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Freitag, 25. August 2006

Potsdamer Platz

Bin nach der Arbeit mal auf eine kleine Tour um den Potsdamer Platz. K., die Freundin meines Bruders, hat mal in einem Immobilienbüro eines Typen gearbeitet, der am Sony-Center jede Menge Wohnungen besitzt und diese für horrende Preise vermietet. Aber ich muss ehrlich sagen, 1-2 Stunden in diesem Gewühl und ich bin froh, wenn ich wieder in meiner Rentner-Siedlung bin. Überhaupt ist dies ein unschätzbarer Vorteil meiner Wohnung - wenn ich in die eine Richtung fahre, lande ich mitten im Getümmel, und in der anderen Richtung bin ich genau so schnell mitten in den Feldern. Im Prinzip könnte ich sowohl in die Stadtmitte, als auch in die städtischen Vororte laufen, allerdings kommt mir der Weg in die Stadt hinein immer sehr viel länger vor. Außerdem habe ich heute das erste Mal gesehen, dass jetzt schon in den Bahntunneln Werbung geschaltet wird. Da fährt man mit hundert Sachen einen schwarzen Tunnel entlang und auf einmal saust am Fenster so ein halbnacktes Wrangler-Girl auf einem Bildschirm an einem vorbei. So schnell kann man gar nicht weggucken, aber man sieht auch nicht viel. Immerhin habe ich den Firmennamen mitbekommen, also funktioniert es wohl.

Die Geschichte, die NICHT "Das Geheimnis des Zarengoldes" heißt - Teil 31

Bevor Herr Luchterhand ging, machte er mir den Vorschlag, einen der Schränke vor die Stelle mit dem Fleck zu rücken, der nun wie eine riesige schwarze Spinne an der Wand lauerte.
Wenn die sowieso da stünden, fiele die Wand dahinter ja nicht mehr auf. Eigentlich waren die Schränke nicht für diese Wand vorgesehen, aber in meiner Ratlosigkeit nickte ich nur. Hauptsache, dieses Monstrum war weg. In gemeinsamer Anstrengung zerrten wir gleich beide Möbelstücke hinüber. Danach verabschiedete sich Herr Luchterhand und ich blieb nur wenig beruhigt zurück. Fast schien es, als würde der Fleck, nun, da ich ihn nicht mehr beobachten konnte, in meiner Fantasie noch unheimlicher und größer zu werden. Krampfhaft versuchte ich mir, sein Bild wieder vor Augen zu projizieren. Ich fühlte mich nicht wohl und fröstelte leicht, obwohl es eine warme Nacht war. Das Zimmer hatte sich in der Sonne des Tages enorm aufgeheizt und noch war einiges von der Hitze darin gefangen. Sie hätte ausgereicht, um jedem den Schweiß aus den Poren zu treiben, und der Schweiß lief tatsächlich in kleinen Rinnsalen meinen Körper hinunter, jedoch hatte ich unerklärlicherweise dabei das Gefühl eisiger Kälte um mich herum. Ich wusste schon jetzt, dass es eine unruhige Nacht werden würde, dabei sehnte ich mich nach wirklich tiefem Schlaf.

Noch vor dem Morgengrauen wachte ich auf und glaubte eine Hand gespürt zu haben, die meinen Hals umfasste, danach schlief ich unruhig weiter, Bilder von grotesken Formen verfolgten mich, die sich aus winzigen Verstecken hervordrängelten. Und wieder erschien ein Gesicht über mir, das mir inzwischen fast vertraut ist, doch diesmal wollte sich stets der Anblick einer blonden, attraktiven Frau davorschieben, ihren Mund missmutig verziehend. Das Glitzern der Perlenohrringe bricht sich in hohen Kirchenglasfenstern und das Licht von Kerzen flackert trostlos in der Dunkelheit. Eine barsche Stimme spricht: „Bring mir das Zarengold! Bring mir das Zarengold oder du hast dein Leben verwirkt!“ Ich versuche zu antworten, doch nur ein Krächzen entringt sich meiner Kehle, bis es mir gelingt die Worte zu formen: „Ich weiß nichts vom Zarengold.“
„Schweig! Deine Großfürstin Sophie Alexejewna befiehlt es dir!“ Sie kommt näher und näher, ich blicke in graue, bösartige Augen, in welchen sich kleine Kerzenflämmchen wie das unbezwingbare Feuer der Hölle spiegeln.

Ich erwachte von dem kalten Schauder, der sich trotz erhöhter Zimmertemperatur und Überdecke von den Zehenspitzen bis in die Haarfollikel meiner Kopfhaut hinein ausbreitete. Als ich mit meiner Hand über die Augen rieb, war diese so blutleer, dass sie sich fast fremdartig anfühlte, weshalb ich sie schnell wieder auf das Bett fallen ließ. Sofort war mir klar, dass ich den Traum diesmal nicht mehr übergehen konnte. Irgendetwas musste er bedeuten und „Sophie Alexejewna“ – war das nicht der Name, den ich schon beim letzten Mal gehört hatte? Wollte mir jemand etwas mitteilen? Eine Sophie Alexejewna?
Doch was hatte ich mit ihr zu tun und wer war sie überhaupt? Moment mal, sie hatte heute noch mehr gesagt. „Großfürstin“ und „Zarengold“ – hört sich nach Russland an. In einer plötzlichen Eingebung sprang ich aus dem Bett und suchte in den Bücherstapeln nach dem dicken Geschichtslexikon mit Personenregister. Als ich es nicht fand, klappte ich das Notebook auf und wartete ungeduldig am unaufgeräumten Küchentisch, mit meinen nackten Beinen wippend, bis es sich schwerfällig nach oben gefahren hatte.