Alien
Es ist eine neuere Version von  AlienInsideTwoday  verfügbar!  Aktualisieren  Jetzt nicht!
© 2018-2023 NeonWilderness

Verschenke Kontaktlinsen, außerdem Jack London

Nachdem ich beschlossen hatte, mit mir selbst Spaß zu haben, auch weil die halbe Welt komisch drauf ist, hat anscheinend die halbe Welt beschlossen, krank zu werden. Erst war meine Psychoonk krank. Ich fuhr umsonst hin, erhielt aber einen Termin für die nächste Woche. Da fiel dann freitags Zumba aus. Ich dachte mir, ok, gehst du halt am Mittwoch, doch in der letzten Woche fiel sowohl am Mittwoch als auch am Freitag Zumba aus. Anscheinend sind beide Zumbienen krank. Mal schauen, wie es in dieser Woche aussieht. Am 23.12. fällt Zumba auch aus. Allerdings bin ich gerade sowieso nicht besonders motiviert, obwohl ich mir wirklich vorgenommen habe, mich aus dem Weihnachtsstress auszuklinken. Immerhin hatte ich schon Ende November putztechnisch alles erledigt, denn nachdem ich noch drei Wände mit der Restfarbe gestrichen hatte, putzte ich das letzte Fenster und den Küchenfußboden und machte den Balkon winterfest. Außerdem verzichte in diesem Jahr auf die Online-Adventskalender. Man gewinnt sowieso nie etwas und so gewinne ich wenigstens meine Zeit zurück. Aber der Foodist-Adventskalender ist toll und die kleinen Schächtelchen sind fast zu schade, um sie wegzuwerfen. Die könnte man eigentlich auch noch als Geschenkverpackungen nutzen. Auch das Weihnachtsdorf steht schon und der Kapitän qualmt aus der Pfeife, seine Frau aus der Teekanne und manchmal auch aus und unter dem Rock, wenn das Oberteil nicht richtig sitzt, und das Haus aus Fenstern, Türen und Schornstein.

Advent

Vor dem Termin am Montag brauchte ich gefühlt eine Stunde, um eine neue Kontaktlinse ins Auge zu bekommen. Und zwar die richtig neue - eine völlig andere Marke als sonst, die ich mal probieren wollte. Als ich sie endlich drin hatte, dachte ich irritiert: "Hä, sie ist doch jetzt im Auge. Wieso sehe ich denn trotzdem nichts?" Im Grunde sah ich sogar noch schlechter als ohne Kontaktlinse. Beim Blick auf die Packung fiel es mir plötzlich wie Kontaktlinsen vom Auge. Ich hatte in der Eile + 2,25 Dioptrin statt - 2,25 Dioptrin bestellt. Falls also jemand weitsichtig ist und mit dieser Stärke etwas anfangen kann - ich habe hier noch 28 Stück davon zu verschenken.

Meine beiden Nachbarinnen ziehen in dieser Woche aus. Das weiß ich erst seit ein paar Tagen, aber witzigerweise träumte ich vor drei Wochen, daß mir die eine sagt, sie würden umziehen. Ich habe mich erst gewundert, warum ich das geträumt habe. Jetzt weiß ich es. Erstaunlich, wie gut die Träume manchmal bescheid wissen. Doch meist nur in solchen belanglosen Dingen. Wenn mich etwas wirklich interessiert, haben sie dazu nichts zu sagen. Ich bin gespannt, wer mein vierter Nachbar wird. Allerdings fürchte ich, daß der restliche Dezember eher laut wird, denn wenn jemand lange in der Wohnung war, schicken sie immer erstmal einen Bautrupp hinein.

Am Samstagabend lief auf Arte eine Dokumentation über das Leben Jack Londons. Ich fand das eine interessante Ergänzung zum biographischen Roman Irving Stones, den ich im Sommer auslas. Bisher kenne ich nicht viel von Jack London. Nur in meiner Kindheit und Jugend las ich ein paar Sachen, die mir aber nicht gefielen. Ich erinnere mich hauptsächlich an Schnee - viel Schnee - und Wölfe. Nicht die bevorzugten Themen für ein halbwüchsiges Mädchen. Außerdem hasste ich als Kind Tiergeschichten. Vermutlich war ich damals an die "Hunderomane" geraten. Der biographische Roman "Zur See und im Sattel" lebt alleine vom abenteuerlichen Leben Jack Londons. Besonders spannend fand ich die wahnsinnige und unvollendete Weltumsegelung mit der "Snark". Interessant auch, daß er ein Vorreiter der ökologischen Landwirtschaft war. Leider kann sich das Buch nicht richtig entscheiden, ob es Biographie oder Roman sein will und ein richtiger Roman ist es für mich nicht. Da gäbe es viel mehr Potential zu erzählen und auszuschmücken. Trotzdem zeigen sich einige Diskrepanzen zur Doku. Einige Dinge werden im Roman nicht erwähnt oder ich habe sie überlesen, aber dafür wird der Brand des "Wolfshauses" und das Lebensende viel dramatischer dargestellt. Während sich in der Doku einfach nur liegen gelassene, mit Öl getränkte Tücher entzündeten und so das gerade fertiggestellte Traumhaus Jack Londons vernichteten, handelt es sich im Roman um Brandstiftung. Und während er in der Doku an Nierenversagen verschied, handelt es sich im Roman um Selbstmord:

"Forni vermutete Selbstentzündung, ermöglicht durch einen liegen gebliebenen Terpentinlappen. Doch diese Annahme würde nicht erklären, daß der Brand im ganzen Gebäude gleichzeitig ausgebrochen war. Wäre aber das Feuer in einem Raum entstanden, so hätte es sich nicht durch die Steinwände ausbreiten können. Eine beschädigte elektrische Leitung hätte, wenn sie schon unter Strom lag, alle Räume gleichzeitig in Brand stecken können - aber kein Kabel oder Draht führte zu dem Holzstapel außerhalb der Umfriedung...
Jack zweifelte nicht, daß das Haus angezündet worden sei. Wenn nicht von der Hand eines Menschen, dann von der Hand des Schicksals, das ihm nicht gönnte, die schöne Frucht seiner Arbeit zu genießen, und das es nicht für angemessen hielt, wenn ein Sozialist in einem Schloß wohnen wollte. Nur zweimal sprach er während der langen, bitteren Nacht. Als die Flammen über dem Haus zusammenschlugen, murmelte er: "Ich bin lieber der Mann, dessen Haus in Brand gesteckt worden ist, als der Mann, der es in Brand gesteckt hat.""

"Dr. Thomson berichtet, daß die von Gram niedergedrückte Eliza ihm als Pflegerin beistand und daß "bei einem Gespräch im Verlauf des Tages Frau Charmain London (der Jack in seinem Testament von 1911 seinen gesamten Besitz vermacht hatte) meinte, es sei sehr wichtig, als Ursache des jetzt wohl zu erwartenden Todes Jack Londons die Urämie anzugeben. Ich erwiderte, es würde schwierig sein, den Tod allein darauf zurückzuführen, weil ein vielleicht abgelauschtes Telefongespräch oder irgendeine Äußerung des Drogisten, der das Gegengift bereitet hat, auf Tod durch Morphiumvergiftung deuten würde.""

Die Doku kann man noch vier Tage lang in der Arte-Mediathek anschauen: http://www.arte.tv/guide/de/064438-000-A/jack-london-ein-amerikanisches-original

Zusätzlich fand ich außerdem einen kurzen sechsminütigen Film über sein Leben: http://www.ardmediathek.de/tv/Capriccio/Jack-London/Bayerisches-Fernsehen/Video?bcastId=14913352&documentId=38733700

Trackback URL:
https://weltentanz.twoday.net/stories/verschenke-kontaktlinsen-ausserdem-jack-london/modTrackback