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Mittwoch, 6. Juni 2007

Die an den Ecken schon eingerissene Verpackungstasche von McDonalds

trägt sie wie eine Prinzessin ihr Dior-Handtäschchen. Ängstlich hält sie sich im U-Bahn-Abteil fest, hinter ihr ihre Eltern. Erst auf deren Aufforderung hin, sich doch neben das Mädchen zu setzen, das im übrigen ein in etwa gleichaltriger Junge ist, wie seine Mutter neben mir bestimmt klarstellt, geht sie zwar zögernd, aber gehorsam zum Sitzplatz, setzt sich still neben ihn, gerade und ordentlich, die Beine nebeneinander, die Papptasche damenhaft auf dem Schoß. Den Jungen bedenkt sie mit keinem Blick, ebensowenig wie ihre Eltern. Ihre hellbraunen, mandelförmigen Augen schauen teilnahmslos unter sommerblonden Locken hervor und sind so fern, viel zu fern für ein etwa fünfjähriges Kind. Während der gesamten Fahrt sieht sie nicht ein einziges Mal zu ihren Eltern, die am anderen Ende der Sitzreihe stehen. Es ist, als wären sie gar nicht da, doch scheint sie trotzdem sehr darauf bedacht zu sein, jeder Anweisung von ihnen sofort zu gehorchen. Zaghaft öffnet sie ihr Täschchen und breitet die darin enthaltenen Gegenstände vorsichtig auf den Sitz neben sich aus. Ich erkenne einen blauen Nylonbeutel und einigen anderen Krimskrams. Mit einem Male kehrt ihr Blick zurück, als sie meinem begegnet. Lange, sehr lange, schaut sie mich aus klaren Augen an, fast ein wenig erschrocken, als wolle sie mich fragen: Was hast du gesehen? Verrätst du auch nichts?
Ihre Eltern rufen, fügsam und sorgfältig packt sie ihre sieben Sachen wieder zusammen. Dann folgt sie ihnen, mit ihrer zerfledderten Papptasche stolz in der Hand und dem einsamen Herz einer Prinzessin.