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Nachdenken über Raum,

bzw. Prokrastinieren kann ich! Eigentlich wollte ich schon mal die Steuer erledigen und lesen, was ich bereits seit zwei Wochen nicht mehr getan habe. Stattdessen schaute ich mir online ewig und gründlich, inklusive der Rezensionen, Katzenspielzeuge an, an denen man sich heutzutage geradezu totkaufen könnte, und danach träumte ich vor mich hin, wie ich ein Katzen-Hochbett bauen würde. Eines mit allem Drum und Dran wie Katzenschaukel, Katzentunnel, Leiterchen und Treppchen, Bürsten, Plüschmäusen, Bommeln und Klappern - eben so ein richtiges Tigerparadies. Das Problem ist nur: Ich habe gar keinen Platz für so ein Hochbett, und vor allem - mir würde dazu dann noch die Katze fehlen. In dieser Zeit hätte ich natürlich genauso gut am Blog basteln können, aber Träumen ist halt schöner.

Überhaupt der Platz. Mehr Platz steht ganz oben auf meiner Wunschliste, aber wirklicher Platz, also leerer Platz. Kein vollgestellter Platz. Vollgestellter Platz macht nur noch mehr Arbeit und kostet Energie. Ich hätte auch nicht vor, diesen Platz großartig zuzuräumen. Mir reicht der Krempel jetzt schon, den ich besitze. Das Problem dabei ist nicht fehlender Raum, sondern daß Krempel irgendwann, wahrscheinlich hat jeder da eine andere Grenze, nur noch Energie und Zeit für die Verwaltung kostet und dann nicht wirklich mehr glücklich macht. Purer Raum dagegen ist purer Luxus, genauso wie Zeit. Leider so viel Luxus, daß man ihn heute nicht mehr bezahlen kann, genauso wie Zeit für die meisten Menschen knapp ist. Für Krempel dagegen reicht das Geld - wenn also die wirklichen Bedürfnisse wie Zeit und Raum nicht erfüllt werden und erfüllt werden können, gibt man um so mehr Geld für Zeug aus, das man nicht braucht. Einfach mal eine Wohnung haben, in der man ein oder zwei Zimmer nicht "braucht". Wobei brauchen hier nicht heißt, daß die Zimmer überflüssig sind, im Gegenteil. Sie bedeuten Freiheit. Die Freiheit einfach mal spontan von einem Zimmer in das andere zu ziehen, die Freiheit, Platz für Projekte zu haben, ohne das wichtige Wohnräume aussehen, als wäre eine Bombe eingeschlagen. Genug Platz auch, um zu tanzen, oder halt spontan ein Katzenhochbett zu bauen, oder Hängematten aufzuhängen, oder auf dem Fußboden zu malen (das tat ich früher in einer leeren Wohnung, die zu meinem Untermiet-Zimmer gehörte, bis sie dann bezogen wurde) und und und... Mal ganz abgesehen davon, wie praktisch sie sind, wenn man bei Renovierungen oder anderen Notfällen Ausweichraum benötigt. Schade, daß man sich Platz nicht zu Weihnachten oder zum Geburtstag wünschen, und auch nicht zusammenlegen kann - jeder zum Beispiel 5 qm. Also bekommt man da ebenfalls nur Zeug, das man eigentlich nicht wirklich möchte, aber ganz ohne Geschenke ist ja auch doof. Nun habe ich immerhin schon das große Glück, Zeit zu haben, das andere große Luxusgut, wofür ich sehr dankbar bin. Auch wenn ich immer klage, ich hätte keine Zeit, so besitze ich sie dennoch, denn sie geht zum allergrößten Teil nur für meine privaten Angelegenheiten drauf. Früher habe ich immer davon geträumt, endlich mal richtig Zeit für mich zu haben. Jetzt habe ich sie. Und wer weiß, wenn ich von mehr Raum träume, geht dieser Wunsch vielleicht irgendwann ebenfalls noch in Erfüllung, wenn ich auch keinen Schimmer habe, wie das passieren könnte.
NBerlin - Sa, 15:22

Ich brauche meinen zusätzlichen kaum genutzten Raum für meine Vögel und meine Bücher und LPs. Denke Platz zu haben ist der neue Luxus in einer Gesellschaft in der die Miete unbezahlbar wird.

Eben.

Das ist jetzt schon der Fall.
rosenherz - Sa, 19:03

Das finde ich sehr interessant, was du über deine Raumwünsche schreibst. Vor allem im Zusammenang, unlängst über Krebs und dem seelischen Bedürfnis nach "Raum" und nach "geistigem Wachsen" gelesen zu haben. Freie Räume finde ich auch wunderbar, so wie ich sie beispielsweise von Seminaren kennen. Hier wird (fast leerer) Raum zur Verfügung gestellt, darin passiert Leben (und Lernen). D´faszinierend auch, an die Wohnung einer Freundin in Wien zu denken. Eine Altbauwohnung mit einer Deckenhöhe von über drei Metern, was dem Raum eine gewisse Großzügigkeit verleiht. So, dass ich mich dort niemals eingeent fühle. Wahrscheinlich fällt mir das deshalb dort so auf, da ich selbst in einem teilweise 200 Jahre alten Haus lebe, in der manche Decken besonders niedrig gebaut sind, sodass sie mit ausgestreckten Händen greifen kann.
Bei deinem Posting kommt mir der öffentliche Raum in den Sinn. Als freier Raum, den wir nützen können. Er gehört uns (allen). Zum Leben.

Als Kind

wohnte ich in einer über hundert Quadratmeter großen Altbauwohnung mit zwei Eingängen und hohen Decken. Hohe Decken finde ich deshalb nicht wirklich so prickelnd, weil sie beim Heizen und Renovieren doch sehr viele Nachteile haben. Irgendwie fühle ich mich in Zimmern mit niedrigeren Decken auch geborgener, die Höhe macht es also nicht, aber natürlich nur, wenn die Decken nicht so niedrig sind, daß man sich erdrückt fühlt. Ich finde, wenn man auf einer normalen Haushaltsleiter gut die Decke erreichen kann, reicht das völlig. Da gehe ich, was Platz betrifft, lieber ganz in die Fläche.
C. Araxe - So, 21:18

Hm, mir stellt sich eigentlich seit einiger Zeit das gegenteilige Problem. Der Platz ist da, aber er wird zunehmend zu viel. Also nicht, dass ich diesen nicht nutzen könnte. Sondern eher, dass mir das zu viel Raum ist, gerade weil ich keine Schwierigkeiten habe, mich da auszubreiten. Eine kleinere Wohnung würde indes unter derzeitigen Umständen kaum billiger sein, was die Kosten betrifft. Und ja, ich könnte auch wie zuvor wieder untervermieten. Aber als Sammler und Jäger bin ich dennoch an dem Punkt, wo ich zumindest ansatzweise erkenne, dass weniger mehr ist. Und was Raum vs. Zeit betrifft, schätze ich das sehr, dass ich nun wieder mehr habe, auch wenn das noch nicht so wirklich angekommen ist. Dazu gibt es zu viele Verpflichtungen, die trotz kürzerer Arbeitszeit so viel in Anspruch nehmen.

Solche Jäger und Sammler

kenne ich ebenfalls in meiner Familie. Und wenn man sich beim Jagen und Sammeln zu wenig unter Kontrolle hat, denkt man gerne, weniger Platz würde das Problem lösen. Vielleicht tut es das sogar in manchen Fällen. Allerdings beobachte ich dann auch oft, daß selbst kleinste Zimmerchen so vollgerümpelt werden, daß man darin gar nicht mehr vernünftig wohnen kann (zumindest ich würde mich dann nicht mehr wohlfühlen). Stattdessen könnte man sich auch fragen, was die tiefere Ursache dafür ist, daß man alles aufheben und sammeln muß, oder nichts wegwerfen kann, und dort auf der psychischen Ebene eine Veränderung in Angriff nehmen. Aber irgendwie habe ich zudem den Eindruck, daß dies ein typisches "Skorpion-Thema" ist (wie z.B. bei meinem Bruder), wobei es da zwei völlig extreme und gegensätzliche Typen gibt: zum einen eben den, der absolut nichts wegwerfen möchte und kann, alles sammelt und hortet, - und zum anderen den, der absolut alles rauschmeißt, so einen zenartigen Lebenstil pflegt und bei jedem kleinsten Chaos durchdreht. Im Prinzip die zwei Seiten der einen Medaille, bzw. dieses Themas.
C. Araxe - So, 22:12

Der Grund ist mir durchaus bewusst (nicht hier und jetzt), aber genau deswegen denke ich in andere Richtungen. Wobei ich da wie immer kein Schwarz-Weiß-Denken bevorzuge.

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