insbesondere auch für ältere Menschen. Gestern erzählte mir meine Mutter kopfschüttelnd von einer Werbung, die sie gelesen hatte: "Minimale Zinsen für maximale Frühlingsgefühle". Ich verstand erst nicht, was sie an dieser Werbung so aufbrachte und verwunderte, bis sie mir erklärte, da wüßten doch irgendwelche Leute nicht mehr den Unterschied zwischen minimal und maximal. Aber das wäre heutzutage wohl nicht verwunderlich. Ich habe ihr dann erklärt, dass mit der Werbung Kreditzinsen gemeint sind und nicht Sparzinsen. Aber woher soll das auch ein alter Mensch wissen, der sein Leben lang immer für das gespart hat, was er sich leisten wollte...
Und Gott sei Dank habe ich mich gestern im Laden für die Palme in Steinguttopf mit lustigen Deko-Kokosnüssen statt für die Orchidee entschieden, denn zur Geburtstagsfeier meiner Schwägerin sind noch mindestens drei andere Leute auf die Idee gekommen, eine Orchidee zu schenken.
Die Hinfahrt begann aber erstmal mit einem spatzigen Zusammenstoß. Hinter uns vor einer Bank auf dem Bahnhof hatte jemand Popcorn verschüttet und die Spatzen waren ganz wild darauf, so wild, dass sie im Tiefflug durch die ca. 30 cm Abstand zwischen mir und meiner Mutter gebrettert sind. Einer davon hatte einen leichten Linksdrall und ist voll gegen meinen Arm gedonnert. Ich habe einen richtigen Schreck bekommen, weil ich erst dachte, mich hätte jemand auf den Arm geschlagen. Also normal ist das nicht mehr mit den Spatzen.
Die Party war so ätzend wie immer, ich mag ja sowieso keine großen Geburtstagsfeiern, unter Spaß verstehe ich irgendwie was anderes. Aber diesmal war es besonders schlimm, weil wir uns eigentlich erst Fotos auf dem Fernsehschirm ansehen sollten, aber als die CD nicht funktionierte, mit einer DVD von Harry Belafonte gequält wurden. Ich saß die ganze Zeit auf dem Sofa und dachte, bitte laß es vorbei sein, bitte laß es vorbei sein. Wenn es so wie früher bei meinem Bruder bloß um die Ecke gewesen wäre, wäre ich sicherlich einfach eher abgehauen, aber den weiten Weg von Marzahn zurück nach Hause fahre ich dann auch nicht so gerne alleine. Irgendwann konnten meine Tante und ich meine Mutter von Harry Belafonte loseisen, um nach Hause zu fahren, da war aber trotz halbstündigem Telefonierens kein Taxi aufzutreiben, schlimmer als zu tiefsten Ostzeiten. Also machten wir uns per Pedes, Straßenbahn und S-Bahn auf dem Weg. Ich steige immer eine Station später als meine Mutter aus der S-Bahn und kaum saß ich alleine in der Bahn, quatscht mich doch einer von zwei Typen an, so ein schon etwas fertiger Hip-Hopper, ob er mich zu einem Bier einladen darf. Ich sage "Nein, danke." und es ist erstmal kurz Ruhe, ich bekomme aber hinter mir mit, wie sein Kumpel ihm souffliert, er solle sagen, dass es ohne Verpflichtung ist. Der andere kommt also nochmal und sagt das und ich antworte nochmal "Nein, danke." Und überhaupt denke ich bei mir, seit wann bin ich für ein Bier zu irgendwas verpflichtet. Blöderweise stiegen sie ebenso wie ich aus, ich habe extra den anderen Aufgang benutzt und sie zum Glück dann auch nicht mehr gesehen. Doch auf dem wirklich kurzen Weg vom Bahnhof zu meiner Wohnung wurde ich noch von zwei Betrunkenen angesprochen, die wissen wollten, ob es weit zum Bahnhof ist und von drei Mädels, die irgendwo auf einem Parkplatz standen und mich freundlich grüßten, obwohl ich die gar nicht kannte. Anscheinend klebt mir heute wieder so ein Zettel auf der Stirn, auf dem steht: "Sprich-mich-an!"