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Tatsächlich ist ein wesentliches Erkennungszeichen kreativer Menschen eine extreme Empfindlichkeit gegenüber gewissen Nuancen des Gefühls, der Wahrnehmung und des Denkens. Eine Nuance ist eine Bedeutungsschattierung, eine Verknüpfung von Gefühlen oder eine Feinheit der Wahrnehmung, für die der Verstand keine Worte oder bewußten Kategorien besitzt. Wenn eine Nuance erscheint, so geschieht dem schöpferischen Menschen etwas, das wir als akute nichtlineare Reaktion bezeichnen können...
...Nuancen erinnern an den Reichtum des Grenzbereichs in der Mandelbrot-Menge, den Reichtum der vielen Skalen in einem Fraktal. Bei schöpferischen Menschen lassen die Nuancen überall die "Informationslücken" wahrnehmbar werden...
...Da ihr Reichtum nicht in den normalen Denkformen enthalten ist oder beschrieben werden kann, läßt sie sich nicht leicht anderen Menschen mitteilen. Um die eigene Erfahrung einer Nuance auszudrücken, muß das Individuum erst eine Gestalt schaffen, in der sie sich anderen mitteilen läßt...
...Nuancen hausen in den fraktalen Räumen zwischen unseren Gedankenkategorien. Nach der Theorie von Paul LaViolette und William Gray gehen von den Gefühls- und Wahrnehmungszentren unseres Gehirns ununterbrochen Nuancen aus, die im Gehirn umlaufen, aber dann sogleich durch die Hirnrinde vereinfacht werden, so daß Gedanken entstehen, die sich einordnen lassen und "organisatorisch abgeschlossen" sind...
...In der Erfahrung der Nuance betreten wir den Grenzbereich zwischen Ordnung und Chaos, und in der Nuance liegt unser Sinn für die Ganzheit und Unteilbarkeit der Erfahrung....
...Schöpferische Menschen pflegen ihre Fähigkeiten, in "Zweifel und Ungewißheit" zu leben, wie Keats das nannte, also in jener Welt, die durch eine Nuance geschaffen wird, die gerade lange genug anhält, um dort etwas Neues aufblühen zu lassen...
...Unsere normalen gedanklichen Muster organisieren sich um ihre Grenzzykel. Wird man gebeten, aus einem komplexen Materialangebot eine Gestalt zu schaffen oder ein Problem zu lösen, so reagiert man typischerweise mit einer reduktionistischen oder organisatorisch abgeschlossenen Struktur, statt dem Material zu erlauben, sich aus den fraktalen Dimensionen der Nuance heraus selbst zu entwickeln - wie ein schöpferischer Mensch es tun würde...
...Peter Senge sagt, auch unsere künftige gesellschaftliche Arbeit und das Handeln der gesellschaftlichen Gruppen sollten am besten in einer Atmosphäre der Ironie und der Nuancen ablaufen. Er nennt dies die Anerkennung der grundlegenden Ungewißheit..."Ich glaube, die Ehrfurcht vor der Ungewißheit macht den Unterschied zwischen einem kreativen Visionär und einem Fanatiker aus. Ein Fanatiker hält Ausschau nach etwas, das die Ungewißheit plattwalzt. Der schöpferische Mensch gibt die Ungewißheit zu..."

(aus "Die Entdeckung des Chaos" von Briggs und Peat)

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