Vom Beschreiben des Unaussprechbaren und Erzählen des des Unbeschreibbaren
Es gibt Dinge, die sind nicht existent und passieren, und es gibt Dinge, die sind existent, aber passieren nicht. In der Regel ist davon auszugehen, dass es dieselben sind. Nach diesem Paradoxon sind sie also sowohl existent, als auch nicht existent, sie passieren und passieren auch wieder nicht. Ich weiß genau, wovon ich spreche, auch wenn das jetzt vielleicht nicht so klingt. Aber ich bin unzufrieden. Ich bin unzufrieden mit mir und meinen Möglichkeiten, das zwischen den Zeilen meiner Gedanken liegende mit Worten zu erfassen. Im Schreiben über Handlungen und Ereignisse bin ich groß. Auch meine unmittelbaren Gedanken kann ich ganz gut ausdrücken. Doch das ist nicht alles. Da gibt es noch mehr. Und wenn ich ein Buch in die Hand nehme und darin ganze zwanzig Seiten alleine über einen Blick erzählt finde, dann weiß ich, dass ich das auch in mir finden kann, aber ich finde es nicht. Ich muss wohl davon ausgehen, dass ich oberflächlich bin, denn ich fühle nur und belasse es dabei. Ich mache mir nicht die Mühe, zwanzig Seiten damit zu füllen, weil ich weiß, dass es mir nicht gelingen würde. Stattdessen ertappe ich mich dabei, wie ich versuche, ein einzelnes Gefühl in langen Handlungsfolgen auszudrücken. Die Handlung ist der Weg, das Gefühl das Ziel. Ich bezweifle jedoch, dass es funktioniert, zumindest nicht so, wie ich es mir wünsche. Und bezweifle manchmal ebenso, dass andere das überhaupt fühlen können, was ich fühle. Nur wenn ich David Lynch-Filme sehe, weiß ich, es ist möglich, dass jemand die Welt ebenso empfindet wie ich. Vielleicht sollte ich ja besser Regie führen statt zu schreiben, aber als Hobby macht sich das irgendwie so schlecht. Natürlich ist davon auszugehen, dass es genügend Leser gibt, die es keinesfalls interessiert, zwanzig Seiten über die Umstände eines Blickes zu lesen. Und weiterhin gehe ich davon aus, dass meine Geschichten sowieso keiner liest, was wiederum den großen Vorteil hat, dass ich nicht auf den Geschmack und die Vorlieben eventuell vorhandener Leser eingehen muss, sondern mich voll darauf konzentrieren kann, was ich wirklich sagen will. Doch das, was ich sagen will, bleibt meistens so ein ätherisches Gefühl irgendwo zwischen Magen und Halsgrube, sobald ich es zu greifen versuche, ist es wieder verschwunden.
zuckerwattewolkenmond - Fr, 19:23