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Sonntag, 27. Dezember 2015

Ein halbes Bio-Hähnchen

bekam ich in diesem Jahr als Weihnachtsgeschenk. Ich dachte erst, das wäre ein Scherz, bis sie mir den gefrorenen Brocken zeigten, der sogar noch größer ist als ein ganzer Hahn aus dem Supermarkt. Ok, an sich ist das eigentlich ein schönes Geschenk, da ich ja wenig Gelegenheit habe, mich auf Bio-Bauernhöfen mit glücklichem Geflügel einzudecken, nur der Zeitpunkt ist blöd. Vor Weihnachten wäre besser gewesen, denn nun habe ich neben Haustäubchen, das ein wenig wie Wild schmeckt, bereits tagelang Hähnchen gegessen und versucht, den riesigen Brocken noch in mein volles Tiefkühlfach zu quetschen, worin sich meine Vorräte für die nächste Woche befinden, die ich angelegt hatte, damit ich dem Supermarkt fernbleiben kann. Aber da er sich dort sicher nicht lange hält, gibt es wohl spätestens zu Neujahr wieder Geflügel. Jetzt, am ersten Tag nach den Weihnachtsfeiertagen, geht es mir endlich wieder langsam ein wenig besser und das sieht auch mein Horrorskop so: "Der Tag beginnt mit einer Mondpause, die bis 11.32 Uhr dauert. Sie können ausschlafen und finden langsam Ihre Mitte wieder." Die Betonung liegt allerdings auf 'langsam'. Das waren wirklich die gräßlichsten Weihnachten ever, ich kann mich jedenfalls nicht an schlimmere erinnern, außer vielleicht an die, kurz nach meiner ersten Chemotherapie. Doch das paßt ja irgendwie zu diesem Jahr. Wieso sollte es besser aufhören? Aber wenigstens habe ich ein Kilo Mehl zu Plätzchen verarbeitet und jetzt Keksvorräte bis Ostern.

Auf dem Familientreff war immer noch die Hochzeitsfeier Thema Nummer eins. Inzwischen haben wir auch einige Bilder des Fotografen gesehen und wenn alle Fotos aus sämtlichen Quellen zusammengetragen sind, erwartet mich die mir übertragene Aufgabe, ein Fotobuch zusammenzustellen. Damit werde ich ziemlich zu tun haben, da ich diese ja immer individuell entwerfe und es wirklich viele Fotos sind. Meine Schwägerin erzählte, daß am Tag der Feier die Taxifahrer ganz konfus waren, weil sie ständig zur A. Försterei fahren sollten. Als sie dann selbst ein Taxi bestellte, stöhnte man schon am Telefon: "Nicht schon wieder!" und wollte wissen, was dort los sei. Etwa ein Fußballspiel und müssen die armen Jungs jetzt schon abends spielen? Außerdem meinte sie, daß ich auf allen Fotos nur strahle, aber ich behauptete, daß dies nicht sein kann, denn ich habe zwischendurch ganz bestimmt mal mißmutig dreingeschaut, nämlich dann, wenn ihre komischen Schlagerschnulzen und Schlaflieder liefen. Sie erwiderte darauf, sie hätte ab und zu mal gelinst, zu welchen Liedern ich getanzt hätte und sei der Auffassung, so verrückt wie ich und S. müsse sie nicht tanzen. Aber es gab noch andere Gründe, weshalb ich manchmal genervt geschaut habe, denn ich wurde gleich von drei liierten Männern recht verliebt beobachtet, wie mir schien, und das fand ich nicht so angenehm, schon gar nicht von allen Seiten. Die könnten ruhig mal ihre Freundinnen/Frauen anschauen, anstatt mich mit ihren Blicken wuschig zu machen. Ich glaube, manche Männer merken das noch nicht einmal. Sowas kann mich aggressiv machen. Aber wenn der Fotograf mich immer nur mit guter Laune abgelichtet hat, soll es mir recht sein.

Meine Mutter hat wieder einen riesigen Stapel Bücher aus der Bibliothek meines Vaters aussortiert. Mein Vater ist seit sechs Jahren tot und die vier Jahre davor hatte sie bereits auch schon aussortiert. Das heißt, sie löst jetzt seit knapp zehn Jahren die Bibliothek meines Vaters auf. Ich frage mich immer, wo sie die Bücher noch alle herholt. Sie hat damit bereits ein ganzes Antiquariat ausgestattet. Ich hatte allerdings ebenfalls wieder das ein oder andere Buch ausgesondert und dazugepackt. Als wir die Bücher durchsahen, meinte meine Schwägerin bei dem Buch "Kaiser Karls Kanalbau": "Also ich muß schon sagen, euer Vater hat aber wirklich sehr merkwürdige Bücher gesammelt und gelesen." Und ich so: "Ähm, das Buch ist von mir!"