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Sonntag, 26. Januar 2014

Bücher auf Bestsellerlisten

Irgendwann habe ich aufgehört, mich für Bücher auf Bestsellerlisten zu interessieren und lese sie nur vereinzelt, wenn mich mal wieder irgendjemand dazu überredet hat. Das liegt daran, daß mein Geschmack und Bestsellerlisten anscheinend nicht kompatibel sind. Ich kann mich im Grunde nur an einen einzigen Bestseller erinnern, welchen ich las und tatsächlich überragend fand, so wie es sich nach meiner Ansicht für einen Bestseller gehören sollte, nämlich "Das Parfum" von Süskind. Das ist nun für aufmerksame Leser des Blogs nichts neues, aber was ich doch sehr interessant finde, ist folgendes: Wenn man diese Meinung in Gruppen äußert, egal welcher Art, erhält man sofort vollste Zustimmung und eifriges Kopfnicken. Es ist beinahe so, als würde sich alle Welt von Bestsellerlisten fernhalten und niemand die darauf befindlichen Bücher lesen. So ähnlich, wie ja auch das Dschungelcamp niemand sieht. Und dann entstehen so paradoxe Situationen wie letztens bei einer Familienzusammenkunft. Da meine Mutter noch immer die riesige Bibliothek meines Vaters verkleinert, schauen wir regelmäßig Bücherberge durch. Und ich äußerte dabei, daß ich nicht verstehen könne, wie manche Bücher auf Bestsellerlisten landen, da ich sie meistens ziemlich durchschnittlich finde und sie mir nicht gefallen. Sofort nickten alle eifrig und stimmten mir zu. Ihnen erginge es ganz genauso, und so weiter, und so fort. Man würde sich gar nicht mehr nach Bestsellerlisten richten, denn es sei eh nur Mist, was die Massen da kaufen. So ging es eine Weile, bis plötzlich meine Mutter und meine Schwägerin einstimmig in das Loblied für ein Buch einfielen, natürlich eines von der Bestsellerliste. "Der Hunderjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand" heißt es und durch den ausgefallenen Titel hatte ich davon bereits gehört, aber ohne daß ich Lust bekommen hätte, es zu lesen. Nun wurde ich quasi bekniet, das Buch mitzunehmen und zu lesen, von meiner Mutter auch mit so subtilen Anmerkungen wie: "Lies das mal! SO muß man schreiben."
Tja, und was soll ich sagen - dieses Buch ist ein weiterer Beweis dafür, daß Bestsellerlisten und ich nicht zusammenpassen. Ich habe genau fünfzig Seiten davon gelesen und mehr will ich gar nicht. Es hat mich nirgendwohin mitgenommen. Weder bin ich gespannt, was als nächstes passiert, noch ist die Sprache besonders ergötzlich. Im Gegenteil, den Sprachstil finde ich ganz fürchterlich. Er ist mir viel zu distanziert und abgehackt, ich nenne so etwas Jugendbuchstil. Ähnlich wie bei "'Harry Potter", nur daß "Harry Potter" wenigstens tatsächlich ein Jugendbuch ist. Ich fand schon als Kind Jugendbuchstil nicht besonders anregend, deshalb las ich lieber Klassiker aus der Bibliothek meines Vaters. Wenn meine Gehirnzellen beim Lesen nicht ein wenig umherspringen und sich an fließender Sprache laben können, bin ich wahnsinnig schnell gelangweilt. Und von diesem Buch finde ich eigentlich nur den Titel gut, eine magere Ausbeute nach fünfzig Seiten.
Ich kann mit Fug und Recht behaupten, daß meine Meinung über Bestsellerlisten ehrlich meiner Wirklichkeit entspricht, während sie anscheinend von vielen anderen nur geäußert wird, um sich in Gesellschaft als besonders unabhängiger und eigenständiger Leser darzustellen. Anders kann ich mir die Diskrepanzen zwischen Meinung und Statistik nicht erklären. (Diese Gerüchte, wie Bestseller angeblich von Verlagen mit unlauteren Methoden "gemacht werden", lasse ich hier mal außen vor, bestärken mich aber darin, mir meine Lektüre nach anderen Gesichtspunkten zu suchen.)