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Zwangsumstellungen der Telekom

Viele alte Menschen können mit den unaufhörlich fortschreitenden technischen Errungenschaften nicht mehr mithalten und einige wollen es auch gar nicht, da sie merken, daß nicht alles davon ein Segen ist und tatsächliche Verbesserung bedeutet. Vieles ist auch nur ein Zeit- und Geldräuber und wahrscheinlich sogar zu letzterem Zweck nur erfunden. Selbst ich, obwohl ich mich nicht als alt bezeichnen würde, mache nicht mehr jeden technischen Schnickschnack mit, weil ich einfach besseres mit meiner Zeit anzufangen weiß. Der Nachteil von weniger Interesse an technischen Neuerungen ist nur, daß man dann auch mal schnell zum ahnungslosen Opfer werden kann. Meine Mutter mit ihren 84 Jahren ist nicht einmal komplett uninteressiert. Ungefähr mit 70 Jahren hat sie noch einen Volkshochschul-Computerkurs besucht, obwohl sie ihr ganzes langes Arbeitsleben als Redakteurin gut ohne Computer über die Runden gebracht hat. Sie war halt einfach neugierig. Zum Herumspielen bekam sie von mir einen alten Laptop, an dem sie auch eine Weile herumklickte, allerdings hatte sie nicht wirklich einen Plan, wofür man das Gerät eigentlich braucht, weshalb sie ihn dann, wie ich vermute, an meinen Bruder weiter verschenkte. Internet wollte sie noch nie, zum einen, weil ihr hier ebenfalls noch nicht so richtig einleuchtet, wofür man das eigentlich braucht, und zum anderen spielt bestimmt ebenfalls der Respekt und die Angst vor den ganz schlimmen Viren und Abzockern, denen man dort begegnen kann, eine Rolle.

Nun erzählte mir meine Mutter letztens, sie wurde von der Telekom darüber informiert, daß ihr alter Tarif nicht mehr gültig sei und sie einen neuen Vertrag abschließen müsse. Sie hätte dafür etwas ausfüllen müssen und dafür extra angegeben, daß sie einen Tarif ohne Internet möchte. Mir kam das alles komisch vor, aber da sie meinte, mein Bruder hätte sich das angeschaut, habe ich nicht weiter gefragt.

Heute nun rief meine Mutter an und erzählte, sie hätte jetzt ihren neuen Telefonvertrag und außerdem sei auch noch jemand gekommen, die ihr einen Kasten in der Wohnung installiert hätte.

"Was für einen Kasten denn?" fragte ich verwundert.

"Na so groß wie ein halber Schuhkarton. Der steht jetzt neben dem Telefon."

"Und wofür soll der Kasten gut sein?" fragte ich sehr irritiert, da mir nicht bekannt ist, daß man zum Telefonieren ohne Internet irgendeinen Kasten braucht.

"Mir wurde gesagt, der ist zur Verbesserung der Klangqualität und damit man da irgendetwas besser sehen kann."

So ein Quatsch, denke ich innerlich und frage mich schon, was sie ihr da wohl angedreht haben. Dann fragte ich sie weiter aus.

"Na da sind überall so bunte Lämpchen dran. Die blinken und leuchten immer. Und mir wurde gesagt, die eine Lampe müsse immer grün sein und wenn sie rot ist, müsse ich irgendeine Hotline anrufen."

Ich so zu ihr: "Kann es sein, daß sie dir einen Router angedreht haben?"

Und sie so: "Ja, genau! Router heißt das Ding."

Und ich so: "Na Herzlichen Glückwunsch, dann hast du jetzt Internet."

Und sie: "Wie Internet? Ich will doch gar kein Internet. Das habe ich doch extra angekreuzt."

Ja, nu erkläre das mal einer alten Frau. Ich weiß nicht, ob es tatsächlich Tarife mit Ip-Telefonie aber ohne Internetzugang gibt, kann mir das aber nicht so wirklich vorstellen. Meine Recherchen im Internet ergaben, daß die Telekom wohl schon seit einigen Jahren sogenannte Zwangsumstellungen auf Ip-Telefonie durchführt. Ich selbst telefoniere noch analog und das mit Absicht. Ich habe zwar einen Router mit Internet, schließe das Telefon aber bewußt immer am Splitter an, da ich beides getrennt haben möchte.

Ich finde dieses Vorgehen der Telekom alten Menschen gegenüber nicht nur sehr kundenunfreundlich, sondern geradezu unverantwortlich.

Meine Mutter meint zwar, sie würde ja nicht mehr bezahlen dafür, aber ich sehe halt die anderen Aspekte. Mit dem Router hat sie noch ein anfälliges Gerät mehr in der Wohnung, das gewartet werden muß und von dem sie keine Ahnung hat. Es kann bei Stromausfällen, Hackerangriffen oder Defekten einfach abstürzen und die Telefonverbindung ist nicht mehr verfügbar. Zwar kann sie dann eine Hotline anrufen, aber womit? Meine Mutter hat zwar eines, benutzt aber kein Handy, weil sie davon schon überfordert ist. Noch würde sie es bis zur Nachbarin schaffen, aber ihre Gehfähigkeit nimmt immer mehr ab und irgendwann ist sie vielleicht nicht mehr dazu in der Lage. Und gerade für alte Menschen ist eine verlässliche Telefonverbindung, die ohne viel technische Wartung funktioniert, wichtig, da sie ja vielleicht mal dringend einen Notruf absetzen müssen. Aber über so etwas scheint die Telekom nicht nachzudenken.
C. Araxe - Mo, 23:49

@Frau Zuckerwattewolkenmond
Ich würde, wenn da nichts bei der Telekom zu erreichen ist, die Verbraucherzentrale zu Rate ziehen oder einfach mal knallhart mit Rechtsmitteln drohen (vorausgesetzt ihre Mutter geht damit d’accord.)

bloedbabbler - Di, 10:56

Tjo,...

...ärgerlich, aber da die Telekom eben ihre zugrunde liegende Technik ändert und vieles davon bereits im HIntergrund getan hat, ohne das der Kunde davon viel gemerkt hat, gibt es nicht viele Möglichkeiten. Man kann kündigen und sich einen anderen Anbieter suchen/die Wahrscheinlichkeit für 'echtes' analoges Festnetztelefon ist dabei allerdings wohl nicht groß), man kann, wie ihre Mutter einen neuen Vertrag abschliessen, der dann eben via VoIP läuft oder man telefoniert nur noch mit dem Handy(wie die meisten der jüngeren Menschen). Den Tipp zu klagen halte ich für schwer fehlerhaft, bekommt man doch so lediglich Zusatzkosten, Ärger und Zeitverschwendung on top. Auch hat das nur bedingt etwas mit den kapitalistischen Strukturen des tatsächlich noch via Aktienbesitz des Bundes in weiten Teilen 'Staatsbesitz' befindlichen Telekom zu tun. Wobei ein wenig natürlich schon. ;-) Aber es ist eben auch der Versuch von alter Technik wegzukommen und zu vereinheitlichen. Worauf sie allerdings dringend achten sollten: Die Telekom -wie auch andere Anbieter- vermietet bei dieser Gelegenheit gerne den Router für um die 5€ p.m. das sind dann nach dem ersten Jahr(das in manchen Verträgen quasi kostenlos ist via Gutschrift) eben 60 p.a. ...dafür kriegen sie dann auch schon eine kleine Fritzbox selbst gekauft. Spätestens nach zwei voll bezahlten Jahren Miete ist es so deutlich rentabler ein eigenes Gerät zu besitzen.

Und es gibt -zumindet wenn ich der Webseite der Tkom Glauben schenken darf, durchaus Verträge bei denen eben nur via VoIP telefoniert wird, aber das Internet zum surfen nicht frei dabei ist.

Ich habe für meine Mutter deswegen bei allen Verträgen die mit den Raubrittern der Telekommunikationsbranche zusammenhängen meine Telefonnummer hinterlegt, damit meine Mutter von diesen Clowns nicht m,it Werbung und Neuverträgen genervt wird.

Wenn analoges Telefonieren

bald tatsächlich nicht mehr möglich sein sollte (bei mir funktioniert es aber noch), wird man ja quasi dazu gezwungen sich noch zusätzlich mit einem Handy einzudecken. Schließlich will man nicht bei jedem Stromausfall ohne Telefonverbindung dastehen. Da kann man dann eigentlich in der Tat ganz auf das Handy umsteigen, wenn man damit umgehen kann und möchte. Für jüngere sicher kein Problem, für alte Menschen manchmal schon.

Bei meiner Mutter ist mal eine Sicherung rausgesprungen. Es betraf nur das Licht im Flur, aber sie ist tagelang im Dunkeln da lang gestolpert, bevor ich die Sicherung wieder eingeschaltet habe, weil sie nicht sicher ist, was sie machen muß und sich aber auch nicht traut, irgendetwas anzufassen. Sie hat höllischen Respekt vor allem, was mit Strom zu tun hat. Als in jungen Jahren in meiner eigenen Wohnung (mit stümperhaft verlegten DDR-Stromleitungen des Vormieters - die sind immer noch drin) das erste Mal der Strom ausfiel, legte ich einfach den Schalter um, der nicht in der Reihe mit den anderen stand, nach dem Motto "Mal gucken, was passiert". Meine Mutter würde sich das niemals trauen.

Wenn bei ihr deshalb irgendetwas wäre, sei es nur, daß die Sicherung rausspringt, hätte sie keine Telefonverbindung mehr und wüßte nicht, was zu tun ist. So lange sie noch so gut zu Fuß ist, um anderweitig zu telefonieren oder Hilfe zu holen, ok. Aber es ist abzusehen, daß es mit ihrer Gehfähigkeit weiter bergab geht. Inzwischen hat sie ein Rezept für einen Rollator bekommen.

Ich habe gerade gelesen,

daß der Hausnotruf (den meine Mutter noch nicht hat - wir versuchen sie dazu vergeblich zu überreden) ebenfalls über das Ip-Netz läuft und oft stunden- oder tagelang ausfällt, wenn es da Störungen gibt. Das finde ich auch so ein echtes Unding, wer denkt sich sowas aus?

Und was ist eigentlich mit Stromsparen? Stromsparen ist in aller Munde, aber man wird zwangsweise dazu verdonnert, auch noch beim Telefonieren Strom zu verbrauchen. Ohne jedes Nachdenken.

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