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Gedisst oder die Stunde Null

Es sind Vorbereitungen für eine Reise zu treffen. Dazu gehört es unter anderem, mehrere Zimmer und eine große Halle auszufegen. Hier liegt in jeder Ecke haufenweise Dreck. Aber während die anderen, darunter mein Bruder, schnell verschiedene Ecken leergefegt haben, fege ich ohne sichtbares Ergebnis an einer einzigen Ecke herum. Irgendwie will es nicht so recht klappen, aber der Stiel vom Besen ist auch sehr merkwürdig. Er scheint sich zu biegen und nicht genügend Festigkeit zu haben. Mir fällt auf, daß ein oberer Teil des Stiels fast gänzlich abgebrochen ist. Ich zeige das meinem Bruder und er bricht kurzerhand das ganze Stück ab. Der Stiel ist zwar jetzt kürzer, aber auch fester, so daß es etwas besser geht. Trotzdem bekomme ich die Ecke nicht leergefegt und als ich mich umdrehe, sehe ich, daß ein dreckiges Auto durch die Halle gefahren ist und eine Spur aus nassem Schlamm hinterlassen hat. Wie soll ich das sauber kriegen? Halbherzig versuche ich den Schlamm ebenfalls zusammenzukehren, aber da er nass ist, funktioniert es natürlich nicht und mit dem Besen verteile ich den Dreck nur noch mehr.

Ohne die Aufgabe wirklich gelöst zu haben gehe ich irgendwann, aber unterwegs fällt mir ein, daß ich eigentlich das Wichtigste für die Reise vergessen habe, nämlich die Koffer zu packen. Ob ich das in einer Eilaktion kurz vor dem Starten noch schaffe? Oder werde ich nicht mitreisen können? Ziemlich geknickt komme ich auf Arbeit an, wo man mir mitteilt, daß ich die Chance habe, einer bestimmten Gruppe zuzugehören, dazu allerdings morgen kurzfristig irgendwohin fahren muß und am Wochenende ebenso, um am Gruppentreffen teilzunehmen. Dies überfordert mich, ich weiß nicht, wie ich das bewerkstelligen soll. Schließlich weine ich, weil ich wahrscheinlich nicht mit auf die Reise kann und es wohl auch nicht schaffe, die Voraussetzungen zu erfüllen, um meine Chance zu ergreifen. Erstmal ist es mir egal, daß andere mein Weinen mitbekommen. Als ich einen Büroflur entlang und an Kollegen vorbeigehe, schaut eine mich an und meint so: "Sie ist traurig und beklagt ihr hartes Schicksal." Mir scheint, ich höre Häme und Sarkasmus darin, weshalb ich irritiert stehenbleibe und überlege, ob ich vielleicht genauer meine Situation erklären sollte. Doch es haben sich immer mehr Kollegen versammelt. Die meisten von ihnen wirken eher unbeteiligt, doch einige haben einen Gesichtsausdruck, daß ich der Meinung bin, Erklärungen bringen hier wohl nichts. Die mich angesprochen hat, schaut sich beifallheischend um und sagt jetzt zu den anderen: "S. ist die Stunde Null!" Was meint sie damit? Diese Frage stelle ich ihr auch direkt, aber sie achtet gar nicht mehr auf mich, sondern bricht mit einigen anderen in Gelächter aus. Da ich das Gefühl habe, daß sie über mich lachen und mich völlig hilflos fühle, verschwinde ich schnell um die Ecke. Eine Kollegin kommt mir hinterher, redet mir gut zu und gratuliert mir zum Geburtstag. Anscheinend interpretiert sie die Stunde Null als Geburtstag, dabei habe ich gar keinen. Ich bedanke mich trotzdem bei ihr, ohne den Irrtum aufzuklären. Dann setze ich mich an meinen Arbeitsplatz und weine und weine und weine. Ich ärgere mich selbst darüber, denn ich denke mir, daß die anderen dann noch fieser werden, wenn ich weiterhin weine. Aber ich kann einfach nicht aufhören. Und ich weine bis ich aufwache.

Faszienmassagen scheinen seltsame Wirkungen auf das Traumleben zu haben. Aber wenn Emotionen im Körper gespeichert werden, wie es ja im Yoga heißt, vielleicht gar nicht wirklich ungewöhnlich.

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