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Montag, 12. September 2016

Paradiesische Zustände

Es ist schon irgendwie merkwürdig, wenn es heiß wie im Hochsommer ist, aber die Bäume bereits langsam kahl werden. Und es ist noch gar nicht vorstellbar, daß es in nur zwei Monaten wieder ab nachmittags um 4 Uhr dunkel wird. Ich versuche mir gerade vorzustellen, wie es wohl wäre, wenn es sommerlich warm bliebe und nur früher dunkel würde. Damit könnte ich leben, wo ich doch sowieso warme Sommernächte mag. Dann müßte ich noch nicht einmal lange aufbleiben.

Das Yoga-Orakel sagt mir: "Große Zufriedenheit. Alles ist gut so. Nimm dich so an, wie du bist. Akzeptiere dein Leben mit allen glücklichen und unglücklichen Seiten. Konzentriere dich auf das Positive. Gelange zur Paradiessicht. Erkenne deine Welt als Paradies. Heute ist keine Kritik an dir erlaubt. Denke heute nur positiv über dich. Feier den Tag und dein Leben."

Die Spinne unter meinem Balkonklapptisch muß sich in den letzten Tagen garantiert wie im Paradies vorgekommen sein, sie hatte nämlich fette Beute in ihrem Netz. Sie brauchte eine halbe Stunde, um die riesige Wespe von kurz über dem Boden bis hoch unter den Tisch zu ziehen. Danach rührte sie sich nicht mehr und ich dachte, sie sei vor Erschöpfung eingeschlafen, aber stattdessen war sie wohl zwei Tage lang am Schlemmen. Jetzt liegt die Wespe, bzw. die leergesaugte Hülle von ihr, auf dem Boden und die Spinne ist doppelt so groß und kugelrund. Mir war eigentlich so, als ob Spinnen ihre Beute ganz einspinnen, aber wie man im Video sehen kann, hatte sie sich darauf beschränkt, die Beine der Wespe zusammenzuspinnen. Sehr clever - so hat sie ihre Kräfte geschont und wahrscheinlich wußte sie auch, daß der Winter nicht mehr weit ist und es sich deshalb nicht lohnt, Vorräte anzulegen. Lieber noch einmal in die Vollen gehen und fressen bis zum Umfallen.

Abiturprüfung in Kunst

Immer mal wieder träume ich, daß ich meine Abitur- oder Diplomabschlussprüfungen noch nicht alle abgeschlossen habe. Diesmal hat es mich in die Abiturabschlußprüfung im Fach Kunst zurückversetzt. Die hatte ich wirklich. Gegen die mündliche Mathematikprüfung mit einer knappen 4 in der schriftlichen Prüfung als Vorzensur war sie eigentlich ein Spaziergang. Um so merkwürdiger, daß ich nicht von der Mathematikprüfung träume. Die war ein echtes Trauma. Integral- und Differentialrechnung sind bis heute für mich böhmische Dörfer.

Im Klassenraum liegen auf jedem Platz Stapel mit Materialien für eine bestimmte Prüfungsaufgabe. Ganz oben darauf ein Blatt Papier mit der Aufgabenstellung. Wir dürfen uns aus diesen Stapeln, von denen jeder eine andere Aufgabe enthält, selbst eine aussuchen. Ich kann mich jedoch nicht entscheiden. Irgendwie fällt mir zu keiner Aufgabe etwas ein und schließlich nehme ich einfach den Stapel, der sowieso bereits auf meinem Platz liegt. Erstmal schaue ich mich etwas ratlos um. Alle tuschen und pinseln bereits fleißig. Und ich habe noch immer keinen Schimmer, wie anzufangen wäre. Mir ist allerdings klar, daß ich mit Malen oder Zeichnen nicht weit komme, weil die Zeit dafür einfach zu knapp ist und ich es nicht beenden könnte. Der Traum unterbricht hier und breitet ein gnädiges Vergessen über mich. Irgendwann ist der Traum wieder da und es ist Abgabezeit. Ich stelle also meinem Kunsterziehungslehrer hin, was ich fabriziert habe. Es besteht aus einer dunkelblauen Glasflasche, um deren Hals ich silberne Ringe gelegt habe, einem anderen Stück, bei welchem ich einfach nur mit simpler Schnur gearbeitet habe, sowie einem Papier oder Stoffstück, auf welchem ich Farben in bestimmter Weise angeordnet habe. Ich hielt alles bewußt einfach, um mich nicht zu verzetteln und in der verbleibenden Zeit die Aufgabe zu schaffen. Mein Kunsterziehungslehrer beäugt alle Stücke äußerst interessiert und alleine sein Gesichtsausdruck sagt mir schon, daß ich wohl eine gute Kunstnote für das Abschlußzeugnis sicher habe.

Samstag, 10. September 2016

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Vielleicht gibt es Träume, die, wenn sie geträumt werden, schon Erfüllung sind. Vielleicht bin ich allein der Nehmende und der Gebende, und es ist nie ein Zweiter mit im Bunde. Ich gebe mich, ich nehme mich, ich drehe mich im Kreise und glaube, daß ich weite Wege gehe. Ich leide um Menschen, die ich nie kannte und die mir verschlossen blieben. Ich bin beschenkt, beglückt, und keiner hat mir etwas geschenkt. Ich leide und freue mich nur durch mich, bin selig nur durch mich...
~
Wenn man Gefühle als selbständige Wesen empfindet, kann man nie einsam sein, auch wenn die Vereinigung nicht immer eine glückliche ist.

(aus "Harem - Erinnerungen der Prinzessin Djavidan Hanum, frühere Gemahlin des Khediven von Ägypten")

Freitag, 9. September 2016

Zumba, Einkaufsberatung und Gedichtanthologie

Das Wetter zur Zeit ist entzückend, so einen Spätsommer hatten wir schon seit Jahrzehnten nicht mehr. Leider kann ich das nicht so richtig genießen, weil ich irgendwie ständig müde bin. Sobald ich auf dem Balkon sitze, fallen mir dauernd die Augen zu. Bei solchem Wetter holen Männer ja auch gerne ihre Lieblingsspielzeuge hervor, nämlich alles, was laut "brumm brumm" macht, weshalb von früh ab sieben Uhr mit dröhnendem Rasenmäher der Schlaf eher unruhig war (und das mit Ohrstöpseln - viel halten die nicht ab). Dazu kommt, daß ich nicht viel Lust zum tanzen habe, wenn es warm ist, da fehlt mir wohl doch etwas das kubanische Blut. Aber wenn ich es länger nicht mache, bekomme ich wiederum schlechte Laune und dann nervt mich der Sommer. Dazu sind diese Abendkurse so ungünstig, daß ich eigentlich immer dann mich fertig machen und los muß, wenn nachmittags endlich die Sonne noch für zwei Stunden bei mir rum kommt. Da möchte ich lieber auf dem Balkon sitzen bleiben und chillen. Und im Winter wiederum ist es um diese Zeit schon so dunkel, daß man im Grunde auch keine Lust mehr hat. Nun ja, nach langem Zaudern und Zögern, habe ich es doch noch zum Zumba geschafft. Ich war die erste, doch es kamen noch fünf, so daß wir wie beim letzten Mal mit Kursleiterin sieben waren. Diesmal stellte sich gleich der Großteil auf die linke Seite, dort wo ich immer stehe, obwohl sie sonst rechts stehen, aber sie hatten ebenfalls festgestellt, daß es ziemlich irritierend ist, vor einem Spiegel zu tanzen. Es finden sich jedoch immer noch ein paar, die sich rechts halten. Wie nicht anders zu erwarten habe ich wie irre geschwitzt. Heute war ein Lied dabei, daß ich noch aus meinem alten Kurs kenne, aber ich glaube die Choreo war etwas anders.

So langsam schieße ich mich doch etwas mehr auf den Freitagskurs ein, was auch daran liegt, daß freitags die Supermärkte bis 22 Uhr offen sind, so daß ich es noch schaffe, dort vorbeizugehen. Letzte Woche war ich allerdings in einem Markt, der auf meinem Weg am S-Bahnhof liegt und dort gab es überhaupt nichts, zumindest nicht das, was ich normalerweise kaufe. Außerdem war es ganz furchtbar eng und total voll. Da mache ich lieber wieder den Umweg zu meinem Kiezmarkt. Da ist es gut sortiert und ein angenehmeres Einkaufen. Überhaupt ist es in meinem Viertel, im Gegensatz zu den städtischen Brennpunkten, fast noch ein bißchen dörflich. Es hat manchmal Nachteile, aber auch Vorteile und ich könnte nicht in Friedrichshain oder ähnlichen Bezirken wohnen. Ich glaube, dort würde ich eine Macke kriegen. In meinem Kiez-Edeka also stehe ich gerade versonnen vor dem Gemüseregal und suche nach Erbsenschoten, als mich von hinten ein Mann anspricht und von mir wissen will, welche Champingons ich nehmen würde. Er kenne sich nicht so aus. Ich schaue mir also die verschiedenen Champingons an und sage, daß ich immer Bio nehme. Er ist unschlüssig, drückt darauf herum und meint, die Bio seien härter und die anderen weicher. Nun ist es mir relativ egal, ob die härter oder weicher sind, da die ja nicht wie Früchte reifen. Er meint weiter, daß er dann wohl fünf Packungen davon braucht. Ich frage mich schon, was er mit so vielen Champingons will und frage ihn auch, was er denn damit vor hat, aber das will er mir nicht verraten, sondern sagt nur, er brauche fünfhundert Gramm. Das wären dann aber bei den Zweihundert-Gramm-Packungen der Bio-Champingons allerhöchstens drei Packungen. Er ist weiter unschlüssig und fragt mich erneut, welche ich denn nun kaufen würde. Ich antworte ihm nochmals, daß ich immer die Bio-Champingons kaufe, aber daß es seine Entscheidung ist, ob er die nimmt oder nicht. Schließlich sagt er: "Gut, nehm wa Bio!" He, he, überredet. Schon in der letzten Woche habe ich einer älteren Dame geholfen, noch ein letztes Sechserpack pure Berliner Weiße zu finden, die mir erzählt hatte, daß sie verzweifelt danach suche. Ich hatte auch nach Berliner Weiße gesucht, brauchte aber kein Sechserpack, weshalb ich es ihr brachte. Wir unterhielten uns kurz darüber, wie eklig die fertig aromatisierten Weiße sind, von denen genug herumstanden. Ich finde ja, so langsam könnte mich Edeka für meine Beratertätigkeit bezahlen. Wo sie angeblich doch so viele Leute haben, die Lebenmittel lieben.

Und im Briefkasten fand ich die Mitteilung, daß wieder ein Gedicht in die neue Anthologie der Gedichtebibliothek aufgenommen wird, nämlich dieses hier: http://weltentanz.twoday.net/stories/wortschaetze/

Das Lied tanzen wir ebenfalls im Kurs, aber leicht abgewandelt:

Mittwoch, 7. September 2016

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Es gibt Seelen, die ein eigenes, schweres Schicksal haben, das ihnen auferlegt, nicht nur das eigene Glück und dessen Erfüllung zu suchen. Seelen, so weit und tief, daß Für-sich-Gefühle sie nicht ausfüllen können: Sie müssen schenken und geben in währendem Erfühlen und Verlieren. Das sind Seelen, die nicht dem Körperträger allein angehören, denn eine einzige persönliche, menschliche welt wäre für sie zu eng und zu klein. Sie gehören allen und allem. Nichts ist ihnen fremd und gleichgültig, sie sind die Lagerstätte für jegliches Empfinden, für jegliches Leid. Gedanken, hoffnungen, Wünsche durchirren wie zündende Funken suchend das Weltall - in solchen Seelen lassen sie sich nieder.
(aus "Harem - Erinnerungen der Prinzessin Djavidan Hanum, frühere Gemahlin des Khediven von Ägypten")

Sonntag, 4. September 2016

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Es gab alle möglichen Arten von Festen, — auch naive, blü­hende Tulpenfeste. Die Farbwirkung jeder einzelnen Tulpe wurde noch durch eine leuchtende Lampe verstärkt. Der Sammelglanz dieser Blumenbeete erfreute den Sultan und seine Frauen und ward bestimmend für die Züchtung der Tulpen, deren türkische Exemplare alle ändern Landes­schwestern in den Schatten stellten. Als ein Niederländer sie in sein Land verpflanzte, bekam die Gattung einen vom Tur­ban hergeleiteten Namen.
Neue Feste gaben die Möglichkeit zu neuen Würden, und unter dem Sultan Achmed III. gab es einen eigenen »Blu­menmeister«, Schüküfedschibaschi, der quasi die Oberherr­schaft über alle Blumen und Blumenbestimmungen hatte. Ihm wurde ein kunstvoll gezeichnetes Diplom ausgestellt, dessen Ende in blumenreicher Sprache zu folgenden Blütenpflichten ermahnte: »Daß alle Blumenerzeuger den Vorzei­ger als sultanlich beglaubigtes Oberhaupt jeglicher Blumen anerkennen mögen. Sie müssen seinem bestimmenden Wort das geöffnete Auge der Narzisse entgegenbringen, das duft­hörige Ohr der Rose. Die Zehnzüngigkeit der Lilie dürfen sie ihm gegenüber nicht in Anwendung bringen. Auch müs­sen sie darauf achten, daß die unschicklichen Reden der ra­genden Granatapfelpflanzen nicht ihre Zunge beschwere, sondern sie mögen mit geschlossenem Munde, der Rosen­knospe gleich, seine Befehle anhören und befolgen und nicht wie die frühzeitig blauende Hyazinthe zur Unzeit sprechen. Dem Veilchen gleich sollen sie sich bescheiden und demütig neigen und sich seinen Anordnungen nicht widerspenstig erweisen.«
Unter der Herrschaft Achmeds III. entsteht eine Blumen­epoche, die sogar auf Teppiche übergreift und sie mit hoch­gestickten Rosen bestreut, deren Tau Diamanten bilden. Bei prunkvollen Empfängen verlieren sie nichts von ihrer Fri­sche, wenn rotbestiefelte großherrliche Füße auf sie treten. Blumen und Stickereien lenken dieses Sultanat in friedliche, beschauliche Bahnen. Von mannigfaltigen Singvögeln um­zwitschert, sitzt der Sultan in frauenumgebener, häuslicher Behaglichkeit, verwöhnt und geliebt, und seine Hand zieht gemächlich Faden um Faden in bunter Fülle durch Brokate und Damaste, bedeckt sie mit farbigem Blumenflor: Der Sultan stickt — und der Großwesir regiert. Aber Herrscher können nicht einmal ungestraft sticken — diese traumhafte Beschäftigung kann das gewohnte Würgen und Töten nicht ersetzen. Aus diesem fadenlangen Frieden erhebt sich der Aufruhr, den Ruhe- und Blumenliebenden weht der Sturm der Empörung von seinem Thron, und es ist kein dankbarer Blütenschauer, dem er weichen muß. Die bösartige Nach­folge Achmeds III. zerstört alles, was ein Mann geschaffen hatte, der für Frauen, Blumen, Feste und stickende Behag­lichkeit soviel Verständnis besaß. Die langen Reihen heller Kioske, die, von Blütenbeeten umringt, an den Ufern des Bosporus Aufenthaltsorte zärtlichen Glückes waren, fallen der Zerstörung anheim. Die Verachtung vernichtet auch die Stickerei und ihr Gewerbe - von ihr geht der Haß auf die Frauen über.

(aus "Harem - Erinnerungen der Prinzessin Djavidan Hanum, frühere Gemahlin des Khediven von Ägypten")

Der stickende Sultan gefällt mir, war aber leider nur eine Eintagsfliege und hat sich unter Sultanen nicht durchgesetzt. Ansonsten hätten wir heute wohl eine völlig andere islamische Welt.

Freitag, 2. September 2016

Alzheimer und Verkleidung

Da es heute nicht mehr ganz so warm war, raffte ich mich mal wieder zum Zumba auf, wenn auch eher lustlos. Kurz vorher begann ich wie verrückt meine Wasserflasche zu suchen. Es ist keine normale Wasserflasche, sondern so eine BPA-freie Designflasche. Nirgends war sie zu finden. Und ich fragte mich, ob es sein könnte, daß ich sie beim letzten Mal in der Turnhalle stehen ließ. Das war ca. drei Wochen her, also dachte ich, dann kann ich sie wohl vergessen. In der Turnhalle sah ich mich gleich mal um, aber sah sie nicht. Doch als ich nochmal in den Vorraum ging und mich genauer umschaute, stand sie dort tatsächlich auf dem Thresen herum. Irgendjemand muß sie dort deponiert haben. Glück gehabt. Komischerweise habe ich sie nicht einmal in den drei Wochen vermisst. Trotz der drei Wochen bin ich ganz gut mitgekommen, allerdings war die Kursleiterin angeblich völlig fertig, weil sie schon neun Stunden bei einer Weiterbildung geübt hat. Hat man aber gar nicht so gemerkt. Ich fand es immer noch genügend anstrengend. Sie hatte wieder so ein Lied, bei dem man mit einem Partner einen Cowboytanz aufführt. Meine Tanzpartnerin war verblüffend kühl, genauer gesagt richtig kalt, als wäre sie gerade aus dem Kühlschrank gekommen. Ich fand das nicht unangenehm, im Gegenteil, aber es fiel mir stark auf, da ich normalerweise derjenige bin, der eine kalte Haut hat. Mein Kumpel hat mich früher bei Ausflügen immer sein Kühlaggregat genannt. Vielleicht sollte ich mir sie warmhalten um mich öfters an ihr abzukühlen. (Diese Wortspielerei mußte jetzt sein.)

Heute hatte ich auch das erste Mal neue Zumbaklamotten an, nämlich eine von diesen gemusterten Hosen mit tiefem Schritt aus sehr leichtem elastischen Stoff. Gerade wenn es wärmer ist, sind die irgendwie ideal. Blöd an ihnen ist nur, daß die oft, zumindest für mich entweder zu kurz sind oder an den Waden zu eng oder beides. Außerdem haben sie den großen Nachteil, da sie nach unten hin so eng am Bein abschließen, daß ich mit normalen Halbschuhen in ihnen aussehe wie Mama Duck mit Riesenlatschen. Um meine Fußgröße etwas zu kaschieren brauche ich etwas Halbhohes. Bei Zamaro, der Tauschbörse, entdeckte für 3,90 EUR halbhohe weite Sneaker mit Britanniendesign. Das war auch das einzige im Angebot, aber ich dachte, das könnte funktionieren. Fürs Tanzen brauchte ich natürlich ebenfalls halbhohe weite Schuhe und fand bei Deichmann Textilsneaker für 20 EUR. Die sind erstaunlicherweise sehr bequem und leicht, ich konnte prima damit tanzen, allerdings stellte ich fest, daß sie sehr rutschig sind. Beim Cool Down mit den Stretchübungen bin ich immer weggerutscht. Ich persönlich finde ja dieses Outfit, auch wenn es zufällig modern sein sollte, überhaupt nicht besonders ästhetisch, sondern nur funktionell. Ich komme mir eigentlich etwas komisch darin vor, so wie mit Jogginghosen und Hausschuhen. Und da ich ja meine Sportklamotten die ganze Zeit an habe und mich erst zu Hause umziehe, ist das auf der Straße und im Supermarkt schon merkwürdig. Seltsamerweise sind die Herren alle ständig höflich vor mir zur Seite gewichen und haben mir Vortritte gewährt. So viel Rücksichtnahme ist man in meinem Alter gar nicht mehr gewöhnt. Ich weiß nicht, ob die heute alle ihren Gentlementag hatten oder ob das an diesem neuen Outfit lag. Kann ich mir nicht wirklich vorstellen, aber vielleicht war es ja eine erfolgreiche jugendliche Verkleidung, auch wenn das gar nicht meine Absicht gewesen ist.

Als Fazit muß ich jedoch feststellen, daß ich mich gerade alles andere als wohl unter Menschen fühle, da ändert auch Zumba nichts dran. Das ist im Grunde nicht neu, also vermutlich wieder so eine Phase.

Zumbaoutfit

Mittwoch, 31. August 2016

...

Drollig, sinnierte er, daß Menschen so oft berühmt werden durch irgend etwas, wofür sie niemals eingetreten sind. Die Kritik warf seinem Werk Mangel an Geistigkeit - ihm, dessen Werk von Philosophie und Menschenliebe durchdrungen war. Er war immer zwei Motiven gefolgt: der sichtbaren Fabel und der dahinter verborgen wirkenden Idee, die nur wenige wahrgenommen hatten. In Korea kam eines Tages ein Beamter zu ihm und bat ihn, sich auf dem Platz vor dem Hotel zu zeigen, wo sich die gesamte Einwohnerschaft versammelt hatte, ihn zu sehen. Er fühlte sich sehr geschmeichelt bei dem Gedanken , daß sein Ruhm bis in das ferne Korea gedrungen sei. Aber als er die Plattform bestiegen hatte, die für ihn errichtet worden war, fragte ihn der Beamte, ob er die Liebenswürdigkeit hätte, allen sichtbar sein künstliches Gebiß herauszunehmen. Da stand er nun, um eine halbe Stunde lang unter dem stürmischen Applaus der Menge sein Gebiß herauszunehmen und wieder einzusetzen.
(aus: "Zur See und im Sattel. Jack London - ein Leben wie ein Roman" von Irving Stone)

Dienstag, 30. August 2016

Weiße Haargummis

Eine neue geräumige Wohnung, die ich aber völlig unaufgeräumt von den Vormietern übernommen habe. Sie liegt im Halbdunkel und ich suche den Lichtschalter, doch weil einige Schalter nicht funktionieren, bin ich nun auf der Suche nach dem Schaltkasten, weil ich denke, daß vielleicht die Hauptsicherung herausgesprungen ist. Schließlich finde ich doch einen Schalter, der funktioniert, und in der Küche brennt Licht. Im Wohnzimmer bleibt es weiter dunkel, doch da durch die Tür nun etwas Licht fällt, ist dort jetzt auch mehr zu erkennen. Auf einem großen runden Eßtisch wurde schmutziges Geschirr stehen gelassen. Auch in der Küche stehen alte Pommes und unabgewaschenes Geschirr herum. Mir fällt ein, daß nachher eine Gruppe von Bekannten kommt, mit denen ich zusammen verreisen werde. Diese Wohnung hier ist der Treff- und Reisestartpunkt. Ich muß unbedingt etwas aufräumen, auch die Sachen gepackt habe ich noch nicht. Ziemlich unter Zeitdruck lege ich los und räume auf, schaffe es aber nicht mehr, meine Sachen für die Reise herauszusuchen. Völlig ohne Gepäck sitze ich nun in einer Art Kleinbus. Neben mir auf dem Sitz eine Frau, hinter uns zwei Leute, aber vor uns erinnere ich niemanden. Es könnte sein, daß da eine Wand zum Fahrersitz hin war. Ich denke bedrückt daran, wie ich die Reise ohne Gepäck überstehen soll und äußere das zu der Frau neben mir. Sie erklärt mir, daß man für mich Sachen miteingepackt habe und ich mir deshalb keine Sorgen machen muß. Doch was ist, wenn mir die von den anderen mitgenommenen Sachen nicht passen oder ich mich unwohl darin fühle? Das wäre auch nicht viel besser. Diese Befürchtung teile ich ihr mit, während sie sich gerade einen Pferdeschwanz mit einem Haargummi bindet, an welchem ein schneeweißer Puschel aus Federn (?) befestigt ist. Sie zeigt auf ihren Haargummi und sagt leichthin, aber scheint es dabei ernst zu meinen: "So lange wir weiße Haargummis haben, ist alles gut." Dann legt sie wie ein Kind ihren Kopf in meinen Schoß. Ihr kindliches Vertrauen beruhigt mich zwar ein wenig, trotzdem bin ich mir nicht sicher, ob sie recht hat.

Das ist bestimmt das vierte oder fünfte Mal, daß ich davon träume, unvorbereitet und ohne Gepäck für eine Reise zu sein. Aber vielleicht mache ich mir deshalb einfach zu viele Sorgen und sollte mich statt dessen daran gewöhnen, mit leichtem Gepäck unterwegs zu sein. Hat ja auch seine Vorteile.

Sonntag, 28. August 2016

Geisterstunde

Nein, Geisterstunde ist eigentlich noch nicht, könnte man aber meinen, denn gerade hat sich meine Schreibtischklemmleuchte, die einen Berührungssensor zum Einschalten in drei Stufen hat, völlig von alleine eingeschaltet. Ich saß zwar einen Meter entfernt, habe aber nichts angefaßt. Draußen zucken andauernd grelle Blitze, jedoch ohne ein richtiges Gewitter. Es ist immer noch schwülwarm. Deshalb vermute ich, es hat etwas mit der Elektrizität in der Luft zu tun. Aber gruselig ist das schon. Hatte ich bisher auch noch nicht, zumindest nicht bewußt mitbekommen. Wenn ich nicht im Zimmer bin und dann die Lampe an ist, denke ich nur, ich war mal wieder zu faul, sie auszumachen. Hach ja, Blitze, Donner, sich selbständig machende Lampen und heute Nachmittag hat irgendeiner von meinen Nachbarn die ganze Zeit gekotzt und gestöhnt (eher wenig lustvoll). Zumindest hat es sich so angehört, ich dachte schon bei mir, so viel kann man eigentlich gar nicht kotzen. Was für eine kuschelig düstere Edgar-Wallace-Gedenk-Atmosphäre! Das neue Erlebniswohnen.

...

"Unter der Magie der tausend Worte Charmain Kittredges, die täglich auf ihn eindrangen, beginnt es aus ihm zu reden wie eine fünftrangige Marie Corelli. Behext von Charmains angelesenem Stil, antwortet er mit ihrem eigenen purpurrot blühenden Schwulst aus dem neunzehnten Jahrhundert, wogegen er von seiner ersten Zeile an revolutionär gekämpft hatte; in einem überschwenglich-schaumigen Stil, von dem er nie wieder ganz genesen sollte und an dem manches seiner Bücher krankt. Jack, im "Briefwechsel zwischen Kempton und Wace" (Anmerk.: in Zusammenarbeit mit Anna Strunsky) der Widerpart sentimentaler und poetischer Liebe und Verfechter der Theorie, Liebe sei nichts als ein biologischer Zwang, wird mit einem Male "Gottes wahnsinnig Liebender, der an einem Kusse stirbt". Hätte ihm Anna Strunsky über die Schultern blicken und sehen können, wie er seine Stellung so völlig gewechselt hatte, sie hätte sich vielleicht die Ironie nicht versagen können und mit dem Finger auf diesen seinen Satz gewiesen: "Ohne eine erotische Literatur könnte der Mensch unmöglich so lieben, wie er es tut."
(aus "Zur See und im Sattel. Jack London - ein Leben wie ein Roman" von Irving Stone)

Samstag, 27. August 2016

Lebenselixiere

Komisch, so lange ich keinen Sport mache, vermisse ich ihn nicht unbedingt, zumindest nicht bewußt, aber wenn ich mich dann das erste Mal wieder sportlich betätige, merke ich erst, wie sehr es mir gefehlt hat und wie gut es mir tut. Damit meine ich gar nicht so sehr körperlich, denn körperliche Veränderungen setzen ja doch eher langsam ein, als vielmehr auch psychisch. Nach einem allgemeinen Kraftverlust, Geburtstag, Neuralgien, Hitze und weiteren Unpäßlichkeiten habe ich heute das erste Mal wieder meine Yoga-Übungen absolviert und fühle mich sofort ganz anders, viel optimistischer. Hitze ist ja immer noch und die macht einen irgendwie zu Pudding, trotzdem spüre ich auch wieder Kräfte zurückkehren. Überhaupt sind sowohl Yoga als auch Zumba zu etwas geworden, das mir Halt gibt, wenn ich mich eigentlich haltlos fühle. Es gibt mir nur zu denken, daß meine Lebenselixiere alle so stark körperlicher Natur sind. Für das Alter wäre es sicher nicht verkehrt, wenn man außerdem noch Ressourcen anderer Art hätte. Dann würden mich körperliche Beeinträchtigungen vielleicht auch nicht mehr so stark runterziehen.

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