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Mittwoch, 15. Juni 2016

Shabby Chic

Gestern früh um 6 Uhr raus, weil das neue Regal geliefert werden sollte. Angegeben war von 7 bis 12 Uhr und als es auf halb 11 Uhr zuging, richtete ich mich darauf ein, nicht zum Zumba zu gehen, doch genau fünf Minuten, bevor ich sonst starte, standen sie vor der Tür. Aber nicht alleine, sondern mit einem riesigen Paket, von dem ich meine Zweifel hatte, ob es überhaupt in die Wohnung passt. Das Regal wurde bereits aufgebaut geliefert - mit Umkarton. Es hat natürlich Vorteile, nichts selbst aufbauen zu müssen, allerdings in einem engen Zimmer so ein Paket auszupacken ist auch nicht ohne. Nach dem Zumba frühstückte ich jedoch erstmal. Ich esse immer erst nach dem Zumbakurs, weil mein Körper da eigen ist. Er kann entweder nur verdauen oder Sport machen - beides zusammen geht nicht. Sogar mein Körper ist unfähig zum Multitasking. Danach mußte ich mich an die Arbeit machen, denn das Paket stand vor dem Kleiderschrank, an den ich sonst nicht mehr herangekommen wäre. Auf der Innenseite der riesigen Pappen fand ich genauso riesige Fußspuren, die nicht von mir sein konnten und mit denen man bei diesem Ausmaß der Fläche direkt Fährtenlesen betreiben könnte.

Regal3

Leider stellte sich das Regal als beschädigt heraus. Eine der senkrechten Wänden war herausgerissen und die hinteren Füße sahen ebenfalls sehr ramponiert aus. Nun wurde das ganze Teil als "Shabby Chic" verkauft. Da fragt man sich immer, wo der gewollte Shabby Chic aufhört und der ungewollte Shabby Chic anfängt. Deshalb bin ich bei solchen Möbeln eigentlich sehr skeptisch, aber dieses Regal hatte die einzig möglichen und idealen Maße. Zum Glück habe ich das Regal mit 90 Euro Rabatt für rund 150 Euro gekauft. Hätte ich den vollen Preis bezahlt, hätte ich mich wirklich ziemlich geärgert. Stattdessen befestigte ich die herausgerissene Wand mit einem kleinen Winkel, spachtelte die abgesplitterte Ecke mit Holzspachtel zu, ließ alles aushärten, schliff alles glatt und ging mit dem Rest der weißen Wandfarbe drüber. An den hinteren Füßen habe ich nichts gemacht, denn die sieht man ja nicht, aber vorne am Rahmen war eine Lücke vom unsauberen Zusammenbau, die spachtelte ich ebenfalls zu.
Ich finde ja, daß es einen enormen Unterschied macht, ob es solide gearbeitete Möbel sind, die mit den Jahren abgenutzt aussehen, oder ob es nachlässig gebaute neue Möbel sind, die dann als "Shabby Chic" verkauft werden. Immerhin macht es da nichts, wenn die Reparaturstellen nicht völlig unsichtbar sind. Ist ja Shabby Chic, also alles gewollt. Den Rest des Tages war ich mit Umsortieren und Ausmisten beschäftigt. Auch CDs und Dkisketten mußten dran glauben. Ich besaß tatsächlich noch Disketten, obwohl wir die nicht einmal mehr zu meiner Zeit als Systembetreuer benutzt haben. Um sie auszurangieren mußte ich erst das alte Laufwerk zum Laufen bringen, für welches es keine vernünftigen Treiber mehr gibt. Und dann brauchte ich ungefähr jeweils 20 Minuten, um 1,26 MB an Daten zu verschieben. Das macht Spaß!
Spät nachts fiel ich wie tot ins Bett, aber nur, um gegen halb 6 Uhr wieder herauszufallen. Eigentlich hätte ich weiterschlafen können, aber ich begann kurz zu räumen und eh ich mich versah, war es schon wieder um 7 Uhr und ich dachte mir, jetzt brauche ich auch nicht mehr ins Bett zu gehen. So war ich volle zwei Tage in Räumrage und nach dem wenigen Schlaf der letzten zwei Nächte sehe ich bestimmt selbst wie Shabby Chic aus. Aber jenseits der Vierzig gehört man ja sowieso dazu.

Vor der Reparatur:
Regal1

Nach der Reparatur:
Regal2