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Spontanrenovierung oder wie eines zum anderen kommt

Eigentlich sollte es ein ganz normaler Tag werden, außer daß ich abends zu einer Geburtstagsparty eingeladen war. Doch den Tag über hatte ich viel Zeit und beschäftigte mich mit dem Umräumen von Möbeln, da ich für mein kleines Zimmer ein Sideboard kaufen möchte, um auch die unter dem Bett gestapelten Bücher unterzubringen. Dazu muß ich allerdings das kleine Schränkchen, das an der Stelle steht, in das Wohnzimmer zwischen Regal und Sideboard quetschen. Dort passt es auch gut hin, zumal ich es sowieso müde bin, mich dauernd zu bücken, um meine Ofenattrappe anzuwerfen. Die kommt dann einfach oben auf das Schränkchen. Nun dachte ich mir, ich könnte das Schränkchen gleich schon mal dorthin stellen um Platz zu machen, doch dabei stellte sich heraus, daß die Lücke zwei Zentimeter zu klein ist. Das hieß, ich mußte die anderen Möbel etwas zur Seite schieben. Das ging aber nur, indem ich sie ausräumte. Nun befindet sich hinter diesen Möbeln eine Wand, die ich schon seit Jahren streichen will, da sich herausstellte, daß der pure Textilputz ziemlich unpraktisch ist und sehr schnell grau und schwarz wird, vor allem, wenn man viel Kerzen abbrennt. Bisher habe ich das Streichen vor mir hergeschoben, weil mir bei dem Gedanken daran, die Möbel alle ausräumen zu müssen, die Lust dazu regelmäßig vergangen ist. Doch nun hatte ich die Möbel ausgeräumt und meinte, daß es doch ziemlich bescheuert wäre, alles wieder einzuräumen, ohne vorher die Wand gestrichen zu haben. Ich hatte noch einen viertel Eimer Farbe herumzustehen und nach längerem Suchen fand ich auch die praktischen langen Malerpinsel, die ich immer benutze, die ich aber nach dem Neueinbau der Küche an einem Geheimplatz so gut versteckt hatte, daß selbst ich nicht mehr wußte, wo sie waren. Malerkrepp, Abdeckfolien und was man sonst so braucht, habe ich ja zum Glück immer da. Also legte ich los, leider reichte die Farbe aber nur für die Hälfte und ich muß erst neue bestellen, weil es diese Farbe im Baumarkt nicht gibt. Meine Wohnung sieht aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen, aber das alles hatte ich am Morgen noch nicht vorhergesehen. Am Abend sagte ich die Party ab, weil ich zu fertig war. Und wir wollen ja nicht, daß die Geschichte wie in meinem Roman weitergeht.
Heute mache ich erstmal mit der gelben Farbe weiter, die ich für die Fensterwand gekauft hatte und die auch bereits eine ganze Weile herumsteht. Wenn ich schon dabei bin, dann muß ich das jetzt durchziehen oder mich woanders einquartieren. Es ist erstaunlich, wie ich mir mit spontanen Aktionen immer wieder jede Menge Arbeit aufhalse. Wenn ich vorher darüber nachdenke, dann mache ich das garantiert nicht.
Immerhin lenkt mich das von der schlechten Laune ab, die mich überkommt, wenn ich an die Op denke, die ich eigentlich machen lassen möchte und dann wieder nicht. Ich hatte mir überlegt, daß eine Anpassung der gesunden Brust mir mit einem Schlag das meiste bringen würde, weil ich dann zumindest das Bekleidungsproblem hoffentlich los wäre, aber immer, wenn ich mir den Ablauf so einer Op und des Krankenaufenthalts und der Schmerzen vorstelle, vergeht mir wieder die Lust, das machen zu lassen. Während des Streichens der Wand kam ich plötzlich zu der tiefgreifenden Erkenntnis, daß es mit Ops wahrscheinlich genauso ist wie mit Renovierungen. Man darf vorher niemals über die einzelnen Schritte nachdenken und sich den Ablauf vorstellen, denn das schreckt nur ab, sondern man sollte es einfach tun, ohne vorher viel darüber nachzudenken. Zu große Vorstellungskraft, vor allem wenn mit Ängsten verbunden, kann manchmal ein ziemliches Hindernis sein, etwas in Angriff zu nehmen.

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