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Donnerstag, 3. März 2016

Frühlingsröcheln

Das erste Anzeichen für mich, daß der Frühling ins Land zieht, ist das qualvolle Röcheln, das jede Nacht stundenlang aus meiner Nachbarwohnung zu hören ist. Ich hatte zwar ebenfalls schon ein paar Nieser, denen vertraue ich da aber weniger, weil ich auch beim Kartoffel- oder Möhrenschälen gerne mal niese. Die ersten Male dachte ich noch, ich müßte die Feuerwehr rufen, allerdings wußte ich gar nicht, aus welcher Wohnung die Geräusche kommen. Inzwischen sind mehrere Jahre vergangen und das Geröchel, das immer zu bestimmten Zeiten des Jahres anhebt, ist noch nicht verstummt. Lebensgefahr scheint jedenfalls keine zu bestehen, aber wenn dieses ewige Röcheln alleine schon meine Nerven strapaziert, frage ich mich doch, wie es jemand wochen- und monatelang damit aushält, keine Luft zu bekommen. Mein Nachbar scheint wirklich hart im Nehmen zu sein. Also ich würde nicht nur für meine Nachbarn, sondern vor allem auch für mich selbst alles daran setzen, entweder mit Hilfe von Ärzten oder meinetwegen auch mit sonstigen Medizinmännern ein wirksames Heilmittel dagegen zu finden, die es dafür doch das eine oder andere gibt. Ich weiß nämlich selbst, wie sich das anfühlt, denn ich habe die Erfahrung auch bereits gemacht, allerdings glücklicherweise nur einige wenige Male und immer nur in demselben Zimmer. Es war das Zimmer meines damaligen Freundes im Haus seiner Eltern. Sobald ich mich dort länger als eine Stunde aufhielt, begann ich nach Luft zu ringen und zu röcheln, als sei ich kurz vor dem Ersticken. Das ist nie wieder irgendwo anders aufgetreten. Ich kann mir deshalb bis heute nicht erklären, was da an oder in diesem Zimmer war. Vielleicht war es ja etwas Psychisches, denn wenn man am Abend des Kennenlernens mit jemandem mit nach Hause geht und unbedingt seiner Mutter vorgestellt werden soll, kann das durchaus ein traumatisches Erlebnis sein. Damals bin ich schließlich nicht nach der Disko mit jemandem mitgegangen, um dessen Mami kennenzulernen. Und man wurde ja auch immer wieder von den Eltern gewarnt, daß man nicht mit Fremden mit in die Wohnung gehen soll. Dort könnten schlimme Dinge geschehen, eben zum Beispiel, daß man deren Müttern vorgestellt wird. Damit ist nicht zu spaßen! Immerhin gab es heute noch etwas angenehmere Frühlingsvorboten, nämlich die ersten Krokusse auf dem Hof und einen Strauß Frühlingsblumen, den ich mir kaufte. Ich mag die Ranunkeln so gerne, die es jetzt gibt, sowohl als Wort als auch als Blume.