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Freitag, 18. März 2016

Hochseilakrobatik

Früh um 8 Uhr wurde ich bereits von einer fröhlichen Niesattacke geweckt. Im Supermarkt gab ich später einen einzigen Nieser von mir und schlagartig war alles frei um mich. Den ersten Bärlauch gab es zu kaufen. Alles untrügliche Zeichen, daß der Frühling voranschreitet. Außerdem werde ich von den Kinderüberraschungs-Werbeaufstellern neuerdings aufgefordert, meinen Kumpel zu treffen. Ich muß immer in mich hineingrinsen. Als wir zuletzt telefonierten erzählte er von seinem Urlaub auf irgendeiner Sonneninsel (hab vergessen, welche das war - ich verwechsle die sowieso andauernd), wo er ständig auf seinen Namen angesprochen wurde. Den kennt man da. Aber diese Gedanken machen mich auch traurig, denn dann wird mir bewußt, daß ich gerne mein Leben zurück hätte. Also ein normales Leben. Stattdessen gleicht es nur noch einem ununterbrochenem Krisenmanagement. Ich fühle mich dabei wie eine Hochseilartistin. Mein Horroskop sagt: "Meditation will bring relief." Ja, und ich atme, atme, atme und ich tanze, tanze und tanze. Manchmal fühlt es sich fast an, als hätte man sich daran gewöhnt, doch das stimmt nicht.
Meine Mutter schaut jetzt gerne "Let's dance" - das scheint allgemein ein Format für ältere Damen zu sein -, aber auch das ist für sie kein Tanzen. Sie meint, in der Tanzschule hätte sie das anders gelernt. Was ich mache, ist ja auch kein Tanzen. Irgendwie gleicht das ein wenig ihrer seltsamen Einstellung zur Kunst, denn Kunst ist für sie nur das, was sich entsprechend hochtrabend als Kunst bezeichnet oder von anderen offiziell als Kunst deklariert wird. Alles andere ist nichts. Irgendwie befremdet mich dieser enge Horizont immer wieder, aber ich streite mich nicht deshalb. Sie kann ja denken, was sie will. Ich bin nur froh, daß mir ihre Meinung inzwischen egal ist.