"intuitiv um Arbeit bemühen" statt "intensiv um Arbeit bemühen"
Solange mein Vater noch da war, hat meine Mutter ihm gerne den ganzen technischen und finanziellen Kram überlassen. Damit wollte sie sich nie befassen und meinem Vater war das nur allzu recht, weil er so das ganze Geld für sich ausgeben und das Fernsehprogramm bestimmen konnte. Das ging so weit, dass meine Mutter nicht einmal alleine den Fernseher angemacht hat. Nachdem nun mein Vater weg ist, blieb ihr nichts anderes übrig, als sich doch mit diesen Dingen zu befassen. Ich zeigte ihr, wie sie die Programme umschaltet und Videos abspielen kann. Trotzdem treten immer wieder unvorhergesehene, meine Mutter in mittlere Panikanfälle treibende Probleme auf, wie zum Beispiel die nicht mehr funktionierende Fernbedienung. Als sie völlig verstört bei mir anrief, riet ich ihr, sie solle es mal mit neuen Batterien versuchen. Doch Batterie ist nicht gleich Batterie, und Batterien legt man nicht so oder so rum ein, und das Öffnen des Batteriefaches ist auch eine Wissenschaft für sich. Irgendwie haben wir es dann telefonisch geschafft und meine Mutter war glücklich, weil sie nämlich zur Zeit dabei ist, das Fernsehprogramm für sich zu entdecken und feststellt, dass es nicht nur Krimis im TV gibt, die sie sich bei meinem Vater immer anschauen musste. Besser gesagt, sie musste die nicht anschauen, aber wenn sie sie nicht schauen wollte, bekam sie auch nichts anderes zu sehen, sondern beschäftigte sich anderweitig. Die Sendung "Kunst und Krempel", die ich ihr empfahl, schaut sie nun ebenfalls gerne, allerdings weiß sie nicht mehr, dass ich ihr die Sendung empfohlen habe, weshalb sie mir jetzt jedesmal wenn wir telefonieren davon erzählt, als müßte sie mir einen Supergeheimtip mitteilen. Aber eine ihrer absoluten Lieblingssendungen ist "Deutschland sucht den Superstar". Mit wahrer Wonne und gespielter Empörung regt sie sich über Dieter Bohlen und seine Sprüche auf, aber irgendwie habe ich den starken Eindruck, dass sie sich in Wirklichkeit heimlich darüber amüsiert, zumal sie schon immer ein Mensch war, der anderen das Machen einer Meinung und das Denken überläßt und selbst nur nachplappert. Aber ok, das wird sie sich nicht mehr abgewöhnen, deshalb lasse ich sie Schimpfen wie einen Rohrspatz und amüsiere mich selbst über ihre kindliche Begeisterung, die die neue große Fernsehwelt bei ihr auslöst.