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Mittwoch, 5. März 2014

Das feuilletonistische Zeitalter

Wir müssen bekennen, daß wir außerstande sind, eine eindeutige Definition jener Erzeugnisse zu geben, nach welchen wir jene Zeit benennen, den «Feuilletons» nämlich. Wie es scheint, wurden sie, als ein besonders beliebter Teil im Stoff der Tagespresse, zu Millionen erzeugt bildeten die Hauptnahrung der bildungsbedürftigen Leser; berichteten oder vielmehr «plauderten» über tausenderlei Gegenstände des Wissens, und, wie es scheint, machten die klügeren dieser Feuilletonisten sich oft über ihre eigene Arbeit lustig, wenigstens gesteht Ziegenhalß, auf zahlreiche solche Arbeiten gestoßen zu sein, welche er, da sie sonst vollkommen unverständlich wären, geneigt ist, als Selbstpersiflage ihrer Urheber zu deuten. Wohl möglich, daß in diesen industriemäßig erzeugten Artikeln eine Menge von Ironie und Selbstironie aufgebracht wurde, zu deren Verständnis der Schlüssel erst wieder gefunden werden müßte...
...Wie gesagt, war vermutlich dieser ganzen Betriebsamkeit ein gutes Teil Ironie beigemischt, vielleicht war es sogar eine verzweifelte Ironie, wir können uns da nur sehr schwer hineindenken; von der großen Menge aber, welche damals auffallend leselustig gewesen zu sein scheint, sind alle diese grotesken Dinge ohne Zweifel mit gutgläubigen Ernst hingenommen worden. Wechselte ein berühmtes Gemälde den Besitzer, wurde eine wertvolle Handschrift versteigert, brannte ein altes Schloß ab, fand sich der Träger eines altadligen Namens in einen Skandal verwickelt, so erfuhren die Leser in vielen tausend Feuilletons nicht etwa nur diese Tatsachen, sondern bekamen schon am selben oder doch am nächsten Tage auch noch eine Menge von anekdotischem, historischem, psychologischem, erotischem und anderem Material das jeweilige Stichwort, über jedes Tagesereignis ergoß sich eine Flut von eifrigem Geschreibe, und die Beibringung, Sichtung und Formulierung all dieser Mitteilungen trug durchaus den Stempel der rasch und verantwortungslos hergestellten Massenware...
... Es war, wie in jenem wunderbaren chinesischen Märchen, die «Musik des Untergangs» erklungen‚ wie ein langdröhnender Orgelbaß schwang sie jahrzehntelang aus, rann als Korruption in die Schulen, die Zeitschriften, die Akademien, rann als Schwermut und Geisteskrankheit in die meisten der noch ernst zu nehmenden Künstler und Zeitkritiker, tobte sich als wilde dilettantische Überproduktion in allen Künsten aus.
(aus "Das Glasperlenspiel" von Hermann Hesse)


Ich frage mich, was Herr Hesse wohl geschrieben hätte, wenn es damals schon das Internet, die Blogs und die virtuellen Sozialen Netzwerke gegeben hätte.

Die Zelle muß respektiert werden

Doch die großen Konzerne hätten eben nie Interesse daran gehabt, ökologisch erzeugte und an die Bedingungen des Bio-Landbaus angepasste Sorten zur Verfügung zu stellen, erinnert sich Rudolf. Kein Wunder: Bei sieben Prozent Anteil rechnet sich das kaum. Mit Sorge habe man dann beobachten müssen, wie die konventionelle Züchtung immer mehr vom Acker ins Labor wanderte, sprich: biotechnologische Methoden angewendet werden, die sehr nahe an der Gentechnik sind — wie bei den bereits erwähnten Brokkoli-CMS-Hybriden. CMS steht für “Cytoplasmatische Männliche Sterilität”. Aus dem Bio-Unterricht mag man sich dunkel erinnern, dass sich einige Pflanzen selbst bestäuben können, da sie sowohl männliche als auch weibliche Fortpflanzungsorgane haben. Züchter wollen aber sicherstellen, dass sich nur bestimmte Pflanzen fortpflanzen, zum Beispiel der weißeste Blumenkohl oder der größte Brokkoli. Sorten wie der Rettich oder die Sonnenblume bringen diese Sterilität bereits von Natur aus mit. Per Zellfusion kann diese Eigenschaft im Labor nun vom Rettich auf den Blumenkohl oder Brokkoli übertragen werden. Laut gesetzlicher Definition handelt es sich dabei nicht um Gentechnik, selbst nach der EU-Ökoverordnung ist das Verfahren zulässig. Trotzdem: Die drei großen Anbauverbände Bioland, Naturland und Demeter lehnen CMS-Hybriden ab, die Zelle müsse als kleinste, unteilbare Einheit des Lebens respektiert werden…

… „2014 soll eine neue EU-Saatgutverordnung verabschiedet werden, die seltene Sorten besonders gefährden würde, weil sogar der freie Tausch von Saatgut und Knollen unter Strafe gestellt werden könnte“, schreibt der Verein „Save our Seeds“ auf seiner Internetseite. Er kritisiert die Verordnung als Gesetz der Lobbyisten. „Wer sich das genauer anschaut, wird sehen, für wen die Verordnung geschrieben ist — für die größeren Saatgutbetriebe“, sagt Sprecherin Susanne Kopte. Sie vermisst im Entwurf einen fairen Zugang für samenfeste Sorten aus ökologischer Züchtung und prognostiziert, dass es Züchter, Landwirte, Hobbygärtner und Erhalter von Sorten demnächst schwer haben werden. Mit Internet-Protesten und gezielten Demonstrationen in Brüssel und Berlin haben die Verordnungs-Kritiker ihren Widerstand kundgetan. Mehr als eine halbe Million Protestunterschriften hat man bereits in 20 EU-Ländern gesammelt. Es wird sich dieser Tage zeigen, wie empfänglich die EU-Abgeordneten des Europa-Parlamentes für die Argumente sein werden. Im Mai 2014 wird über die Verordnung entschieden.

(aus “Bioboom” Frühling 2014)

 

http://saveourseeds.org

 

Im nächsten Leben werde ich Experte für ökologischen Pflanzenanbau. Oder doch lieber Hofkoch?

 

Hofkoch

Die Zahl

Ich werde nie verstehen, warum so viele diesen Schund von Sarrazin kaufen. Erklären kann ich es mir nur so, daß die Mehrheit ihn nicht als ehemaligen Finanzsenator von Berlin live kennt und sich auch nicht dafür interessiert, was er damals eigentlich getan hat. Wir dagegen, Berliner in spezieller Mission, sind ja in den Genuß Albtraum gekommen, ihn tatsächlich live zu erleben, seine Meinungen und Reden zu hören, sein persönliches, menschliches Verhalten zu erfahren, und zwar nicht nur in Talkshows. Wenn man das einmal getan hat, weiß man einfach vorher, daß das ein Knallkopp ist und in so einem Buch nichts Vernünftiges stehen kann. Schade finde ich nur, daß er jetzt nicht selbst in den Genuß kommt, seine genialen Spar-Strategien an sich auszuprobieren.

Das Video:

http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/2103602/Die-Zahl-100.000?setTime=13.708