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Familiengeschichte und andere Ablenkungen

Wenn man die wenigen Einträge sieht, könnte man direkt meinen, ich bin jetzt nur noch mit Scrabble spielen beschäftigt, dies ist aber nicht (mehr) der Fall. Sondern ich scanne und sichte unter anderem ordentlich Dokumente und bin gänzlich in die Geschichte meiner Familie abgetaucht, besonders in die meines Urgroßvaters, allerdings im Moment vorerst nicht mehr über das Tagebuch, sondern über die Korrespondenz, von welcher es zwei Hefter voll gibt. Mein Urgroßvater hat als alter Mann den zweiten Weltkrieg noch miterlebt, bevor er 1946 friedlich mit 85 Jahren gestorben ist. Während der Nazizeit wurde er zum Blockwart verdonnert, was zur Folge hatte, daß er sowohl für sich, als auch für seine Kinder und sonstige Familie, die brieflich ständig um Hilfe dabei bettelte, Ahnenforschung für den erforderlichen Ariernachweis betrieb. Als ehemaliger preußischer Beamter und Registrator im Ruhestand hatte er da wohl auch das nötige Händchen dafür und so schrieb er diverse Standesämter, Gemeinden und Personen an. Alle Briefwechsel und Notizen dazu sind in einem Ordner gesammelt.
Ich habe schon einiges dazugelernt, zum Beispiel was Kossaten sind. Auch der familiäre Briefwechsel ist interessant, weil dann zum Beispiel ein Brief plötzlich unterbricht und später fortgesetzt wird damit, daß es gerade Alarm gab, man in den Keller mußte und deshalb das Briefeschreiben erst am nächsten Tag wieder aufnehmen konnte. In den Keller wurden die Liegestühle aus dem Garten gestellt, damit man es etwas bequemer hätte. Mein Urgroßvater hatte während dieser Alarme wohl etwas Schwierigkeiten, sich so eilig anzuziehen wie es nötig war, da ja schon im hohen Alter, wo alles beschwerlicher ist. Er lebte mit seiner einzigen Tochter zusammen, der Schwester meines Großvaters, die sich bis zu seinem Tod um ihn kümmerte und den Haushalt führte. Doch nicht nur das. Da er nach dem Krieg sein nach 44 Jahren Dienst wohlverdientes Ruhestandsgehalt nicht mehr bekam und somit mittellos war, fütterte ihn seine Tochter alleine mit ihrem Lehrerinnengehalt durch. Es gab eine größere Auseinandersetzung darüber, daß er sich bei jemandem 500 RM borgte und von diesem Geld 400 RM bis zu seinem Tod verjubelte. Niemand weiß wofür, denn seiner Tochter hat er für die Verpflegung kein Geld gegeben. Weil sie an meinen Großvater und wahrscheinlich auch an die anderen zwei Brüder des öfteren über diese finanzielle Lage schrieb, hat ihr mein Großvater anscheinend geantwortet, daß er ihr kein Geld schicken könne, da sie selbst nichts hätten, denn mein Großvater konnte nach dem Krieg wohl nicht mehr in seinem vorherigen Beruf als Bankgeschäftsführer arbeiten. Darauf antwortete seine Schwester sofort, daß sie niemals Geld von ihm haben wolle und schickte ihm sogar noch 50 RM mit. Nachdem mein Urgroßvater gestorben war, erkrankte sie an einer Lungenerkrankung - sie hatte ein Loch in der Lunge - und wurde in ein Sanatorium geschickt. Von hier gibt es noch zwei Briefe von ihr, in denen sie schreibt, wie gut es ihr dort geht und daß es ihr überhaupt viel besser ginge als vielen anderen, da sie durch die Lungenerkrankung zusätzliche Essensmarken für Butter, Milch und Brot bekam. Leider hatte sie von diesen Vorzügen aber nicht lange etwas, denn sie ist 1948 mit 51 Jahren verstorben.

Außerdem habe ich herausgefunden, daß man auch über Youtube-Videos Zumba-Workouts nachtanzen kann, zum Beispiel dieses hier, wobei man gleichzeitig praktischerweise sogar noch sein Französisch auffrischt:



Wahrscheinlich finden das die unter mir wohnenden Nachbarn jedoch nicht so toll und eine Mittänzerin im Kurs hat mir erzählt, daß ganz in der Nähe, in der Turnhalle eines Vereins, Freitagabend Zumbastunden stattfinden, an denen man mit 5 EUR teilnehmen kann, ohne in den Verein eintreten zu müssen. Jetzt überlege ich, ob ich mir das mal anschaue. Eigentlich hatte ich mich für Freitagabend für einen ausgebuchten Singekurs auf die Warteliste setzen lassen, aber aus diesem Kurs will anscheinend niemand abspringen.

Und so ganz nebenbei arbeite ich ebenfalls an einem neuen Blog, auf welches ich früher oder später umzuziehen gedenke, da es mir hier auf Twoday.net langsam suspekt wird. Wenn eine Community keine neuen Mitglieder mehr aufnimmt, ist das immer ein schlechtes Zeichen, nach meiner bisherigen Net-Erfahrung. Ich habe zwar nicht das Gefühl, daß hier plötzlich die Seite abgeschaltet wird, aber es scheint doch irgendwie nach dem Muster zu laufen: "Der Letzte macht das Licht aus!". Und ehrlich: ich möchte dieser, bzw. diese Letzte nicht sein.

Jedenfalls bin ich gerade so beschäftigt, daß kaum für etwas anderes Zeit bleibt. Nicht einmal zum Bücherlesen komme ich mehr, das wird aber hoffentlich wieder anders, wenn ich mit den Briefen durch bin.
speedhiking - Mi, 11:34

@video

Die rosa Hose!

Keine Sorge,

ich trage dieses rosa Höschen NICHT. ;o)
speedhiking - Mi, 12:55

Danke!

Und bitte auch nicht so demonstrativ gutgelaunt-auffordernd herumzwitschern wie les deux reines zumba; und das noch auf Französisch - overkill!

So etwas

würde ich niemals sagen. ;-)))
bloedbabbler - Mi, 12:06

Schönes & Nerviges in einem Beitrag.

Ich finde es klasse und spannend, wie du dich der Familiengeschichte näherst. Da bedauere fast, ich das es keine Unterlagen mehr über meine Familie gibt.

Ich vermute mal du bastelst an einem Wordpress Blog, gut so.
Normaler Webspace erhöht die Chance gelesen zu werden deutlich, denn twoday.net war eben schon wieder nicht erreichbar, wie ich an folgendem Bild verdeutlichen kann:
.
Wenn ich dafür Geld bezahlte, würde es mich vermutlich echt ärgern und deine Einschätzung, die ja auch hier artikuliert wurde, trifft leider zu.

Nein,

kein Wordpress-Blog, sondern ein Blogger-Blog. Wordpress ist mir zu rigide. Wenn man sich selbst das Blog zusammenbasteln will, muß man dafür noch Geld bezahlen, entweder an Wordpress oder etwas weniger, wenn man selbst über eigenen Webspace hostet und diesen bezahlt. Letzteres ist mir aber zu aufwändig.
Bei Blogger muß man zwar generell viel basteln, aber dafür ist jeglicher Code frei verfüg- und individualisierbar und ich denke mal, da Blogger über Google läuft, ist die Erreichbarkeit auch in Ordnung. Jedenfalls konnte ich bisher noch keine Einschränkungen feststellen.
tinius - Mi, 14:19

Blogger.com scheidet eben wegen google komplett aus - es sei denn sie hörten auf, sämtliche Daten zusammenzuführen.

Was ich blogge

ist ja sowieso öffentlich und ich gebe bei Google natürlich nur die Daten preis, die ich preisgeben möchte. Und auch die Leser können anonym kommentieren. Ich sehe da kein Problem.
Herr B. - Do, 10:28

Das Problem sehe ich bei meinem Schatz - sie hat zwar zwei separate Profile, aber die verschmelzen ungewollt immer mehr, und man muss höllisch aufpassen, um das offizielle und das anonyme Profil getrennt zu halten. Go*gle eben. :-/

Glücklicherweise

habe ich bei Google und denn großen sozialen Netzwerken keine 'offiziellen' Profile und habe auch nicht vor, welche zu haben, deshalb kann bei mir so etwas gar nicht passieren. ;o)
g a g a - Fr, 21:58

Wie kommt es, dass du diese Dokumente deiner Familie bei dir hast? Hat sie dir deine Mutter überlassen? Ich finde das sehr interessant... nicht unbedingt für mich selbst, aber für dich. Je älter ich werde, umso häufiger gehen meine Gedanken dahin, was von meinen Vorfahren in Erfahrung zu bringen ist. Nicht dauernd, aber interessierter als früher, als ich sehr jung war. Ich erinnere mich dann an Fotoalben, in denen ich mit großer Faszination als Kind blätterte. Erinnere meinen Großvater (der die Elfen stickte) auf einer Fotografie, als junger Mann in einem feinen Anzug in einem schönen Stuhl in einem Salon, mit übereinandergeschlagenen Beinen... solche Dinge...

Die Unterlagen

meines Urgroßvaters waren erst bei meinem Opa, aus dessen Nachlaß gingen sie auf meinen Vater über und nach dessen Tod hat meine Mutter aufgeräumt und alles meinem Bruder überlassen. Der gehört zu den Menschen, die nichts wegwerfen können, was in diesem Fall durchaus positiv ist, und hat alles kistenweise aufgehoben. Bei unserer Geburtstagsfamilienreise hatte er für die Verwandten einen ganzen Sack dieser Dokumente mitgenommen, weil er dachte, daß sie davon vielleicht etwas interessiert, aber die interessierten sich kaum dafür. Stattdessen habe ich dann den Sack mit nach Hause genommen, um alles durchzusehen.

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