Ausflug in die Spreewaldvergangenheit | 1
Bin heil wieder zurück, und außer der masochistischen Aktion meiner Mutter, sich mit einer Hand oben an der Autotür festzuhalten und mit der anderen diese zuzuschlagen - mit den Fingern dazwischen, gab es keine weiteren Unfälle. Das war original meine Mutter, die hat immer sowas drauf. Ich kann mich noch gut erinnern, wie sie einmal aus einem Zug mitten auf der Strecke abgesprungen ist, weil der dort regelmäßig etwas länger hielt und einige Einheimische die Gelegenheit gerne nutzten, um den Weg zu ihren Gärten abzukürzen. Sie ist natürlich hinterhergesprungen, hat sich den Fuß verstaucht, ist damit aber noch 3 km bis zum Garten unserer Bekannten gelaufen ohne was zu merken, während mein Vater und ich schon zwei Stunden eher dort waren, weil wir nicht hinterhergesprungen, sondern am richtigen Bahnhof ausgestiegen sind, und warteten, dass sie irgendwann da auftaucht. Glücklicherweise scheint den Fingern nichts passiert zu sein, deshalb konnten wir unsere Fahrt normal fortsetzen.
Das Heimatdorf meines Vaters und meiner Großeltern hätte ich fast nicht wiedererkannt. Früher war es ein absolut verschlafenes Spreewalddorf, aber seit es jetzt das Reha- und Wellnesszentrum dort gibt, tobt hier das Leben. Fast schon wie in Berlin. Das mag zwar gut für das Dorf sein, aber für mich hat es damit jeden Reiz verloren. Die Tour durch das Dorf gestaltete sich dann auch mehr wie eine Shopping-Tour. An der Stelle des alten Spielplatzes, wo ich einst Schaukeln lernte, und hinter welchem gleich die Felder begannen, steht nun ein riesiger Sendemast, der alles im Dorf überragt, es ist außerdem überall die freie Fläche neu bebaut. Am alten Backsteinhaus, wo meine Großeltern ihre frühere Wohnung hatten, bevor sie hinaus mussten, lag einstmals der Garten meiner Großeltern, wo ich mit einer uralten zinnernen Kochmaschine und einem Nachbarsmädchen unter Haselbüschen spielte, und auf welchem alte Scheunen standen. Das Haus gehört heute der Kreisverwaltung und der Garten ist vollständig weg. Stattdessen haben sie einen modernen Erweiterungsbau an das Verwaltungsgebäude angeschlossen. Der Hafen, wo man früher tote Fische von den ihn umschließenden flachen Treppen sammeln konnte, ist jetzt so befestigt, dass nur noch ein kleines Stück Treppe übrig ist, während der andere eintmals großzügige Platz Cafes und Biergärten gewichen ist und man außer an der Paddelbootverleihstelle und der Kahnanlegestelle nicht mehr direkt an das Wasser kommt, sondern von oben herabschaut. Am alten B.turm, von wo man auf die umliegende ursprüngliche ländliche Gegend und die Trasse der Spreewaldbahn schauen konnte, welche jedoch bereits zu DDR-Zeiten stillgelegt wurde, wimmelt es jetzt von Imbissbuden und Biergärten, während der hintere Teil, wo es in die grüne Landschaft geht, durch Zäune abgesperrt ist, wahrscheinlich, damit die Touristen da nicht alles verdrecken, die mit langen Rumpelbahnen auf der Landstraße ankutschiert werden.
Ich bin mir nicht sicher, ob es gut war, das gesehen zu haben, denn die Erinnerungen an die für mich als Stadtkind märchenhafte Atmosphäre des stillen Dorfes mit vergrabenen Schätzen, tanzenden Irrlichtern, sonnendurchtränkten Feldern voller Vogelscheuchen, die in der weiten Stille schaurig herüberlinsten, dem Hahnenschrei am frühen Morgen vor dem Fenster des Schlafzimmers meiner Großeltern, dem einsamen Friedhof, den stillen Wasserläufen von hohen Bänken überspannt und weißen Birken gesäumt, hatten für mich immer eine ungemein inspirierende Wirkung, auch wenn ich als Kind vielleicht manches zu zauberhaft erfahren habe und es so als verfremdete Erinnerungsbruchstücke, aber insbesondere als ein Gefühl, bewahrt habe. Doch die Entzauberung ist vollbracht, die Touristen sehen etwas, was nicht ich als Spreewald kenne und das bei mir keinerlei Fühlen mehr auslöst, dazu ist alles zu gewöhnlich geworden. Am B.turm finden zwar jetzt für die Touristen tolle Sagenspiele o.ä. statt, aber die Umgebung lässt Wundern nicht mehr zu, als dass man an die Sagengestalten noch glauben möchte, und wahrscheinlich sind die Zeiten vorbei, in denen das Wundern noch geholfen hat.
Fotos folgen.
PS: Sorry für die verschrobenen Sätze. Irgendwie sehe ich mich heute zu einem verständlichen Satzbau nicht mehr in der Lage.
Das Heimatdorf meines Vaters und meiner Großeltern hätte ich fast nicht wiedererkannt. Früher war es ein absolut verschlafenes Spreewalddorf, aber seit es jetzt das Reha- und Wellnesszentrum dort gibt, tobt hier das Leben. Fast schon wie in Berlin. Das mag zwar gut für das Dorf sein, aber für mich hat es damit jeden Reiz verloren. Die Tour durch das Dorf gestaltete sich dann auch mehr wie eine Shopping-Tour. An der Stelle des alten Spielplatzes, wo ich einst Schaukeln lernte, und hinter welchem gleich die Felder begannen, steht nun ein riesiger Sendemast, der alles im Dorf überragt, es ist außerdem überall die freie Fläche neu bebaut. Am alten Backsteinhaus, wo meine Großeltern ihre frühere Wohnung hatten, bevor sie hinaus mussten, lag einstmals der Garten meiner Großeltern, wo ich mit einer uralten zinnernen Kochmaschine und einem Nachbarsmädchen unter Haselbüschen spielte, und auf welchem alte Scheunen standen. Das Haus gehört heute der Kreisverwaltung und der Garten ist vollständig weg. Stattdessen haben sie einen modernen Erweiterungsbau an das Verwaltungsgebäude angeschlossen. Der Hafen, wo man früher tote Fische von den ihn umschließenden flachen Treppen sammeln konnte, ist jetzt so befestigt, dass nur noch ein kleines Stück Treppe übrig ist, während der andere eintmals großzügige Platz Cafes und Biergärten gewichen ist und man außer an der Paddelbootverleihstelle und der Kahnanlegestelle nicht mehr direkt an das Wasser kommt, sondern von oben herabschaut. Am alten B.turm, von wo man auf die umliegende ursprüngliche ländliche Gegend und die Trasse der Spreewaldbahn schauen konnte, welche jedoch bereits zu DDR-Zeiten stillgelegt wurde, wimmelt es jetzt von Imbissbuden und Biergärten, während der hintere Teil, wo es in die grüne Landschaft geht, durch Zäune abgesperrt ist, wahrscheinlich, damit die Touristen da nicht alles verdrecken, die mit langen Rumpelbahnen auf der Landstraße ankutschiert werden.
Ich bin mir nicht sicher, ob es gut war, das gesehen zu haben, denn die Erinnerungen an die für mich als Stadtkind märchenhafte Atmosphäre des stillen Dorfes mit vergrabenen Schätzen, tanzenden Irrlichtern, sonnendurchtränkten Feldern voller Vogelscheuchen, die in der weiten Stille schaurig herüberlinsten, dem Hahnenschrei am frühen Morgen vor dem Fenster des Schlafzimmers meiner Großeltern, dem einsamen Friedhof, den stillen Wasserläufen von hohen Bänken überspannt und weißen Birken gesäumt, hatten für mich immer eine ungemein inspirierende Wirkung, auch wenn ich als Kind vielleicht manches zu zauberhaft erfahren habe und es so als verfremdete Erinnerungsbruchstücke, aber insbesondere als ein Gefühl, bewahrt habe. Doch die Entzauberung ist vollbracht, die Touristen sehen etwas, was nicht ich als Spreewald kenne und das bei mir keinerlei Fühlen mehr auslöst, dazu ist alles zu gewöhnlich geworden. Am B.turm finden zwar jetzt für die Touristen tolle Sagenspiele o.ä. statt, aber die Umgebung lässt Wundern nicht mehr zu, als dass man an die Sagengestalten noch glauben möchte, und wahrscheinlich sind die Zeiten vorbei, in denen das Wundern noch geholfen hat.
Fotos folgen.
PS: Sorry für die verschrobenen Sätze. Irgendwie sehe ich mich heute zu einem verständlichen Satzbau nicht mehr in der Lage.
zuckerwattewolkenmond - So, 23:17