Alien
Es ist eine neuere Version von  AlienInsideTwoday  verfügbar!  Aktualisieren  Jetzt nicht!
© 2018-2023 NeonWilderness

Platzreservierung auf dem Friedhof

Ein kleiner Friedhof mitten in einer großen Stadt. Es ist eine ausländische Stadt, vielleicht sogar in Amerika, und irgendwie wundere ich mich ein bißchen darüber, daß so ein stiller, grüner Friedhof direkt in einer Großstadt liegen kann. Man müßte doch etwas davon merken! Ich prüfe deshalb noch einmal die Umgebung und sehe große Häuser, unter anderem ein weißes Haus mit spitzem Giebel und riesigem Balkon. Doch, das hier muß eine Stadt sein. Auf dem Friedhof befindet sich die Familiengrabstätte unserer Familie. Sie umfaßt genau vier Gräber, wobei jeweils zwei eine Teil-Grabstätte bilden und von einer kleinen Hecke umfaßt sind. Es ist auch schon genau festgelegt, wer an welcher Stelle liegt. Mein Vater hat seine Stelle inzwischen eingenommen. Er liegt außen, ich innen, so daß neben mir meine Mutter zu liegen kommt, die in der zweiten Grabstätte ebenfalls innen liegt. Außen neben ihr ist der Platz für meinen Bruder vorgesehen. Irgendwie mißfällt mir diese Aufteilung. Es erscheint mir richtiger, wenn mein Bruder und ich zusammen liegen, am besten innen. Außerdem würde ich ihn gerne neben mir haben. Er wirkt etwas abgeschottet dort außen. Mutter und Vater müßten theoretisch eigentlich nebeneinander liegen. Nur weil sie nicht neben ihm liegen will, müssen wir jetzt darunter leiden und mein Bruder ist ausgeschlossen. Ich weiß nicht warum, aber es erschien mir im Traum, als ob er nur durch mich, bzw. mich an der Seite, eine Verbindung zur Familie hätte. Etwas ärgerlich die Aufteilung, aber wohl nicht mehr zu ändern, da alles schon fest reserviert ist. Erneut bewußt werde ich etwas später auf einer mit Herbstlaub bedeckten Wiese des Friedhofs liegend. Gleichzeitig mit dem Wissen, wo ich mich befinde, wird mir auch die Zeit bewußt. Ich muß endlos lange auf dieser Wiese gelegen haben, genaugenommen kam es mir vor wie eine Ewigkeit. Doch nun auf die Uhr schauend stelle ich fest, daß es nur eine Stunde war. Eine frühe Stunde an einem Sonntagmorgen. Normalerweise ist so eine Stunde gar nichts. Doch anscheinend, wenn man sich in einen Zustand ohne Zeit- und Raumgefühl versetzen kann, nur ganz im jeweiligen Augenblick lebend, kann man die Zeit ausdehnen. Das sollte ich mir merken und öfters machen. Allerdings bemerke ich jetzt auch die Kreuzspinnen im Herbstlaub. Darauf liegen möchte ich nicht mehr, um zu vermeiden, daß sie an mir herumkrabbeln, und stehe auf. Aber trotzdem, das raum- und zeitlose Ruhen auf der Wiese war so schön, daß ich es wahrscheinlich trotz der Spinnen wiederholen würde.

Bemerkung: Der Traum kommt mir vor wie eine geträumte Familienaufstellung, in welcher die Beziehungen zwischen den Mitgliedern bildhaft dargestellt werden. Die Parallelen sind auffallend:
Mein Bruder und mein Vater waren sich immer spinnefeind. Beide liegen am weitesten entfernt voneinander. Zwischen mir und meinem Bruder steht stets unsere Mutter auf eine trennende Art. Ich befinde mich zwischen meinen Eltern, hier aber als Verbindungsstück, der Kitt sozusagen.
Und jetzt sehe ich plötzlich, daß diese Aufteilung vielleicht nur deshalb so ist, weil meine Mutter meinen Bruder ebenso manipuliert hat wie mich und dabei auch vollen Erfolg hatte. Mich und meinen Vater hat sie gerne gegeneinander ausgespielt, mich auf ihre Seite gezogen usw. Als ich klein war, hat das noch funktioniert. Erst spät ist mir die subtile Beeinflußung von ihrer Seite aus bewußt geworden. Ab diesem Zeitpunkt konnte ich manche Verhaltensweise meines Vaters besser verstehen, wobei ich mir nie ganz klar darüber geworden bin, ob er die Manipulationen direkt wahrnahm oder diese nur ein unbestimmtes ungutes Gefühl in ihm wach riefen, welches hilflose Aggressionen auslöste. Nachdem ich gewisse Verhaltensweisen meiner Mutter durchschaute, führte dies vermehrt zu Konflikten mit ihr, weil sie ja nun nicht mehr auf diese versteckt subtile Art ihren Willen durchsetzen konnte. Wenn sie nun genau dasselbe mit meinem Bruder gemacht hat und damit bis heute Erfolg hatte (was daran liegen könnte, daß mein Vater mich bevorzugte), würde das auch erklären, warum er so unversöhnlich gegenüber dem Vater ist und meiner Mutter dagegen vollkommen blind ergeben. Aber es ist wohl so, wie im Traum dargestellt - ändern wird sich jetzt an dieser Platzierung nichts mehr. Je mehr von uns unter der Erde liegen, um so weniger.
Chutzpe - Fr, 20:28

Bei uns lief das ähnlich ab - ich war auch der Puffer - und habe schon früh gelernt, meinen Vater gegen meine Mutter auszuspielen, denn er wollte immer der Liebe sein. Ausserdem haben sie vorwiegend über mich kommuniziert anstatt untereinander - ich war jahrelang ihr Therapeut - so quasi.

Als ich dann mal an einem WE mit Familienstellen war, wurde es besser - erste Amtshandlung meiner Psychiaterin: Sie müssen sofort aus der Bettritze ihrer Eltern raus, wenn die es alleine nicht können, ist das nicht ihr Problem sondern deren...

Und immer wieder muss ich ähnliches lesen und frage mich einmal mehr, warum Hinz und Kunz Kinder kriegen dürfen - es nervt und tut weh, ob des Leids, dass dadurch verbreitet wird - so wird die Welt nie ein besserer Ort und die Menschheit erfährt keine Heilung (was mich auch darin bestätigt, dass sie diese nicht verdient).

Alles Liebe

Danke. Ich würde

dir gerne ausführlich auf deinen Kommentar antworten, ich hätte auch jede Menge dazu zu schreiben, aber irgendwie mag ich zu diesem Thema nicht mehr sagen, als daß ich mir bereits dachte, daß es bei euch ähnlich abgelaufen ist, da du mehrmals in Kommentaren das Stichwort "Manipulation" fallen gelassen hast. Ich habe jedesmal ziemlich genau geahnt, was du meinst, aber nie etwas dazu gesagt, weil ich glaube, daß diese Kindheitserfahrungen trotz ihrer Ähnlichkeit auch immer sehr individuell erlebt werden und sie deshalb eigentlich nicht vergleichen möchte. Ich denke, sobald man diese Muster erkennt, ist man für sich selbst eine ganze Ecke weiter, allerdings scheint es mir, daß man es in der Gesellschaft dafür um so schwerer hat, wahrscheinlich, weil man aufmerksamer gegenüber menschlichen Verhaltensweisen wird und sich nicht mehr so einfach "lenken" läßt.
Chutzpe - So, 01:54

Ich kann dir nur zustimmen und habe eigentlich gar nicht mit einer Antwort gerechnet, weil ich dachte, ev. zu weit gegangen zu sein.

Manchmal mag ich auch einfach nichts mehr dazu sagen, andere Male habe ich einen Riesendrang was dazu zu sagen (nicht nur hier natürlich).

Wir müssen einfach für uns schauen, dass es für uns stimmt und wir klar kommen in unserem Leben.

Trackback URL:
https://weltentanz.twoday.net/stories/platzreservierung-auf-dem-friedhof/modTrackback