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Mittwoch, 5. Oktober 2016

Novemberwetter und Hoppelei

Da schien der Sommer so lange durchzuhalten und plötzlich ist November, jedenfalls gefühlt, und ich bin zur Abwechslung mal mit nassen Haaren beim Zumba angekommen. Ich hatte mich entschieden, mittwochs zu gehen, weil ich nicht weiß, ob am Freitag der Kurs wieder stattfindet. So gehe ich auf Nummer sicher und die Mittwochs-Kursleiterin war auch wieder aus dem Urlaub zurück. Allerdings mußte ich feststellen, daß die Choreos auf einmal viel schwerer waren als sonst mittwochs, kam mir zumindest so vor. Ich war zwar nicht die einzige, die nicht immer mitgekommen ist, manche standen ebenfalls häufiger ratlos herum, aber ich habe stattdessen dann die Angewohnheit herumzuhoppeln. Schließlich gehe ich ja nicht zum Zumba um herumzustehen, also hoppel ich hierhin, hoppel dahin und kann irgendwann gar nicht mehr aufhören. Ich bin sogar gehüpft, als wir eigentlich hin- und zurücklaufen sollten und nur zum Umdrehen springen. Das habe ich nicht so schnell gemerkt, doch als meine Bewegungen dann endlich auch als Signale in meinem Gehirn angekommen sind, dachte ich nur "Hä, warum hüpfe ich jetzt eigentlich?" Ich habe mich in diesem Kurs heute gefühlt wie ein Hoppelhase auf Speed. Und das ist nicht unbedingt ein gutes Gefühl. Eher ein peinliches, weil ich mir denke, das muß irgendwie total peinlich aussehen. Aber gut, man muß sich auch mal zum Affen machen können, bzw. zum Hoppelhasen. Aber wenn die Choreos jetzt mittwochs auch so schwierig sind, dann müßte ich theoretisch regelmäßig hingehen, wo ich mich doch gerade mehr auf den Freitagskurs festgelegt hatte. Ich hasse diese Qual der Wahl, ich will mich aber auch nicht mit zwei Kursen unter Druck setzen, weil ich merke, daß ich schlechte Laune kriege, wenn ich dann keine Lust mehr habe, meine Lieblingschoreos von Youtube zu üben. Ach, es ist alles so kompliziert.

Dienstag, 4. Oktober 2016

Angela

Gegen vier Uhr werde ich wach und muß wegen eines dringenden Bedürfnisses auf die Toilette. Ich habe das unbestimmte Gefühl, nicht allein im Zimmer zu sein. Aus irgendeinem Grund funktioniert das Licht nicht, so daß ich mich durch die Dunkelheit tasten muß. Auch im Badezimmer funktioniert kein Licht, obwohl ich extra noch einmal den Lichtschalter betätige. Deshalb erleichtere ich mich im Dunkeln. Doch als ich wieder herauskomme bemerke ich durch das Küchenfenster, daß langam die Sonne aufgeht und so wieder genug in den Zimmern zu erkennen ist. In der Küche befindet sich außerdem eine fremde afroamerikanische Frau mit kurzem Krauskopf, die dabei ist, mein Geschirr abzuwaschen. Ich frage sie, was sie in meiner Wohnung macht. Sie antwortet mir, daß sie von Angela (englisch ausgesprochen) geschickt wurde, die häufiger mal Leute zu mir oder anderen schickt, welche vorübergehend eine Bleibe brauchen. So hätte sie mir auch während der Affäre mit M. jemanden vorbeigeschickt. Ich wundere mich, denn damals habe ich überhaupt nichts davon gemerkt, daß jemand bei mir wohnt. Damals fühlte ich mich im Gegenteil sogar sehr allein. Die Leute, die Angela ohne mein Wissen bei mir einquartiert, scheinen meist ziemlich unsichtbar zu sein. Zurück im Zimmer finde ich auf dem Bett einen kleinen Zettel mit dem Namen "Angela ???", einer Adresse oder Telefonnummer, sowie einer Art kurzer Entschuldigung, wie mir scheint, weil dies ohne mein Wissen geschah.

Samstag, 1. Oktober 2016

Katzenbesuch und After-Eight-Schäfchen

Im Bett finde ich zusammengerollt meine Katze, die ich lange nicht gesehen habe. Erfreut beginne ich mit ihr zu schmusen und sie zu streicheln, was sie sichtlich genießt. Sie sieht gesund und wohlgenährt aus, obwohl sie doch uralt sein muß. Deshalb denke ich bei mir: So viel kann ich eigentlich nicht falsch gemacht haben. Für einige Zeit bin ich von anderem abgelenkt und als ich wieder zu ihr hinschaue, ist sie verschwunden. Sie liebt halt ihre Unabhängigkeit. Hauptsache, es geht ihr gut, wenn sie herumstromert.

Nachdem in meinen Träumen bereits Adventskalender geöffnet wurden, war nun in der nächsten Traumsequenz Weihnachtszeit. Allerdings Weihnachtszeit in einem zerstörten Kriegsgebiet. Über Spenden jedoch sind Fernsehgeräte organisiert worden, die im öffentlichen Straßenraum aufgestellt werden, für eine Art Public Viewing, wenn ich auch nicht weiß, was da zu Weihnachten angeschaut werden soll. Doch auch für Geschenke wurde über Spenden gesorgt. Diese stehen nun in Säcken am Straßenrand. Ich möchte mir gleich etwas aus diesen Säcken sichern und wähle eine Schokoladenfigur aus After-Eight-Schokolade. Es ist aber kein Weihnachtsmann, sondern ein Schaf, welches um den Hals ein Glöckchen trägt wie der Lindt-Osterhase.
(Ich weiß gar nicht, ob es solch ein Schokoladenschaf tatsächlich gibt - vermutlich eher nicht.)

Freitag, 30. September 2016

Abendspaziergang

Eigentlich hatte ich vor Zumba zu tanzen und ich war auch dort, allerdings war alles verriegelt und verrammelt, da der Kurs wegen Krankheit ausfällt. Normalerweise schaue ich ja immer auf die Homepage vom Sportverein, wo sowas angekündigt wird, aber ausgerechnet heute habe ich nicht daran gedacht, vorher nachzusehen. Na egal, ich habe also nur einen Abendspaziergang zurück nach Hause gemacht. Für Abendspaziergänge ist dieses milde Herbstwetter wie gemacht, wenn ich auch nicht wirklich gerne in Berlin spazierengehe. Im Moment sind die Idyllen irgendwie alle weggezaubert. Vielleicht ist es aber auch nur mein Blick für Idyllen, der fehlt, weil ich nicht so gut drauf bin. Ich würde mal wieder gerne etwas neues, überraschendes sehen, natürlich im positiven Sinne, denn negativ überraschendes gibt es genug, aber bin es gerade überdrüssig, in Berlin danach zu suchen. Es ist schon komisch, einmal geht man vor die Haustür und überall begegnet einem Magie und ein anderes mal scheint alles nur langweilig und grau zu sein. Letzten Endes entscheidet wohl doch das eigene Bewußtsein, was man sieht. Dann werde ich mal den letzten Rest des Wirsingeintopfs essen und mich beim Zumbasurfen auf der Couch mit Marmorkuchen vollstopfen. Manchmal macht zugucken mehr Spaß. Ich würde mal wieder gerne einen frischen Apfelkuchen essen, es wäre genau die richtige Zeit für sowas, bin aber zu faul zum Backen. Deshalb kaufe ich Marmorkuchen aus dem Supermarkt.

Donnerstag, 29. September 2016

Choreocheck

Irgendwie war mir heute so, mal die ganzen Choreos aus dem alten Kurs durchzutanzen, um zu wissen, was davon ich noch kann. Ich hätte schwören können, daß ich mindestens die Hälfte vergessen habe, aber die Lücken sind gar nicht so groß. So an die fünfzehn kann ich noch richtig, bei anderen habe ich zwischendrin mal ein oder mehrere Blackouts. Wäre ja irgendwie schade, wenn ich die alle vergesse. Ich mußte an die Geschichte denken, die mir meine Mutter erzählt hat. Sie hat mir abends immer an meinem Gitterbettchen mit ihrer Geige Lieder vorgespielt und mit mir gesungen. Und sie meinte, ich hätte alle Lieder auswendig und mit Begeisterung mitgesungen. Doch nachdem ich aus dem Krankenhaus gekommen bin, in welchem ich mit zweieinhalb Jahren wegen Meningitis in der Quarantäne war, wären alle Lieder weg gewesen. Ich hätte kein einziges mehr gekonnt. Im neuen Kurs versuche ich inzwischen auch ein bißchen, mir die Schritte zu merken, aber dort finde ich es noch schwieriger, weil die Choreos so dynamisch sind. Man ist derart mit Hecheln beschäftigt und damit, einfach mitzukommen, daß dann irgendwie die Ressourcen fehlen, das alles abzuspeichern. Aber gut, ich war ja nun auch noch nicht so oft dort. Manchmal habe ich das Gefühl, die anderen halten mich für eine Streber, wenn ich erzähle, daß ich versuche, mir die Choreos etwas zu merken. Aber zum einen ist es ein gutes Gehirntraining, das ich ja ebenfalls nötig habe, sogar dringend, wenn es etwas zu bedeuten hat, daß es mir so schwerfällt, und zum anderen macht es einfach mehr Spaß, wenn man nicht dauernd zum Instructor starren muß oder vielleicht rauskommt, weil man gerade nichts sieht. Und man kann die Schritte auch viel besser mit eigenen Bewegungen füllen. Aber je besser ich die alten Choreos drauf habe und auf meine eigene Art tanze, um so mehr nervt es mich, daß ich so wenig Platz habe und die Choreos nie richtig austanzen kann. Wenn ich dagegen bei einer Choreo neu die Schritte lerne und überhaupt erstmal reinkommen will, dann tanze ich eh viel vorsichtiger und steifer, da ist der Platz dann nicht so das Problem.

Dienstag, 27. September 2016

Scheiß Technik

Selbst wenn sie eigentlich funktioniert, kann sie einen noch zur Weißglut bringen, weil man nämlich dauernd die Ladekabel sucht. Und es sind ja nicht wenige Kabel, die sich so ansammeln. Ich bin stolze Besitzerin von zwei größeren und drei Minischubladen voller Kabel, aber auch an anderen Orten findet man noch genug davon. Wahrscheinlich deshalb dachte ich mir auch, ich müßte das Ladekabel für die Faszienrolle an einer besonderen Stelle hinterlegen, damit ich noch weiß, wofür dieses Kabel ist. Gerade wollte ich wieder meine Yogaübungen machen, in die ich die Faszienrolle eingebaut habe, da stellte sich heraus, daß die erste Akkuladung aufgebraucht ist. Sie hat eigentlich recht lange vorgehalten, zumal ich die Vibration nicht einschalte, wenn ich spät abends übe, weil es ziemlich laut ist. Natürlich kann man mit der Faszienrolle auch ohne Vibration trainieren, aber wenn ich die Vibration überhaupt nicht nutze, dann hätte ich mir gleich eine ohne Vibration kaufen können. Ich begann also nach dem Ladekabel zu suchen und suchte ungefähr eine Stunde - statt Yoga zu machen. Ich fand es schließlich bei meinen Staubsaugerutensilien, aber jetzt habe ich keine Lust mehr und Hunger. Dieser Gedanke, irgendetwas an einem besonderen Ort aufbewahren zu wollen, weil man glaubt, es wäre der beste, kann ziemlich tückisch sein. Vor Jahren "versteckte" ich einmal eine Werbe-Shoppingtasche, die praktischerweise sogar mit Reißverschluß ausgestattet war. Deshalb wollte ich erst einmal die andere ohne Reißverschluß benutzen und die "gute" Tasche irgendwo aufbewahren, wo ich sie nicht in die Finger bekomme. Inzwischen habe ich sie fünf- oder sechsmal gesucht und sie nie mehr gesehen. Ich habe die Befürchtung, daß sie erst bei meinem nächsten Umzug wieder auftaucht, falls überhaupt.

Adventskalender

In meiner alten Abiturklasse wird gerade ordentlich durcheinander geredet. Jemand erzählt, daß D. vor zwei Jahren eine schwere Krankheit hatte. Jemand anders regt sich darüber auf, daß dies erzählt wird und appelliert an den Datenschutz. Es beginnen Rechtfertigungen, während meine Aufmerksamkeit nun mehr bei zwei dunkelhäutigen Mädchen vor mir ist, die ich eigentlich nicht kenne. Die eine trägt ein rückenfreies Oberteil, hat aber überall an ihrem Rücken kleine mit Flüssigkeit gefüllte Bläschen, vielleicht einen Ausschlag. Sie fühlt sich deshalb sichtlich unwohl, zumal er durch das rückenfreie Oberteil auch noch von allen zu sehen ist, und wird von ihrer Sitznachbarin bedauert. Auf einmal beginnt mit glasklarer, heller Stimme jemand zu singen und alle schauen gebannt nach vorne. Es ist U. M., die als Inhalt eines Adventskalendertürchens, welches vorher von der Lehrerin geöffnet wurde, dieses Lied vorträgt. Sie singt in einer elegischen Weise von Sternen. Als sie aufhört, ist es mucksmäuschenstill. Die Lehrerin öffnet ein zweites Türchen, doch niemand meldet sich mehr, um etwas vorzutragen.

Sonntag, 25. September 2016

Kindergeburtstag auf Ecstasy

Gerade läuft die große Sondersendung und Show zum Abschied von "Zimmer Frei". Es ist so schade, ich mochte die Sendung gerne. Mit "Circus Halligalli" dagegen kann ich überhaupt nix anfangen. Wenn ich dort reinschaue, was meist nur geschieht, weil ich vorher die "Big Bang Theory" laufen hatte, dann schlafe ich entweder sofort ein oder sitze mit Fragezeichen im Kopf da und denke: Was ist das? Wieso nennt sich das Unterhaltung? Erwarten die jetzt, daß ich lache? Jedenfalls habe ich noch nie eine ganze Sendung von Anfang bis Ende geschafft. Für "Zimmer Frei" gibt es keinen Ersatz.

Donnerstag, 22. September 2016

Gefühlserbschaften

Interessantes Thema heute in 3sat über die Weitergabe von Traumata an die nächsten Generationen, so wie man das heute bei Kriegskindern und Kriegsenkeln beobachtet. Die erfreuliche Erkenntnis der Genforschung diesbezüglich, welche die Weitergabe eindeutig auch in den Genen identifizieren konnte: Verhaltensstörungen der Junggeneration können im Erwachsenenalter durch positive Lebensbedingungen rückgängig gemacht werden. Na dann besteht ja noch Hoffnung:

http://www.3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=61657

http://www.3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=61649

Mittwoch, 21. September 2016

Obwohl

mich mein Schnupfen immer noch plagt, ich aber zum Glück kein Fieber und keine Kopfschmerzen mehr habe, traute ich mich heute doch zum Zumba. Meine Überlegung war, daß im Mittwochskurs die Choreographien eh einfacher sind und wir ohne anfassen tanzen, ich also in der Masse so für mich hintanzen kann, zumal am Freitag der Kurs ausfällt und ich nicht noch eine Woche warten möchte. Ich mußte allerdings feststellen, daß die Mittwochs-Kursleiterin im Urlaub ist und als Vertretung war wieder das Energiebündel von freitags anwesend. Sie hatte jedoch einen dicken Schal um und war ebenfalls erkältet. Ich sicherte mir also einen Platz weiter hinten und hoffte, daß sie die Erkältung als Anlaß sieht, mal etwas kürzer zu treten, aber denkste. Die Musik war geil, die Choreos waren toll und immer noch so dynamisch, wie man sie von ihr kennt, und weiter hinten hatte ich sogar das Gefühl, daß ich mit ihren Handzeichen besser klarkomme, dafür habe ich allerdings weniger von den Schritten gesehen. Es ging straff eine ganze Stunde ohne Pausen durch, im Grunde eine Stunde und fünf Minuten, aber die fünf Minuten sind der Cool Down, und ich bin mit nassen Haaren nach Hause gegangen. Man kann wirklich nicht behaupten, daß man für die fünf Euro nichts geboten bekommt. Tja, und ich kann nur hoffen, daß meine Tanzpartnerin meinen Schnupfen nicht mit abgeklatscht hat, das würde mir leid tun.

Mein Schnupftabak-Konsum

In "Sieben Jahre in Tibet" las ich darüber, wie man es dort mit dem Rauchen handhabt:
"Aber auch in diesem Fall beweist sich die autoritäre Gewalt der Regierung: Das Opiumrauchen kann nicht überhandnehmen, denn sie wacht mit strengem Auge über das Laster des Rauchens überhaupt. Man bekommt in Lhasa zwar jede Zigarettensorte der Welt zu kaufen, aber in Ämtern, auf der Straße, bei Zeremonien ist das Rauchen streng verboten. Und wenn die Mönche zu Neujahr das Regiment führen, ist sogar der Verkauf von Zigaretten unterbunden.
Dafür schnupfen alle Tibeter! Volk und Mönche benutzen selbstpräparierten Schnupftabak als Stimulans. Jeder ist stolz auf seine Mischung und wenn zwei Tibeter zusammenkommen, wird zuerst der Schnupftabak hervorgeholt und eine kleine Prise angeboten. Dabei protzt man auch gern ein wenig mit seinem Tabaksbehälter - vom billigen Jakob bis zum kostbaren, goldgefaßten Jadefläschchen kann man alle Abstufungen bewundern. Mit Genuß wird das Pulver auf den Daumennagel gestreut und dann...Sie sind wahrhaftog routiniert auf diesem Gebiet und blasen riesige Staubwolken aus ihrem Mund, ohne auch nur einmal zu niesen."

Also wenn die heutigen Raucher plötzlich wieder auf Schnupf- oder Kautabak kommen würden, hätte ich ja überhaupt nichts dagegen. Meinetwegen könnten sie Schnupfen und Schniefen und Kauen und Spucken, alles kein Problem. Nur frische Luft hätte ich gerne, gerade und insbesondere auch, wenn ich an heißen Sommertagen abends endlich die abgekühlte Luft ins Zimmer lassen möchte. Und damit meine ich eben die klare und frische Luft und nicht die ekligen Rauchschwaden vom Balkon unter mir.
Ich habe sogar gelegentlich selbst Schnupftabak geschnupft. Das ist allerdings lange her und war in meiner Kindheit. Mein Vater hatte im Schubkasten des Fernsehtischchens eine Dose mit Schnupftabak zu stehen. Wenn er sich davon etwas in die Nase zog, beobachtete ich das immer fasziniert, wahrscheinlich deshalb, weil ich mich damals bereits fragte, was Leute für ein Vergnügen daran finden, sich ekligen Tabak irgendwo einzuführen. Vermutlich aus diesem Grund fragte er mich:"Willste auch mal?" Natürlich war mir damals schon klar, daß probieren über studieren geht und der erste Versuch brachte mir einen heftigen Niesanfall ein. Allerdings merkte ich mir auch, daß Niesen durchaus nützlich sein kann, nämlich dann, wenn man eine verstopfte Nase hat. Genau deshalb ging ich ab diesem Zeitpunkt gelegentlich und heimlich an die Schnupftabakdose meines Vaters. So hatte ich die ganze Schulzeit hindurch eine freie Nase. Daß es sich um eine Droge handelt, war mir nicht wirklich bewußt, denn ich dachte, das Zeug dient nur zum Niesen. Gerade im Moment könnte ich mal wieder eine Prise vertragen, denn meine Nase ist immer noch etwas verrotzt.

Dienstag, 20. September 2016

Nachtzug nach Budapest

In einer Sendung im RBB hörte ich letztens davon, daß die Deutsche Bahn ihren Nachtzugverkehr ab dem nächsten Jahr einstellen will. Ich weiß nicht mehr, ob es dabei nur um bestimmte Strecken oder um alle Nachtzüge ging, aber doch im größeren Umfang. Es wurden Fahrgäste befragt und in Schlafwagenwaggons hineingeschaut. Einmal in meinem Leben bin ich mit einem Nachtzug gefahren, muß es jetzt also nicht dringend nachholen, zumal das Erlebnis nicht wirklich schön war. Dabei hatten wir damals in unserem Abteil sogar nur vier Betten statt wie in den heutigen Zügen sechs Betten. Da ich die Jüngste war, wurde ich nach oben verfrachtet, doch oben waren die Betten noch kürzer als unten. Mal abgesehen davon, daß es klaustrophobisch eng war, konnte ich die gesamte Nacht meine Beine nicht ausstrecken. Ich konnte sie aber auch nicht vertreten, da die Abteiltür so laut war, daß das ganze Abteil sofort wach gewesen wäre. Das hatte irgendwie etwas von Arrest in einer Sardinendose mit zusätzlicher Folterkonfiguration. Ich finde ja, daß nur Schlafen in einem Nachtzug schlimmer ist, als Schlafen im Krankenhaus (ok, bis auf das eine Mal, als die Hochstellvorrichtung meines Bettes nicht funktionierte). Dazu kommt, daß man nicht einmal aus dem Fenster sehen kann und eigentlich verreist man doch, zumindest mit dem Zug, um aus dem Fenster zu sehen. Dadurch kann man sich von allen Unannehmlichkeiten wegdenken. Nachtzüge haben irgendwie so ein romantisches Image. In Filmen besitzen die Schlafabteile meist nur zwei Betten und sehen auch völlig anders aus. Man denke an James Bond oder Alfred Hitchcock, ganz zu schweigen vom Orient-Express. Die Realität ist zwar durchaus abenteuerlich, aber weniger romantisch. Und dennoch finde ich es schade, daß es sie nicht mehr geben soll, denn wie in der Sendung festgestellt wurde, werden sie viel und gerne gebucht. Vermutlich gibt es nicht wenige Menschen, die von ihrer Körpergröße und ihrem Schlafbedürfnis her perfekt in die Schlafwagenabteile hineinpassen, und für die diese Art zu reisen sehr praktikabel und nützlich ist.

EDIT/Es geht tatsächlich um alle Nachtzüge, siehe http://www.nachtzug-bleibt.eu/:

Auf der Fahrt zum Klimagipfel nach Paris hat DB-Vorstand Ronald Pofalla verkündet, dass die DB in einem Jahr alle Nachtzüge abschaffen will. Irreführenderweise wird das zunächst als Konzept, die Nachtverbindungen auszubauen, dargestellt, und es klingt so, als habe die DB die Kritik ihrer Kunden verstanden:
"Umfragen haben klar gemacht, dass es eine Nachfrage nach solchen Verbindungen gibt", erklärte Bahn-Vorstand Ronald Pofalla am Wochenende. Es sei bereits eine Arbeitsgruppe eingerichtet worden, die Konzept und Streckenkapazitäten prüfe, so der Bahnvorstand. Das Unternehmen reagierte damit auf die anhaltende Kritik auf das Ausdünnen der Nachtverbindungen.
Aber dann erklärt Ronald Pofalla, was mit dem »Ausbau der Nachtverbindungen« gemeint ist: ICEs, die nachts durchfahren...

...Nachtzüge, um das denen zu erklären, die wie der ehemalige DB-Vorstand Ulrich Homburg noch nie einen von innen gesehen haben, sind Züge, in denen man in Betten und/oder auf Liegen schlafen kann, in den meisten findet man beides und auch noch Sitze. Sie fuhren und fahren unter Namen wie D-Nacht, CityNightLine, EuroNight, InterCity-Night, Trenhotel (»Hotelzug« auf spanisch), Intercité-Nuit, Nocturno ... und und und. Im Schlafwagen hat man Betten, Waschgelegenheit oder WC/Dusche im Abteil, es gibt einen Begrüßungstrunk und Frühstück; im Liegewagen kann man sich preiswert ausstrecken und in einem Bettbezug einwickeln – und wem die 21 Euro für die preiswerteste Liegekategorie zu teuer sind, nimmt den Sitzwagen. Getränke und kleine Speisen gibt's beim Zugpersonal, und manchmal gibt es auch ein richtiges Restaurant oder zumindest ein Bordbistro. Sie zu benutzen, ist meistens ein Vergnügen.

Ein Intercity oder ICE, der nachts durchfährt, fällt nicht in diese Kategorie. Er hat nämlich nur Sitze, das Licht brennt unbarmherzig die ganze Nacht, vor jeder Milchkanne kommt die Ansage »Wir erreichen jetzt Hintertupfingen. Ihre wichtigsten Anschlüsse: Regionalexpress nach Vordertupfingen um 3:45 Uhr von Gleis 3, Regionalbahn nach Kuhdorf um 4:20 von Gleis 4. Der Ausstieg ist in Fahrtrichtung links. Wir danken für Ihre Fahrt mit der Deutschen Bahn und wünschen Ihnen noch einen schönen Tag.« Nach jeder Milchkanne heißt es dann: »Wir begrüßen die in Hintertupfingen zugestiegenen Fahrgäste ...«
Wenn es Züge gibt, auf die der Ausspruch des früheren Bahnchefs Mehdorn »Zugfahrten über vier Stunden sind eine Tortur« zutrifft, dann sind es solche nächtlichen ICEs und ICs. Ganz nebenbei sind sie ein Paradies für Diebe....


Nochmal EDIT: Wie ich gerade las, erfolgte die Debatte während eines Fußballspiels oder sollte da erfolgen. Also an Zufälle glaube ich ja nicht mehr, nachdem mich die Förderalismusreform während der Fußball-WM 2006 stutzig gemacht hat. Es würde mich absolut überhaupt nicht wundern, wenn das "Sommermärchen" sogar von der Politik geplant und "gesponsort" wurde. Aber so lange bei solchen Veranstaltungen die Massen gerne ihr Hirn irgendwo abgeben und sich für nichts anderes mehr interessieren, wird die Politik mit Spielen als Ablenkungsmanöver wohl weiterhin Erfolg haben.