Alien
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Montag, 7. Februar 2011

...

Und da gehst du
gehst und gehst

das Eis dünn
die Risse tragen
noch

Und da gehst du
gehst und gehst

ringsumher
nur Dunkelheit

hörst ihn noch sagen

und da gehst du
gehst und gehst

die Kälte bricht
sich Raum bis
in deinen Kern

und da gehst du
gehst und gehst

nicht die Worte
sondern die Absicht

nicht die Worte
sondern ihr Klang

und da gehst du
gehst und gehst

ein Fuß vor den anderen

wunderst dich,
daß dein Körper
nicht zerbricht

und da gehst du
gehst und gehst

und nirgendwo
ein Ankommen

Das Wochenhorroskop sagt:

"Geistesblitze reißen Sie aus dem Schlaf.
Sie werden in der ersten Wochenhälfte jeden Morgen aufwachen und tolle Ideen für den Tag haben. Mars und Sonne inspirieren Sie jetzt zu Geistesblitzen, die sie Ihnen in der Nacht zukommen lassen. Ob Sie davon auch etwas umsetzen, liegt nur an Ihrem Willen. "

Definitiv hätte ich gegen ein paar Geistesblitze nichts einzuwenden. Ich fühle mich eh so unbesternt. Doch sie sollten sich beeilen, denn ab Mittwochnachmittag dürfte das schwierig werden und wenn mir das Horroskop für Mittwoch sagt: "Der Abend wird wunderschön. Sie finden Entspannung und lassen es sich gut gehen.", dann weiß ich es besser. Nach der Chemo weilt mein Geist außerhäusig, während mein Körper sich in ein gestrandetes Sofawrack verwandelt. Vor der Nacht graut mir unendlich und viel Schlaf dürfte auch diesmal nicht drin sein. Aber das wäre noch das harmloseste Problem. Ich ertappe mich dabei, daß ich den Terminen der Chemotherapie inzwischen genauso entgegensehe, wie früher den ersten Arbeitstagen nach dem Urlaub. Schon eine Woche vorher bin ich gereizt und denke mit Schrecken an die Postberge, bzw. Infusionsbeutel, die mich erwarten. Mir ist, als würde ich schon sofort kotzen, wenn ich nur so einen Beutel noch einmal riechen muß. Immerhin ist es die letzte "große" Infusion. Trotzdem ist mir bei dem Gedanken, danach wöchentlich Chemo zu bekommen, nicht wohl, obwohl mir die Ärztin sagt, daß weniger Nebenwirkungen zu erwarten sind. Übelkeit und Erbrechen träten in der Regel nicht mehr auf und was meine sich stetig verschlimmernden Rückenschmerzen betrifft, erhofft sie sich ebenfalls Besserung. Dafür träten allerdings gewisse "Mißempfindungen" an Fingern und Zehen auf. Ach, sage ich, die hab ich jetzt auch schon in Form von Taubheit. Doch sie schüttelt mit dem Kopf und meint wohl etwas anderes. Das könnten durchaus richtige Schmerzen sein. Wie nett! Die jetzigen reichen natürlich nicht. Bei den Rückenschmerzen bin ich skeptisch, da die Chemo genau die Schmerzen an den "lädierten" Stellen verstärkt, so als wäre plötzlich eine Art betäubender Schleier weggefallen, und sie sich nicht wie allgemeine Knochenschmerzen anfühlen. Ich versuche mir einzureden, daß die Chemo eventuell einen positiven Effekt auf den Rücken hat und was sich da tut ebenfalls positiv ist, auch wenn ich nicht wüßte in welcher Art. Vielleicht spielen jedoch nur die Nerven bei der Chemo verrückt, denn eine Mitpatientin erzählte mir heute, wie ihr ein plombierter Zahn anfing zu muckern und der Zahnarzt ihr wegen der Chemo keine Betäubung geben wollte. Das würde mir gerade noch zu meinem kleinen masochistischen Glück fehlen. Unglaublich, was man im Laufe seines Lebens alles so mitmachen muß.

Lenormandblatt