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Wenn das Bewusstsein nicht auf dieselbe Wirklichkeit gerichtet ist, in der unser Körper anwesend ist, dann löst dies extreme Angst aus. Drei Situationen in vielen Untervarianten treten auf:
1. Ein Mensch in der Warteschlange am Postschalter nimmt außer den Wartenden noch andere Wesen wahr, indem er Stimmen hört, Schattenwesen und Lichtwesen sieht oder sich einfach von fremden Wesen berührt fühlt. Sein Bewusstsein hat sich derart ausgeweitet, dass die Alltagswirklichkeit vom Meer des Träumens überflutet wird. Angst packt ihn.2. Ein Mensch betritt ein Restaurant und stellt dabei fest, dass sich einige nach ihm umdrehen, andere sich mit gesenkter Stimme unterhalten. Wenn sich bei ihm dann die Gewissheit festsetzt, dass die anderen über ihn reden und über Informationen über ihn verfügen, dann lebt er im Bewusstsein, wie es für das Träumen und das Meer des Träumens typisch ist, wo alle mit allem verbunden sind. Solche Menschen ziehen sich immer mehr zurück, brechen den Kontakt mit der Umwelt ab, leben in einem Gespinst von Bezügen, das für niemanden nachvollziehbar ist.
3. Ein Mensch versteht seine eigene Familie nicht mehr, er nimmt sich wie durch einen dunklen Tunnel von der Umwelt getrennt wahr. Er kann seine Kraft nicht mehr auf die Bewältigung der Alltagswirklichkeit richten, seine Lebensfunktionen kommen zum Erstarren und seine Kraft manifestiert sich nur in innerer Unruhe und Schlaflosigkeit: Ihn quält die Angst vor dem Verlust jeden Bezuges zum Leben, er ist depressiv. Er lebt im Bewusstsein der Zwischenwelten. Sein Bewusstsein ist im Wachtraumzustand, obwohl Wachheit gefordert ist...
...Beim Einführungsseminar in schamanische Basistechniken von letzter Woche waren unter den vierzig Teilnehmern sieben jüngere Männer und Frauen, die mit diesen Problemen kämpfen und in separaten Gesprächen betreut werden mussten. Einige von ihnen konsultierten zuvor schon einen Psychiater, erhielten Diagnosen von spiritueller Krise über Depression bis Borderline-Persönlichkeit. Aus meiner Sicht als Psychotherapeut konnte ich diese Diagnosen bestätigen. Nur hilft das nicht weiter. Diese Menschen leben in Zwischenwelten oder, um bei unserer Metapher zu bleiben, am Strand und werden von Kräften aus beiden Richtungen bedrängt. In diesem Gespaltensein lehnen sie sich selbst ab und kämpfen dann noch an einer dritten Front gegen sich selbst.
Heute wird zwar mehr von jenen gesprochen, die mutwillig oder aus reiner Neugier spirituelle Praktiken anwenden und den Boden unter den Füßen verlieren. Wir müssen vorsichtig sein mit solchen Urteilen, solange wir unsere Kinder Sprache, Mathematik und Physik lehren, nicht aber ein Basiswissen für den Umgang mit den überall verfügbaren spirituellen Praktiken vermitteln - aus falscher Angst vor Sektentum und Esoterik.
Ich treffe immer mehr Menschen, die nicht erwachen können; Erwachen im alltäglichen Sinne, weil das Träumen sie so sehr in Anspruch nimmt, dass sie viele Stunden des Alltags träumend verbringen, unfähig ihre Aufmerksamkeit auf eine anspruchsvolle Alltagsbeschäftigung auszurichten, obwohl sie intellektuell dazu ohne Zweifel in der Lage wären. Sie vermögen mit dem Tempo des Arbeitslebens nicht Schritt zu halten.
Alle aufgezählten Phänomene haben aus meiner Sicht einen gemeinsamen Kern - der Mangel an einer tragfähigen Kosmologie mit zwei Sphären: der Alltagswirklichkeit und einer Unendlichkeit, das heißt einer Sphäre, die durch eine Schwellenzone getrennt ist, in der alle möglichen anderen Wirklichkeiten entstehen und wieder vergehen können. Hier hat die Nichtalltägliche Wirklichkeit der Schamanen, das Nirwana der östlichen und der Himmel der christlichen Mythologien ihren Platz. Andererseits brauchen die Menschen Techniken, wie sie in beide Richtungen die Schwellenzone durchqueren und die nötigen Bewusstseinsänderungen initiieren. In der Sprache des Träumens gesagt: Sie müssen sowohl ihre Träume zu einem "guten Ende" träumen, als auch ihre Aufmerksamkeit für den Alltag bündeln können. Träumend brauchen wir ein defokussiertes Bewusstsein, vergleichbar mit einem Licht, dass seine Helligkeit in alle Richtungen verstrahlt, im Unterschied zum Brennstrahl des konzentrierten Alltagsbewusstseins.
(aus "Der schamanische Weg des Träumens" von Carlo Zumstein)
1. Ein Mensch in der Warteschlange am Postschalter nimmt außer den Wartenden noch andere Wesen wahr, indem er Stimmen hört, Schattenwesen und Lichtwesen sieht oder sich einfach von fremden Wesen berührt fühlt. Sein Bewusstsein hat sich derart ausgeweitet, dass die Alltagswirklichkeit vom Meer des Träumens überflutet wird. Angst packt ihn.2. Ein Mensch betritt ein Restaurant und stellt dabei fest, dass sich einige nach ihm umdrehen, andere sich mit gesenkter Stimme unterhalten. Wenn sich bei ihm dann die Gewissheit festsetzt, dass die anderen über ihn reden und über Informationen über ihn verfügen, dann lebt er im Bewusstsein, wie es für das Träumen und das Meer des Träumens typisch ist, wo alle mit allem verbunden sind. Solche Menschen ziehen sich immer mehr zurück, brechen den Kontakt mit der Umwelt ab, leben in einem Gespinst von Bezügen, das für niemanden nachvollziehbar ist.
3. Ein Mensch versteht seine eigene Familie nicht mehr, er nimmt sich wie durch einen dunklen Tunnel von der Umwelt getrennt wahr. Er kann seine Kraft nicht mehr auf die Bewältigung der Alltagswirklichkeit richten, seine Lebensfunktionen kommen zum Erstarren und seine Kraft manifestiert sich nur in innerer Unruhe und Schlaflosigkeit: Ihn quält die Angst vor dem Verlust jeden Bezuges zum Leben, er ist depressiv. Er lebt im Bewusstsein der Zwischenwelten. Sein Bewusstsein ist im Wachtraumzustand, obwohl Wachheit gefordert ist...
...Beim Einführungsseminar in schamanische Basistechniken von letzter Woche waren unter den vierzig Teilnehmern sieben jüngere Männer und Frauen, die mit diesen Problemen kämpfen und in separaten Gesprächen betreut werden mussten. Einige von ihnen konsultierten zuvor schon einen Psychiater, erhielten Diagnosen von spiritueller Krise über Depression bis Borderline-Persönlichkeit. Aus meiner Sicht als Psychotherapeut konnte ich diese Diagnosen bestätigen. Nur hilft das nicht weiter. Diese Menschen leben in Zwischenwelten oder, um bei unserer Metapher zu bleiben, am Strand und werden von Kräften aus beiden Richtungen bedrängt. In diesem Gespaltensein lehnen sie sich selbst ab und kämpfen dann noch an einer dritten Front gegen sich selbst.
Heute wird zwar mehr von jenen gesprochen, die mutwillig oder aus reiner Neugier spirituelle Praktiken anwenden und den Boden unter den Füßen verlieren. Wir müssen vorsichtig sein mit solchen Urteilen, solange wir unsere Kinder Sprache, Mathematik und Physik lehren, nicht aber ein Basiswissen für den Umgang mit den überall verfügbaren spirituellen Praktiken vermitteln - aus falscher Angst vor Sektentum und Esoterik.
Ich treffe immer mehr Menschen, die nicht erwachen können; Erwachen im alltäglichen Sinne, weil das Träumen sie so sehr in Anspruch nimmt, dass sie viele Stunden des Alltags träumend verbringen, unfähig ihre Aufmerksamkeit auf eine anspruchsvolle Alltagsbeschäftigung auszurichten, obwohl sie intellektuell dazu ohne Zweifel in der Lage wären. Sie vermögen mit dem Tempo des Arbeitslebens nicht Schritt zu halten.
Alle aufgezählten Phänomene haben aus meiner Sicht einen gemeinsamen Kern - der Mangel an einer tragfähigen Kosmologie mit zwei Sphären: der Alltagswirklichkeit und einer Unendlichkeit, das heißt einer Sphäre, die durch eine Schwellenzone getrennt ist, in der alle möglichen anderen Wirklichkeiten entstehen und wieder vergehen können. Hier hat die Nichtalltägliche Wirklichkeit der Schamanen, das Nirwana der östlichen und der Himmel der christlichen Mythologien ihren Platz. Andererseits brauchen die Menschen Techniken, wie sie in beide Richtungen die Schwellenzone durchqueren und die nötigen Bewusstseinsänderungen initiieren. In der Sprache des Träumens gesagt: Sie müssen sowohl ihre Träume zu einem "guten Ende" träumen, als auch ihre Aufmerksamkeit für den Alltag bündeln können. Träumend brauchen wir ein defokussiertes Bewusstsein, vergleichbar mit einem Licht, dass seine Helligkeit in alle Richtungen verstrahlt, im Unterschied zum Brennstrahl des konzentrierten Alltagsbewusstseins.
(aus "Der schamanische Weg des Träumens" von Carlo Zumstein)
zuckerwattewolkenmond - Mo, 23:23