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Donnerstag, 7. April 2016

Freestyle

ist so viel schöner als Zumba. Keine körperfremden Schritte, in die man sich erst eintanzen muß, sondern einfach abwarten, wo es zuckt - wie meine Tanzpartnerin zu sagen pflegte. Tanzen ist ein bißchen wie dichten - man wundert sich manchmal selbst darüber, was dabei herauskommt. Neulich ging ich mal wieder meine ca. 200 Gedichte durch und wenn ich manche davon lese, denke ich oft: "Nein, das kann nicht ich geschrieben haben. Sowas könnte mir gar nicht einfallen." Wenn ich völlig selbstvergessen tanze, geht es mir Sekunden später manchmal ähnlich, daß ich denke: "Habe ich das gerade wirklich getanzt? War das ich? Nein, das geht gar nicht." Leider ist Tanzen aber viel vergänglicher als ein Gedicht. Und ich fürchte, wenn ich spontane Tänze wie Gedichte sammeln würde, würde wohl eher eine Dance-up-Comedy-Sammlung daraus entstehen.

Gerade

bin ich vom Termin bei der Onkologin zurück, den ich seit September geschwänzt habe. Sie meinte so, ich sähe aus, als hätte ich mindestens fünf Kilo abgenommen. Nein, das kann nicht sein, sage ich, denn ich habe mindestens wieder fünf Kilo zugelegt, um meine Fettreserven aufzubauen. Das sieht man gar nicht, sagt sie darauf. Ich sehe das jedoch schon. Ich habe mir auch ohne zu Murren Blut abzapfen lassen, da das letzte Mal schon eine Weile her ist, was sie mit der Bemerkung quittierte: "Oh, Frau S. ist heute spendabel!"
Ja, das bin ich, und wenn die Blutwerte in akzeptablen Bereichen sind, dann kann ich mir beim nächsten Termin bei der Psychoonkologin von ihr einen A...tritt verpassen lassen, um mir endlich den ersten Termin in der Klinik zur Fettabsaugung geben zu lassen. Ich denke mir, daß der erste Termin wahrscheinlich der schwerste ist, weil alle möglichen Katastrophen in meinem Kopf herumschwirren. Erst letztens sah ich in einer der vielen Arztserien im Fernsehen, die ich aus Gründen normalerweise meide wie die Pest, jemanden nach einer Fettabsaugung in der Kühlkammer liegen. Aber auch ein paar Löcher im Bauch würden mein Glauben an die Ärzte vollends ruinieren. Wenn beim ersten Termin nichts derartiges passiert, bekomme ich vielleicht mehr Vertrauen und der Rest erledigt sich leichter. Sogar an der Leber hat die Onkologin heute erst überhaupt nichts gefunden und wollte mir eine 1a-Leber bescheinigen, was mich allerdings verwunderte, da mich die Ärzte dauernd mit einer Läsion in der Leber verrückt gemacht haben. Damit war ich zwar schon einmal beim MRT, wo nur eine harmlose Minderverfettung festgestellt wurde, aber nach dem Krankenhausaufenthalt reichte ihnen das nicht. Doch beim zweiten MRT bin ich dann ja nicht angekommen. Also fragte ich nach der Läsion, sie guckte vier Mal und meinte immer, sie finde und sehe da nichts. Erst beim fünften Mal sah sie es dann doch, aber es war unverändert und nichts vergrößert. Hätte mich auch gewundert, wenn meine Leber plötzlich von strahlender Gesundheit wäre. Und jetzt habe ich Lust zu tanzen.