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Dienstag, 3. April 2007

Irgendwie

habe ich den Eindruck, das Geiselnahme langsam zur neuen Trendsportart wird.

Ich habe

jetzt bereits Angst vor dem Fensterputzer, der im Frühjahr immer durch unsere Büros zieht. Meine Gedanken drehen sich nur noch darum, dass er plötzlich in der Tür steht. Wie kann man Angst vor einem Fensterputzer haben? Ganz einfach, ich seh ihn jetzt schon wieder vor mir, wie er auf das Fensterbrett steigt und darauf herumbalanciert. Alleine bei dem Gedanken wird mir schlecht. Als er beim letzten Mal da war, habe ich mich unauffällig unter dem Tisch verkrochen, wie früher als Kind, wenn ich Angst vor dem
Weihnachtsmann hatte. Natürlich hätte es weder ihm, noch mir irgendetwas genutzt, wenn er den Absturz gemacht und ich dabei untem Tisch gehockt hätte. Und natürlich kann er auch aus jedem anderen Fenster fallen, aber dann bin ich wenigstens nicht dabei. Ich überlege, ob ich ihm sage, dass er oben nicht zu putzen braucht, aber wahrscheinlich hat er andere Anweisungen.
Erleichtert war ich übrigens, als meine Schwägerin erzählte, wie sich beim Anbringen der neuen Markise auf dem Balkon im 10. Stock alle Männer geweigert haben, auf die Leiter zu steigen. Sie ist selbst hinaufgestiegen, während mein Bruder und ihr Bruder unten die Leiter festgehalten haben. Normalerweise würde ich ja sagen: typisch Männer, schicken wieder die Frau vor, aber ganz unter uns und im Vertrauen gesagt - ich könnte auf meine Schwägerin eher verzichten als auf meinen Bruder.

Pünktlich wie der Glücksklee

Ich brauche nicht mehr hinauszugehen, brauche nicht aus dem Fenster zu schauen, kann alles verriegeln und verrammeln und die nichtvorhandenen Fensterläden schließen, trotzdem würde ich es sofort mitbekommen, wenn der Frühling da ist. Das liegt an dieser kleinen fabelhaften, falterhaften, aber alles andere als flatterhaften, und selbst von mir unausrottbaren kleinen Blume in meiner Küche. Ich weiß nicht, wie die es macht, aber obwohl sie bei mir warm, trocken und sonnig steht, verliert sie pünktlich zum Herbst alle ihre Blätter, bis nur noch die blanke Erde aus dem Topf guckt. Den lasse ich dann den Winter irgendwo rumstehen, vergesse ihn in irgendeiner Ecke, bis die Erde steinhart ist. Jedes Jahr denke ich, wenn mein Blick darauf fällt: "Na, das wird doch nix mehr...." Und jedes Jahr wieder, seit ich weiß nicht wie vielen Jahren, muss ich erstaunt feststellen, wie sich pünktlich zum Frühjahr das erste Stengelchen aus der harten Erde schiebt und bald der ganze Topf mit mahagonifarbenen Faltern übersät ist. Es ist ein Wunder!
Ich kann nur hoffen, dass das Glück, das sie bringen, genauso unvergänglich ist.