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Mittwoch, 15. Januar 2014

Kartoffelsalatcontent

bricht alle Rekorde. Vielleicht hätte ich in meinem Roman statt Bratkartoffeln lieber Kartoffelsalat als Requisit nehmen sollen.
Aber eigentlich wollte ich erzählen, daß ich mir vorhin Kartoffelnachschub im Supermarkt besorgte. Da standen 2-Kilo-Beutel der Demeter Heidekartoffeln, Sorte Linda, für 4,50 EUR herum und ich packte sofort einen in meinen Wagen. An der Kasse schnackten zwei Kassiererinnen, die gerade keine Kundschaft hatten, und die zweite blieb neben der anderen sitzen, als diese mich abkassierte. Beide hatten selbst anscheinend diese Heidekartoffeln noch nie gesehen, vielleicht werden die nicht so oft gekauft und staunten mit offenem Mund: "Oooochh! Kartoffeln für 9 Maaaark! Die müssen ja ganz besonders gut schmecken." Man fühlt sich direkt privilegiert, daß man diese Kartoffeln kaufen kann. Aber es ist auch wirklich erstaunlich, wieviel Geld man einspart, wenn man keine Fertigprodukte und Produkte aus dem Chemielabor mehr einkauft. Quasi drei Viertel der gesamten Angebotspalette fallen flach mit allen Dingen, die man laut Werbung angeblich ganz dringend braucht. Man benötigt ein Drittel weniger Geld und schlägt gleichzeitig sogar noch eine weitere Fliege, indem man sich ominöse Chemiecocktails erspart. Und machen wir uns nichts vor - DAS ist der WAHRE Luxus: Demeter-Kartoffeln für 9 Mark und Spreewälder Landbutter ohne Gentechnik dazu.

Noch was: Auf meinem Desktop sitzt heute ein Alien. Ich habe die Bing-Desktop-Anwendung, mit der man jeden Tag ein neues Foto auf den Bildschirm bekommt. Das Ding sieht ein bißchen aus wie ein Küken in Karnevalskostüm. Wer kann mir sagen, was das ist?

Küken mit Karnevalskostüm

Social Network-Müdigkeit

Die Psychologin bewunderte vorhin den von meiner Mutter gestrickten Schal, welcher so gut zu meinen Augen paßt. Sie meinte, sie hätte den Schal mitbringen können, den ihre Tante ihr gestrickt und zu Weihnachten geschenkt hat, aber das lasse sie lieber. Ihrem Gesichtsausdruck zufolge ist das wohl nicht so der Knaller. Nach dem Termin ging ich wie immer in den dort ansässigen Bio-Markt und kaufte neben anderen Dingen drei Äpfel, welche in Aktion waren und die man aus einer Kiste klauben konnte. Die Äpfel sollten für einen Kartoffelsalat sein, auf den ich Heißhunger hatte, aber schon während der Zubereitung war ich hin und weg darüber, was für leckere Äpfel ich mit nach Hause gebracht hatte. So gut haben mir lange keine Äpfel geschmeckt, doch leider habe ich mir nicht gemerkt, was das für eine Sorte ist. Ich glaube, der Name begann mit 'J', aber nicht mit 'Jona'. Am liebsten mag ich Kartoffelsalat mit Apfel und Öl, noch etwas Salz und Pfeffer, fertig. Diesmal habe ich das Haselnussöl aus der vorletzten Biobox verwendet - perfekt! Dazu überbackenen Fetakäse in Ermangelung von Würstchen, die leider Samstag um Mitternacht aus der Packung gegessen werden wollten. Aber ich erzähle und erzähle, dabei wollte ich über etwas ganz anderes schreiben. Facebook und Twitter langweilen mich zur Zeit tödlich und ich habe das Gefühl, es geht nicht nur mir so. Ja, ich bilde mir sogar ein, daß Blogs wieder im Aufschwung sind, weil viele ebenso genervt sind von diesen sozialen Netzwerken. Bei Facebook bekomme ich im Grunde gar nichts mehr mit, weil dauernd irgendwelche Beiträge oder Meldungen ganz oben stehen, die ich schon fünfzehnmal gesehen habe, oder uraltes Zeug, das mich null interessiert. Und da ich keine Lust zum Scrollen habe, bleibt es dabei. Wenn Facebook schon inzwischen meine Lektüreauswahl trifft, sollte es sich ein bißchen mehr ins Zeug legen, sonst klicke ich weg. Twitter ist auch nicht mehr das, was es einmal war. Noch immer versuchen sich die meisten Twitterer an Bonmots zu übertreffen, aber wenn man ehrlich ist, hat man alles so oder ähnlich bereits hunderte Male gelesen. Ein paar ganz Eiserne versuchen sich weiterhin an Twitter-Lyrik, was lobenswert ist, aber bei dieser ewig tigernden Timeline schafft man kaum, irgendetwas ganz aufzunehmen. Nirgendwo anders funktioniert 'aus den Augen - aus dem Sinn' besser. Aber das Bloggen, ja das Bloggen, liebe ich noch immer, nur leider fehlt gerade ein wenig das Material. Natürlich könnte ich schreiben, was in mir so vorgeht, aber einen dauernden Seelenstriptease möchte ich hier nicht hinlegen, auch wenn diese Beiträge meist gut ankommen. Andererseits merke ich aber auch anhand der Kommentare, daß sie meist außerdem falsch ankommen, was doppelt bitter ist. Schließlich möchte man ja doch verstanden werden. Im Grunde halte ich mich lieber an kleine Beobachtungen und Anekdoten. Der Leser muß sich einfach damit zufrieden geben, daß ich größtenteils alleine in meinen tiefen Gründen tauche und auf dem Blog gerne einen Plauderton anschlage. Nur sind die Büro-Satiren ausgegangen und die Reiseberichte ebenfalls. Natürlich könnte ich die Texte posten, an denen ich schreibe, aber schon beim letzten Mal mußte ich feststellen, daß bei Roman-Rohfassungen kaum jemand mitliest. Anscheinend werden solche Texte erst interessant, wenn sie etwas kosten. Und von denen, die damals mitgelesen haben, bloggen viele längst nicht mehr. Also müssen langweilige Kartoffelsalatgeschichten herhalten.

Glossybox Januar 2014 - Fresh Start Edition

Die Glossybox kommt irgendwie immer früher bei mir an und ich wäre nicht ich, wenn ich nicht wieder etwas auszusetzen hätte, allerdings ist es diesmal nur eine Winzigkeit und, ich kann es kaum glauben, nicht am Inhalt. Vom Inhalt dieser Glossybox bin ich hin und weg - einfach nur wow! Das ist die beste Box, die ich je bekommen habe. So macht die Überraschung echt Spaß! Vielleicht ist das ja tatsächlich jetzt eine Folge des neuen Beauty-Profils im Account. Die Box selbst hat sich anscheinend in diesem Jaht etwas geändert, sie ist etwas höher und glänzender, aber - was mir nicht so gut gefällt -, trägt jetzt auch den Schriftzug "Glossybox", während vorher nur das Logo darauf war. Da die Boxen sehr schön aussehen und stabil sind, habe ich sie gerne weiterverwendet und zum Beispiel auch als Geschenkbox benutzt. Doch mit dem Schriftzug ist diese Verwendung nun eher nicht mehr angebracht. Schade! Doch kommen wir zum positiven Teil, dem Inhalt. Ich habe keine Ahnung, warum ein kleiner Schwamm pro Stück 10,30 EUR kostet, es muß jedenfalls ein ganz besonderer Schwamm sein - aus rein natürlichem Material, der Mineralien, Vitamine und andere gute Sachen für die Haut enthält, der Konjac Sponge Natural von Karmameju. Aber gerade das macht mich neugierig, obwohl ich skeptisch bin, und ich werde das gerne ausprobieren. Genauso habe ich mir solch eine Box vorgestellt, daß man Produkte bekommt, die man so noch nicht kennt, aber von der Art her benutzt, und an denen einen nichts hindert, wie zum Beispiel merkwürdige Inhaltsstoffe, diese gerne auszutesten. Ein ebensolches Produkt ist weiterhin der Sumita Beauty Brow Set-Wachsstift. Er soll die Augenbrauenhärchen bändigen. Ich weiß nicht, ob man so etwas braucht, aber da meine Augenbrauenhärchen gerne mal aus der Reihe tanzen, ist das einen Versuch wert. Sehr gefreut habe ich mich auch über die Luffa Seife von Heartland Fragrance Co. Endlich Seife! Das ist die erste Seife überhaupt, die ich mit der Box bekommen habe! Hurra! Weiterhin war von bebe more ein Abschminkfluid enthalten. Ich hatte mir zwar bereits selbst wieder neuen Makeup-Entferner besorgt, aber sowas brauche ich ständig. Ob es gut ist, wird sich zeigen. Außerdem fand ich in der Box zwei kleine Pröbchen, zum einen von benefit The POREfessionell, ein Balm, der Poren und Fältchen verschwinden lassen soll, und zum anderen von der Yu-Be Moisturizing Skin Cream aus Japan. Eine wirklich tolle Box!

Glossybox Januar 2014

Künstler und ihre Ateliers

Es gibt Orte, die ich besonders gerne mag. Neben magischen Plätzen in Land oder Stadt, wie zum Beispiel der Elfenwald oder die Gegend um den Reichstag herum, gehören dazu auch Künstlerateliers. Sicher geht dies auf meine Kindheit zurück, in der ich regelmäßig ein solches besuchte. Alles fing damit an, daß meine Mutter mich im Alter von vier oder fünf Jahren an die Hand nahm und mit mir zu einer mit ihr befreundeten Künstlerin ging. Diese Besuche wiederholten sich ab da meist wöchentlich und auch, wenn es sich die ersten Male nur um Kaffeekränzchen handelte, waren diese Treffen bereits sehr aufregend für mich, was nicht nur an dem steinernen Elefanten lag, dessen man auf einem Spielplatz am Wege ansichtig wurde und auf dessen Rüssel man herunterrutschen konnte. Noch viel interessanter fand ich im Grunde die Wohnung der Künstlerin. Sie lebte in den Prenzlauer Bergen auf einem Hinterhof in einer Souterrain-Wohnung. Genauer gesagt waren es zwei gegenüberliegende Wohnungen, aber die zweite Wohnung diente ausschließlich als Lager, in welchem wundervolle Schätze aus ihrer Produktion lagerten. Wenn man die Wohnung betrat, mußte man zuerst einige Treppenstufen in den Flur hinuntersteigen. Schon der Geruch, der mir dort entgegenkam, war sehr anders als alles, das ich kannte. Es war so eine Mischung aus Papier, sehr viel Papier, und etwas modrig nach Keller und Leim. Die Küche sah mehr wie eine Werkstatt aus, denn sie hatte dort, weil sie nicht nur Grafiken anfertigte, sondern ebenfalls Handpuppen für ein Puppentheater, einen großen Bottich mit eingeweichten Papierschnipseln zu stehen, aus welchen sie Pappmaché herstellte. Die Räume der hohen Altbauwohnung kamen mir riesig vor, aber ich war ja auch klein, da erscheint einem alles viel größer. Der Wohn- und Schlafraum war ein ausgedehntes Durchgangszimmer mit immer warmem Kachelofen und deckenhohen Regalen voller Bücher, die von Skulpturen und ausgefallenen Steinen dekoriert wurden. Die ersten Treffen fanden ausschließlich in diesem Wohnzimmer statt, aber während ich auf dem Teppich mit dem Korb wundersamer Spielsachen spielte, welche sie von ihren Reisen zusammengetragen hatte, konnte ich doch immer mal wieder einen Blick durch die zweite Tür erhaschen, durch welche es zu ihrem Atelier ging. Und obwohl die Spielsachen sehr edel und besonders waren - ich erinnere mich an ausgesägte Holztiere und bunte Geduldsspiele -, machte mich das verdächtig unaufgeräumte Zimmer hinter dieser Tür sehr viel neugieriger. Als Kind, das schon frühzeitig gelernt hatte, keine emotionalen Bedürfnisse mehr zu äußern, ließ ich mir allerdings nichts anmerken, sondern wartete geduldig ab.

Nach einigen dieser Kaffeekränzchen war es soweit: Die Künstlerin betrat mit mir ihr Atelier und ab da begann meine erste Kunstausbildung. Ich konnte mich nie, wenn ich dieses Atelier betrat, an dem kunterbunten Chaos in allen Ecken satt sehen. Auf dem Boden blanke Holzdielen, fand ich die große Fußbodentür extrem spannend. Manchmal kippte sie die Tür zurück und stieg einige Stufen nach unten, wo sich anscheinend ein Keller befand. Das Fenster ging zur Straße hinaus, auf welcher die Leute vorübergingen und direkt in das große Atelierfenster schauen konnten, wenn nicht gerade die Vorhänge zugezogen waren. Mehrere große Zeichentische standen im Zimmer, die stets über und über von Zeichnungen und Skizzenbüchern bedeckt wurden. Auf der anderen Seite bildeten großformatige Kommoden, die als Aufbewahrung der Zeichnungen dienten, die Grundlage für Regale, die voller Stifte, Pinsel, Farben und halbfertiger Puppenköpfe waren. Alles erschien mir sehr fremdartig und schön, denn die Künstlerin hat wirklich bezaubernde Sachen gemacht, so wie die Karte unten, die ich von ihr bekam. Ich habe sie immer für ihren Fleiß, ihre Disziplin und ihre Akuratesse bewundert. (Sie war Steinbock!) Überall an der Decke und an den Regalen hingen bunte Puppen und Marionetten, sowie Unmengen von Zeichnungen, meist Kinderzeichnungen, an den Wänden. Eigentlich hätte ich liebend gerne einmal richtig ausgiebig in diesem Atelier herumgestöbert, wahrscheinlich hätte es Stunden gebraucht, um alles aufzunehmen und zu erfassen, aber dazu ist es nie gekommen, weil ich mit anderen Dingen beschäftigt wurde.

Anfangs war natürlich alles sehr kindgemäß. Da wurden Sterne geschnitten, gefaltet und geklebt oder kleine Stielpüppchen aus Pappmaché gebastelt und bemalt. Ich ging jede Woche sehr gerne dorthin. Ja, es war sogar so, daß ich, wenn wir eine Woche mal nicht ins Atelier gingen, sondern im Wohnzimmer blieben und ich mich mit den Spielsachen selbst unterhalten sollte, regelrecht enttäuscht war. Irgendwann dann, vielleicht einige Monate später, hatte sich die Künstlerin etwas besonderes für mich ausgedacht. Auf dem Zeichentisch stand ein bunter Sommerblumenstrauß in einer Vase und es lagen daneben Pinsel und Farben bereit. Ich sollte diesen Sommerblumenstrauß malen und ich war geschockt. Das erschien mir dann doch einige Nummern zu groß und ich warf verzagt ein, daß ich das nicht könne. Sie meinte, ich solle es versuchen, und da ich ein artiges Kind war, tat ich dies. Mit dem Ergebnis schien sie sehr zufrieden zu sein. Im nachhinein kam es mir immer vor, als sei die Aufgabe so eine Art Test oder Prüfung gewesen, denn ab da ging es jede Woche richtig zur Sache. Sie brachte mir einen Großteil der wichtigsten Techniken bei: Kohle, Pastell, Feder, Tusche, Aquarell, Gouache, Linolschnitt und sicher noch einiges mehr, an das ich mich nicht mehr erinnere. Sie zeigte mir, wie man Kohle- und Pastellzeichnungen fixiert, nämlich mit einem kleinen Pusteröhrchen und einem Fixativ. Ich mache das heute noch so, obwohl mir dabei total schwindlig wird. Da sie sehr gerne alles mögliche ausprobierte an kreativen Techniken, testeten wir einiges auch zusammen, wie Farbverläufe von verdünnten Ölfarben auf Papier oder ähnliches.

Leider durfte ich die Sachen, die ich bei ihr gemacht habe, selten mit nach Hause nehmen. Sie hat alles selbst irgendwo aufbewahrt, was ich jetzt manchmal schade finde, da ich es gerne nochmal anschauen würde. Die Künstlerin ist bereits verstorben und von diesen Dingen sicher nichts mehr aufzufinden. Wenn ich allerdings einmal etwas doch mit nach Hause nehmen durfte, hatte ich das Gefühl, es gefällt ihr nicht und das fand ich auch irgendwie doof.
Als ich später meine Mappe für die Kunsthochschule vorbereitete, besuchte ich sie manchmal und sie begutachtete meine Arbeiten, gab nützliche Hinweise und Tipps und bei einigen Gelegenheiten durfte ich mir sogar aus dem dicken Künstlerkatalog etwas aussuchen, das sie für mich mitbestellte. Die exquisiten Pinsel, die ich von ihr habe, hielt ich so in Ehren, daß ich sie bisher nie benutzt habe. Eigentlich eine ziemlich unsachgemäße Verwendung, die ihr sicherlich nicht gefallen würde, wenn sie das wüßte.

Künstler war für mich ein Beruf wie für andere Kinder Zahnarzt oder Rechtsanwalt - er war für mich von meinen Eltern angedacht. Ich denke, daß ich als Kind ziemlich privilegiert gewesen bin, so gefördert worden zu sein und ich glaube, meine Eltern wollten von mir, daß ich stellvertretend für sie Kreativität auslebe, da sie sich selbst das nicht oder wenig getrauten, mein Vater als Literat, der er eigentlich einmal werden wollte, und meine Mutter als Künstlerin, die sie eigentlich einmal werden wollte. Und es ist kein Wunder, daß sie sich das nicht getrauten, denn ihre Erwartungshaltungen waren immens. Für meinen Vater war sowieso nie etwas gut genug und meine Mutter hatte in ihrem vorurteilsbehafteten Halbwissen darüber, was man in der Kunst dürfe oder nicht, und mit dieser unendlich quälenden Trennung zwischen Ernst und Unterhaltung, so viele Regeln angesammelt, daß echte Kreativität kaum noch möglich gewesen ist. Ich war mit der Wahl meiner Eltern nicht unbedingt unglücklich, ich habe durchaus gerne gemalt, gezeichnet und gebastelt, doch diese kreative Unfreiheit und die hohen Erwartungen meiner Eltern, haben mir bald einiges an Freude daran genommen, weil ich sie für mich selbst übernahm. Irgendwann war ich nur noch unzufrieden mit dem, was ich machte, und schließlich tat ich es nach der Wende meinen Eltern gleich und hängte die Kunst an den Nagel, um mir einen sicheren Job zu suchen. Bis heute bin ich damit beschäftigt, mich von den kreativen Zwängen, Vorurteilen und Erwartungshaltungen meiner Kindheit zu befreien, doch die Kunst an sich läßt mich nicht los. Das ist wohl auch der Grund, warum ich generell etwas gegen Vorurteile, Dünkel und von ihnen abgeleitete Regeln habe. Ich schreibe schräge Gedichte, kleckse Farben aufs Papier und wenn sich mein innerer Kritiker dazu meldet, schaue ich mir das Ganze noch einmal genauer an und finde es gerade dann wundervoll, was ich da mache, selbst wenn das sonst niemand sieht, einfach nur deshalb, weil ich mir erlaube, es zu tun. Genauso wundervoll finde ich es, wenn andere Menschen kreativ ihr Ding machen, ganz egal, ob mir ihre Erzeugnisse gefallen und ich Zugang dazu bekomme oder nicht. Ich habe zwar vergangenheitsgemäß einen strengen und scharfen Blick, was konkrete Beeinträchtigungen betrifft, doch beglücke damit in der Regel nur Leute, die mich darum bitten, und selbst dann schmälert es für mich niemals den persönlichen Wert einer Leistung. Schließlich ist das, was man selbst als Fehler sieht, oft sehr subjektiv und macht für andere wiederum den Charme einer Sache aus, weshalb ich mich meist lieber auf das konzentriere, was ich als positiv empfinde. Bei mir selbst hat es etwas länger gedauert, bis ich das konnte, und bleibt ein stetiger Übungsprozeß. Es sollten sich viel mehr Menschen die Erlaubnis geben, ihre Fähigkeiten in Freiheit und Freude zu entwickeln, denn dann müßten sie andere nicht als Stellvertreter anheuern oder bestrafen, sondern könnten sich gegenseitig unterstützen.

An meine erste Mentorin habe ich aus einem bestimmten Anlaß heraus wieder gedacht, eine Reisebegebenheit, die mir nun, da ich bereit bin, es bewußt zu sehen, einiges erhellt. Und ich fand, es wird einmal Zeit, diesen Teil meiner Kindheitserinnerungen aufzuschreiben. Noch heute liebe ich Künstlerateliers, ihre Gerüche, ihr kreatives Chaos und diese unwiderstehliche Buntheit und Ideenhaltigkeit, die in ihnen herrscht.

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