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Samstag, 23. November 2013

Prinzessin auf der Erbse

Jede Rose hat Dornen und statt dauernd Rücksichten auf Leute nehmen zu wollen, die auf meinen Grenzen herumtrampeln, sollte ich mir endlich einmal ein Schulterklopfgerät zulegen. Jeder soll und darf es wissen, daß von mir scharf zurückgeschossen wird. Wer das nicht akzeptieren kann und will, wird gehen, aber dafür kommen andere, die das in Ordnung finden und nicht erwarten, daß ich für alles Verständnis habe. Das sagt die Psychologin und sie hat sicher recht. Trotzdem bleibt es nicht aus, daß es betroffen macht, wieviele Menschen in einer Nation der Miesepeter sich ihre Häme in solchen Momenten kaum verkneifen können. Und es ist nicht so leicht zu akzeptieren, daß es Freunde gibt, die einen entweder nur ganz unten oder ganz oben sehen wollen. Es gibt jene, die plötzlich da sind, wenn es einem sehr schlecht geht, es aber nicht ertragen und einem gönnen, wenn es einem wieder gut geht oder man gar Erfolg hat und glücklich ist, Dann sind da jene, die plötzlich da sind, wenn man ganz oben auf der Welle surft, die aber bei allen Unannehmlichkeiten oder Katastrophen sofort die Flucht antreten. Die eigentlichen Freunde sind die, die sich durch nichts in die Flucht schlagen lassen und sich mitfreuen können, wenn einem Gutes widerfährt. Ja, es stimmt, ich bin gerade sehr anstrengend. Das liegt wahrscheinlich daran, daß ich vierzig Jahre lang alles unternommen habe, um pflegeleicht und keine Belastung zu sein. Ist die Büchse der Pandora jedoch erst einmal geöffnet, quellen dort alle Überempfindlichkeiten hervor, die mich sonst noch seltsamer und anstrengender gemacht hätten und die ich deshalb irgendwo in mir vergraben habe, ohne daß sie deshalb weg gewesen wären. Doch wenn man sich mal überlegt, was eigentlich besser ist - nicht gemocht zu werden, weil man die eigenen Gefühle und Bedürfnisse in sich unterdrückt, oder aber nicht gemocht zu werden, weil man mit den eigenen Gefühlen so anstrengend und aufreibend ist - dann bin ich doch ganz klar lieber Prinzessin auf der Erbse. Aber Vorsicht! Wenn ich das wirklich wahr mache und die Büchse der Pandora wohl genug gefüllt ist (und das ist sie ganz sicher), dann könnte ich schlagartig sogar zur Drama-Queen mutieren, eine Rolle, die mir bisher immer fern lag. Doch ich spüre sehr deutlich, daß ich ein enormes, unerkanntes Potential dazu in mir habe. (Pluto tr im Quadrat zu Chiron r - "Die Wut äußern ***
Während vieler Monate gültig: Diese Zeitqualität könnte recht widersprüchliche Gefühle in Ihnen wachrufen. Möglicherweise verspüren Sie immer häufiger eine unbändige Lust, endlich Ihren Mitmenschen Ihre wirkliche Meinung über sie ins Gesicht zu sagen.
")

Unterwegs nach Zappoint

Wanderungen in der Nacht. Zuerst verschlägt es mich auf den Hof meiner Kindheit. Alle offenen Sand- und Rasenflächen sind zubetoniert und teilweise bebaut worden. Ein Weihnachtsmarkt findet dort statt, wo noch Raum ist, natürlich, um Geld für die Gemeinde zu machen. Ich verlasse den Ort wieder, kann jedoch nicht ausmachen, welches der richtige Weg zurück ist. Jemand weist ihn mir und zeigt auf einen schmalen Feldweg, der bis weit in eine bergige Landschaft hineinführt. Das irritiert mich, denn dort, wo ich herkam, gab es eigentlich keine Berge. Also muß der Weg falsch sein. Außerdem mißfällt mir, daß der gesamte Weg auf der rechten Seite durch einen Weidezaun und auf der linken Seite durch einen mehrere hundert Meter tiefen Abgrund eingegrenzt wird. Der Pfad selbst ist sehr schmal und die Gefahr groß, abzustürzen. Ich möchte nicht hier entlang laufen.
Schließlich auf einem Bahnhof in einer Gruppe von Frauen und Männern, einige ehemalige Klassenkameradinnen sind dabei. Ich unterhalte mich mit mehreren Männern, doch wir schreiten nun, ein wenig wie bei einer Klassenfahrt, in Zweierreihen zu den Bahnsteigen. Eine der Klassenkameradinnen geht neben dem großen Mann im karierten Hemd, mit dem ich gerade gesprochen hatte und irgendwie stört mich die Unterbrechung, da ich noch nicht weiß, wie mein Gesprächspartner hieß. Auch deshalb, weil das Gespräch nicht vorbei ist, finde ich, daß ich und nicht sie neben ihm laufen sollte. So springe ich nun immer zu ihm nach vorne, drängle mich etwas zwischen die beiden und frage interessiert: "Wie heißt du? Sag, wie ist dein Name?" Dabei fällt mir ein, daß er mir den Namen schon genannt haben muß, ich ihn aber vergessen habe, denn ich erinnere mich zumindest daran, daß der Name mit D begann. Da er mir nicht antwortet, beginne ich zu raten. "Daniel?" Keine Reaktion. "Ach ja, David, stimmts?" Genau, ich bin mir jetzt sicher, der Name ist David. Seine Reaktion ist minimal. Nur ein winziges Zwinkern mit dem Auge zeigt mir, daß ich recht habe. Er läuft vor mir die Treppe zur S-Bahn hinauf, dreht sich leicht zu mir um und sagt: "An deiner Stelle würde ich nachmittags anrufen!", verschwindet darauf in Richtung S-Bahn. Ich rufe ihm leicht amüsiert und leicht empört hinterher: "Hey, ich wollte dich gar nicht anrufen!" Doch kaum habe ich diese spontane Antwort gegeben, frage ich mich plötzlich, ob sein Satz wohl bedeutet, daß er nicht abgeneigt eines Anrufs wäre. Bevor ich mir lange den Kopf darüber zerbrechen kann, sehe ich, daß meine S-Bahn nach Zappoint bereits auf dem gegenüberliegenden Bahnsteig gehalten hat und im letzten Moment vor der Abfahrt springe ich hinein. "Das war aber wirklich auf den letzten Drücker, hat ja zum Glück noch geklappt", meint eine der Klassenkameradinnen, die sich bereits im Zug befand.