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Mittwoch, 4. März 2009

Einfach und kompliziert - Imponiergehabe und Immanuel Kant

~Die Sprache muß denotativ genau das transportieren, was sie dem Rezipienten vermitteln will und die hohe Simplizität, welche von sozio- und pragmaliguistische Unterschieden, die durch individuelle Sprachkompetenzen und intellektuellem Artikulationsgrad entstehen, unabhängig macht, wird kommunikativ durch die Verwendung von Vokabelmaterial mit geringer semantischer Information und den Verzicht auf Fremdwörter und Fachterminologien erreicht.~
(aus einem Marketingkurs zum Schreiben von Werbetexten)

oder besser einfach

~Texte werden oft absichtlich mit bildungssprachlichen Fremdwörtern versehen, die dem Leser signalisieren sollen: Ich (der Schreiber) bin gebildet (und du?). „Imponiergehabe mit Sprache“ nennt man das. In Zeitschriftenartikeln und vielleicht in der Werbung mag das angebracht sein. In den Gebrauchstexten geht es daneben.

In Wirklichkeit ist es ein Zeichen von Intelligenz, wenn man es versteht, eine Sprache zu wählen, die dem Gegenüber gerecht wird. Sich bewußt im Wortschatz einzuschränken, ist keine leichte Übung.

Wir müssen grundlegend verstehen, dass wir zur Kommunikation nur den gemeinsamen Wortschatz von Schreiber und Leser verwenden können.~

(Aus "Grundsätze für Technische Redakteure - Wie schreibe ich Texte, die sich gut übersetzen lassen?")

***

Der Philosoph Immanuel Kant definierte bereits vor über 200 Jahren Qualitätskriterien für die Vermittlung von Informationen und für jeden gebildeten und offenen Menschen, stellen sie wohl allein schon aus sozialem Verständnis heraus eine Selbstverständlichkeit dar und besitzen auch heute noch Gültigkeit:

Wahrheit: Alles, was gesagt wird, sollte wahr sein. Fakten Sollten faktisch sein. Vermutungen sollten als solche gekennzeichnet werden. Keine absichtlichen Abweichungen von der Wahrheit.

Notwendigkeit: Alles, was gesagt wird, sollte relevant sein. Keine überflüssige Information.

Vollständigkeit: Was gesagt wird, sollte alles enthalten, was erforderlich ist, um das Thema zu verstehen. Keine wesentliche Information sollte unterdrückt werden.

Klarheit: Was gesagt wird, sollte so dargelegt werden, dass es so leicht wie möglich verstanden werden kann. Die Fähigkeiten des Empfängers sollten berücksichtigt werden. Nichts sollte unnötig kompliziert sein.

Und diese Grundsätze gelten nicht nur für die Vermittlung von Informationen, sondern für jede echte, gleichberechtigte Kommunikation. Wo Kommunikation gewünscht ist, wird man deren Einhaltung deshalb immer beobachten können. Wo sie nicht eingehalten werden und unnötig verkompliziert wird, kann meist davon ausgegangen werden, dass Kommunikation bewusst oder unbewusst verhindert werden soll.

(Reload eines Blogeintrages von mir vom 20.Juni 2004)

...

Doch nicht nur da, wo sich das bürgerliche Leben in Häuslichkeit, Unterricht und Krankenpflege, in Saat und Ernte entfaltet, hat der Engel seine Aufgaben. Er scheut nicht einmal die modernen Verkehrsmittel, ja, er muß sie heimsuchen, denn da es auf Erden keinen neutralen Ort geben kann, sind sie ohne ihn dem unheilvollen Treiben der Dämonen ausgeliefert. Die Welt hat in ihren Statistiken der Verkehrsunfälle und in den mit Hilfe der Verkehrsmittel begangenen Verbrechen in Krieg und Frieden einen deutlichen Beweis dafür, daß auch hier ein Werkzeug für den Dämon bereitliegen kann.
(aus "Das Reich des lebendigen Lichtes" von Heinz Kühn)