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Mittwoch, 25. Januar 2006

Geruchsfragen

Ich bin stolz auf mich. Nützt aber nichts. Habe mich heute noch nach der Arbeit aufgerafft, um die Decke zu weißen und bin einmal über alle 8 qm drüber. Reicht aber nicht, ich muss noch eine Dose Farbe holen und einen Zweitanstrich machen. Wär ja auch zu schön gewesen, fertig zu sein.

So auf der Leiter fiel mir ein, dass die stellvertretende Vorgesetzte heute meinte, als sie in mein Büro kam, dass es bei mir so schön nach knackfrischen Brötchen riecht. Ich habe sie etwas entgeistert angeschaut, da bestimmt bis in einige Kilometer Entfernung kein frisches Brötchen in Reichweite war. Aber sie meinte es ernst und behauptete, es sei als komme man an einem Bäckergeschäft vorbei, wo der Duft nach frischen Brötchen herauszieht und man sich am liebsten gleich welche kaufen möchte. Ich versicherte ihr, dass ich nirgendwo Brötchen versteckt habe, sondern nur zwei eingepackte Hanuta-Schnitten als Eßbares in der Schublade lagern. Seltsam, was Leute so alles riechen. Das erinnerte mich an meine ehemalige Kollegin, die sich immer freiwillig anbot, meine Lederjacke in den Schrank zu hängen, um dann daran zu schnüffeln. Sie erklärte dauernd, dass die Jacke so gut riechen würde. Ledergeruch ist sicher auch nicht unangenehm, aber so süchtig bin ich danach nicht, dass ich an fremden Jacken schnüffeln muss. Ich reagiere ja im ersten Moment immer etwas skeptisch auf solche Bemerkungen, weil ich zu allererst annehme, dass man mir durch die Blume irgendwas sagen möchte. Hat das Deo versagt? Hab ich Mundgeruch? Muss ich meine Klamotten wieder waschen? Schreck lass nach und im Blitztempo alles durchchecken. Wer will schon gerne unangenehm auffallen. Doch wenn jemand immer wieder freiwillig an meiner Jacke schnüffelt, kann es wohl tatsächlich nicht unangenehm sein.

Einer meiner Ex-Freunde hatte immer einen sehr typischen strengen Geruch, der von einem ganz perversem Weichspüler herrührte, welchen seine Mutter ständig für die Wäsche benutzte. Der Geruch hatte fast was von altem Schweiß, nur ein bißchen künstlicher. Damals hat mich das nicht so sehr gestört, aber gerade frage ich mich, ob das tatsächlich Weichspüler war oder er mir das nur erzählt hat, und ich das in meiner Naivität auch noch geglaubt habe. Aber ich denke, zu jemandem, der seine Klamotten vor dem Schlafengehen zu einem Päckchen von 30 x 30 cm packt, passt das nicht wirklich.

...

Mit den alten Goettern gieng es ja lange schon zu Ende:—und wahrlich, ein gutes froehliches Goetter−Ende hatten sie!
Sie “daemmerten” sich nicht zu Tode,—das luegt man wohl! Vielmehr: sie haben sich selber einmal zu Tode—gelacht!
Das geschah, als das gottloseste Wort von einem Gotte selber ausgieng,—das Wort: “Es ist Ein Gott! Du sollst keinen andern Gott haben neben mir!”—
—ein alter Grimm−Bart von Gott, ein eifersuechtiger vergass sich also:
Und alle Goetter lachten damals und wackelten auf ihren Stuehlen und riefen: “Ist das nicht eben Goettlichkeit, dass es Goetter, aber keinen Gott giebt?”
Wer Ohren hat, der hoere.—

(Nietzsche)