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Soldbuch-Forschungen

So ein Soldbuch, wie es mein Großvater besaß, galt zugleich als Personalausweis und enthielt einige wichtige Informationen. Zum Beispiel welchem Truppenteil der Besitzer zugeordnet war, welche Ausrüstungsgegenstände, Zahlungen und Impfungen er erhalten hat, wer seine Angehörigen sind und auch die Untersuchungsergebnisse des Truppenarztes. Ich habe mal versucht, das alles etwas zu entziffern und dachte mir, daß man im Internet noch ein paar Informationen mehr dazu findet. Ich habe mich nicht getäuscht. Mein Opa war im Landesschützen-Ersatz-Bataillon 3, Kompanie Perleberg. Dazu gibt es hier eine ganze Seite und hier. Leider verstehe ich davon nur die Hälfte, da ich militärisch völlig ungebildet bin. Das war noch nie auch nur ansatzweise ein Interessengebiet von mir.
Die Truppenärzte haben, ebenso wie die heutigen Ärzte es noch tun, kryptische Abkürzungen verwendet, aber auch dafür gibt es ja Internet. Zuerst schaute ich allerdings mangels anderer Treffer in eines der heutigen Abkürzungsverzeichnisse und fand die Afrikanische Schlafkrankheit. Diesen Befund konnte ich wohl verwerfen und nach etwas weiterem Suchen fand ich diese Forumsseite, in der man alle damaligen Wehrmachtsabkürzungen findet. Daß diese Abkürzungen stimmen müssen stellte ich gleich anhand von U25/2 fest. Denn U25 betrifft die Sehleistung und /2 bedeutet vermutlich an beiden Augen. Die männliche Linie meiner Familie ist durchweg extrem kurzsichtig. Der andere Befund B56 bedeutet Wasserbrüche. Nun wußte ich nicht, was Wasserbrüche sind, denn ich kannte bisher nur Leistenbrüche oder Wasserrohrbrüche, weshalb ich mich auch da erst kundig machen mußte, und ich muß sagen, das sind dann so Sachen, die man über seinen Großvater nicht wissen möchte. Letzten Endes hat ihn wohl dieses U25 gerettet, denn im Krieg sind Gruppen A und B kriegsverwendungsfähig (k.v.), aber die Gruppe U ist nur arbeitsverwendungsfähig (a.v.). Und genau als a.v. wurde mein Großvater vom Truppenarzt deklariert, was für ihn bedeutete, daß er nicht direkt an die Front geschickt werden konnte, sondern

"Arbeitsverwendungsfähig: Der Wehrpflichtige ist
a) bei allen Stäben, Dienststellen, und Truppenteilen in der Heimat als Ausbilder und im Wachdienst,
insbesondere aber in Geschäftszimmern, Schreibstuben, Küchen, Werkstätten,
Kammern, Ställen, in der Verwaltung, als Ordonnanz usw. verwendbar sowie
b) bei Einheiten wie Stabskompanien, Standortbataillonen, bzw. Kompanien z.b.V. usw.,
und anstelle fehlender Angestellter und Arbeiter bei Wehrmachtsdienststellen in der Heimat
(Verwaltungseinheiten ausgenommen)."

Er war dann als nächstes in der 2./Standort-Komp. z.b.V., Stellv. Gen. Kdo. III. A.K. - ich übersetze mal: 2. Standort-Kompanie zur besonderen Verwendung, Stellvertretendes Generalkommando III. Armeekorps. Und dazu gibt es ebenfalls einige Informationen im Internet:

"Der Befehlshaber im Wehrkreis III wurde bei der Erweiterung der Reichswehr am 1. Oktober 1934 in Berlin, im Wehrkreis III, aufgestellt. Der Stab wurde aus dem Stab der 3. Division der Reichswehr gebildet. Das Generalkommando wurde als territorialer Stab für den Wehrkreis III zuständig. Die Bezeichnung war vorerst eine Tarnbezeichnung. Im Frühjahr 1935 wurde er Stab dann in Generalkommando III. Armeekorps umbenannt. Am 26. August 1939 wurde das Generalkommando mobilisiert. Dabei bildete es am alten Standort das Stellvertretende Generalkommando III. Armeekorps."

"Das Stellvertretende Generalkommando III. Armeekorps wurde bei der Mobilmachung für den 2. Weltkrieg am 26. August 1939 in Berlin, im Wehrkreis III, aufgestellt. Der Stab wurde dabei aus Teilen vom Generalkommando III. Armeekorps gebildet. Der Stab wurde als Befehlshaber vom Wehrkreis III verwendet."

"Der Wehrkreis III umfasste die Regierungsbezirke Berlin, Frankfurt / Oder und Potsdam."


Ich verstehe es so, daß das Generalkommando III. Armeekorps, zuständig für Wehrkreis III, als es mobilisiert wurde (nämlich für den Marsch Richtung Polen) ein Stellvertretendes Generalkommando III. Armeekorps am alten Standort in Berlin zurückließ, welches sich den dortigen Aufgaben widmete. Das erklärt dann, warum mein Großvater in Berlin gefangengenommen wurde.

Soldbuch Tauglichkeitsuntersuchungen
Chutzpe - Do, 01:53

Spannend!

Das finde ich auch

und ein Hinweis folgt dem nächsten.

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