jene falsche Selbstlosigkeit, mit der man seine innersten Gefühle, seine Seele, verrät. Niemand hat mir gesagt, dass es nur ein einziges Gesetz gibt: Liebe. Wo ich lieben kann, da bin ich mein Ich. Und wo ich nicht lieben kann, da bin ich mir selbst ein Fremder.
(aus "Die Muschel von Vineta" von Bernhard Langenstein)

Der Tod von Herrn N.

Ich befinde mich auf Arbeit in einem völlig neuen Bürogebäude und rede mit Herrn N. Dessen Schreibtisch steht auf einem großen Balkon, an dessen Balustrade normale, etwas schräg verlaufende Fensterbretter angebracht sind. Herr N. legt einen Stift auf das Fensterbrett und wendet sich mir zu, um etwas zu sagen. Ich bemerke, wie der Stift nach unten kullert und rufe spontan: "Pass auf!", dabei auf den Stift deutend. Herr N. dreht sich um, und obwohl der Stift in diesem Moment bereits über den Rand fällt, versucht er in seinem männlichen Ungestüm noch, ihn aufzufangen, verliert dabei das Gleichgewicht und fällt mehrere Stockwerke in die Tiefe. Unten höre ich schon die Rufe von Passanten, da kommt eine ehemalige Kollegin ins Zimmer, welche eine Etage unter uns sitzt, und hält mir ein Papier hin, das ich unterschreiben soll. Darin bestätige ich, daß keine Musik gespielt wurde und es nicht laut war. Dies ist wohl notwendig, um aus dem Unglück etwas herausschlagen zu können. Eine Durchsage erklingt, daß jeder Bediensteter sich ein Stück Küchenkrepp greifen und damit auf der Straße erscheinen soll, um sozusagen gemeinschaftlich die Überreste von Herrn N. von der Straße zu kratzen. Ich laufe mit der Kollegin zum Fahrstuhl, wo bereits eine ganze Traube von Mitarbeitern wartet. Dabei geht mir immer wieder durch den Kopf, daß Herr N. durch mich ums Leben gekommen ist. Wenn ich nicht diesen Satz gerufen hätte und den Stift einfach hätte kullern lassen, wäre nichts weiter passiert. Dieses Wissen bedrückt mich und ich frage mich, ob die Kollegin unter uns wohl diesen Satz gehört hat und von meiner Schuld weiß. Außerdem ist es natürlich in dieser Situation, wo ich selbst krankheitsbedingt ausgefallen bin, besonders schlecht, wenn noch jemand vom stets zu knapp bemessenen Personal fehlt. Dann erwache ich, es ist noch vor dem Morgengrauen um ca. 3 Uhr.

In einer Arztpraxis mit einer Ärztin und einem Arzt, wo ich die nächste Chemo erhalten soll. Vorher will man aber, daß ich einen Test wegen des Rückens absolviere. Dazu wird ein glattes Brett in schräge Position gelegt und ich soll nun, auf dem höheren Ende sitzend, den Rücken zum Brett gekehrt, mich rücklings auf dieses hinunterlassen. Dies tue ich mit Leichtigkeit und spüre wie ich auf der Schräge Stück um Stück mit dem Kopf herunterrutsche. Dabei kneife ich die Augen zusammen. Unten angekommen, blinzel ich vorsichtig durch die Lider. Der Arzt und die Ärztin beugen sich über mich, ich kann aber nicht erkennen, ob sie nun zufrieden sind oder nicht. Dann muß ich geschlafen haben, denn ich erwache und es ist ca. 19 Uhr. Du meine Güte, wenn ich die Chemo bereits bekommen habe, sollte ich längst zuhause sein, bevor ich es nicht mehr dorthin schaffe. Ich kann mich aber nicht erinnern, sie bekommen zu haben. Ich frage nach und vollkommen gleichgültig wird mir bestätigt, daß mir die Infusionen verabreicht wurden. Und warum läßt man mich dann hier schlafen, statt mich nach Hause zu schicken? Jetzt aber nichts wie weg!

Bemerkung: Das ist nun schon der zweite Traum, in welchem jemand wegen mir mehrere Stockwerke in die Tiefe stürzt. Geht das jetzt so weiter?