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Das verlorene Schriftwerk

Samstag, 10. Dezember 2016

Vermissen

Ich öffnete die Augen nach langem Schlaf,
ein Vogel flatterte durchs Fenster in das Zimmer,
machte Rast auf der Bettumrandung,
das Gefieder schwarz mit hellweißen Lichtern.
Mit ihm schwang ein Gesang herein,
schwermütig, in arabischer Sprache,
ein Sehnen ergriff mich nach der Musik,
dem Land aus tausendundeiner Nacht,
und so begann ich zu weinen.
Doch als ich weinte, vermisste ich meine Katze,
die, die mich immer anstubste, wenn ich weinte,
denn ich wollte wieder von ihr angestubst werden,
und so weinte ich noch mehr.
Und ich vermisste die Katze,
ich vermisste die Musik,
die doch geheimnisvoll in mir klang,
und ich vermisste meine Flügel.

Montag, 14. November 2016

Wo es immer warm ist

Manchmal möchte ich
Sinnlosigkeiten durchlieben
wie man einen Fluß durchquert
Ein wenig in der Strömung
treiben lassen -
aus Liebe zum Wasser,
doch sanft dagegenhalten
Bis zum Ufer, einem Ort,
der aus der Zeit gefallen ist,
verborgen und geschützt,
von allem das war und sein wird
Zu welchem der Realität
der Zutritt nur erlaubt ist
mit diesen traumzarten,
seufzerweichen Schuhen
und dem bunten Kaleidoskop
des unentwegt Veränderbaren
im ewigen Kreis der Möglichkeiten

Mittwoch, 28. Oktober 2015

...

'Lieben' kann ich nicht konjugieren
und unter Wasser nicht atmen,
doch ich gebe mich hin,
gebe mich weg wie einen Mantel,
der zu warm geworden ist,
bis ich alle Umlaufbahnen
verlassen habe
Hier muß ich nicht konjugieren
und nicht deklinieren
und auch nicht tauchen
Hier ist Zärtlichkeit für das Leben,
allem was es verschenkt,
jedem dieser Stürze und Flüge,
dem das ist und sein darf,
nichts muß hier gebeugt werden -
Zärtlichkeit macht alles vollkommen

Donnerstag, 24. September 2015

...

Mit dem Gewicht der Milchstraße
ruhend auf den Schultern
läßt es sich besser tauchen
Bis hinunter zur Titanic -
all diese Zerstörungen
von denen nur hin und wieder
Scherben an Land gespült werden
Ein leerer Teller leuchtet
als wäre der Mond ertrunken
und die Schwere weist den Weg
heller als jeder Stern

Donnerstag, 17. September 2015

...

Wenn die Sehnsucht gestillt ist,
für einen Moment
die Möwen zur Ruhe gekommen sind,
die Wellen geglättet
es könnte sich anfühlen wie immer,
wäre die Nacht nicht,
die alles in ihrem Schlund sammelt,
die Schwere ins Meer senkt
und die Möwen nach mehr singen läßt,
leuchtende Bojen im nirgendwo

Samstag, 12. September 2015

...

Ich bin selbstmitleidig? Na und?
Ich habe die Erlaubnis dazu.
Ich gebe sie mir selbst.
Ich möchte in anderen Booten fahren.
Ich möchte in anderen Schuhen laufen.
Ich mag meine nicht mehr.
Ich könnte sterben.
Ich könnte leben und meinen Kummer begraben.
Ich kann beides nicht.
Was weißt du schon?
Die Sterne ūber mir, die interessiert das nicht.
Das Meer zu meinen Füßen interessiert das nicht.
Ich lasse mich fallen in ihre Arme.
Ich lasse mich fallen in ihre schwarzen Tiefen.
Alles darf sein.
Alles darf ich wollen.
Es ist egal.
Es ist egal, was ich fühle.
Es ist egal, was ich denke.
Es ist egal, was ich will.
Ich gehe kleine Schritte, doch ich komme an.
Irgendwo.

Dienstag, 23. Juni 2015

...

Wie Eiswürfel
im Cocktailglas
(deine Stimme läßt
mich frieren),
klirrt in den Lichtern
und in der Tiefe
summt der Triumph.
Der Wille singt
seine Befehle
in die Satzenden,
die Abwehr baut
Grenzen in den Pausen.
Im Niemandsland
der Dehnungen
bricht der Spiegel,
schrammt knapp
am Hass vorbei,
um den Trotz zu treffen
und mir ist kalt.

Mittwoch, 25. März 2015

Spiegelkabinett

In der geheimsten aller Realitäten
wartet ein Gefühl auf dich
Du hast es verloren,
als du dich in der offensichtlichsten
aller Realitäten verirrtest

In der tragischsten aller Realitäten,
glaubst du das, was du denkst
In der süßesten aller Realitäten
vertraust du der Melodie
deines Lebensliedes

Doch in der besten aller Realitäten
bist du Quelle und Universum,
schaffst Realitäten wie Seifenblasen,
um dich in ihrem Zerplatzen
als Mensch zu spüren

Dienstag, 17. Februar 2015

...

Silber lag auf meinen Wegen,
die ich nicht tanzte,
funkelte zu meinen Füßen
als hätte Sternenstraßen
eine Fee für mich gebreitet
Einen zarten Gruß küsste sie mir
auf meine blasse Winterhaut -
[es war die Sonne]
und mein Blütenherz
träumte von Wiederkehr

Freitag, 28. November 2014

Tanz dem Chaos

Was habt ihr vor, ihr Störer,
Zerstörer einer perfekten Idylle,
Verunstalter des Heimes,
meines Winterhortes?
Wollt ihr meine Nerven kitzeln,
im Feuer mich zerschwitzen,
des Ärgers und der Pflichten?
Meine Antwort: Ich tanze über euch!
Ich tanze um euch, rissige Fenster,
ich tanze auf dir, fleckiger Teppich,
bis du unter meinen Füßen stöhnst,
die Scherben spür ich gar nicht
Ich tanz um dich, zerstörter Schrank,
bis dir die Türe offen stehen bleibt
und du Blasen röchelst
Ich wackle mit dem Hintern
bis die Spüle undicht sich ergießt
und dann tanze ich weiter,
springe über löchrige Decken,
dreh mich im Takt zur Tropfmusik,
unter zerspringenden Glühbirnen
auf meinem Weg zur Taschenlampe
Was könnt ihr mir schon,
solange mein Körper tanzen darf?