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Sonntag, 10. Mai 2009

Schreibwünsche

Es gibt da so ein paar mehr oder weniger unausgegorene Vorstellungen von Texten, die ich gerne einmal schreiben würde. Sie spuken mir teils schon sehr lange in meinen Gedanken herum, sind eigentlich mehr eine Art Gefühl, denn eine konkret greifbare Geschichte. Aber sie verfolgen mich und lassen meine Fingerspitzen von Zeit zu Zeit aus einer angenehmen kreativen Spannung heraus ungeduldig kribbeln. Den 1000seitigen Roman lasse ich jetzt mal weg, denn diese Herausforderung ist an sich nichts, das sich ohne Thema direkt in Angriff nehmen läßt. Dann gibt es da jedoch zum Beispiel die Idee von einem Familienroman, in ähnlich phantasievollem Erzählstil wie "Hundert Jahre Einsamkeit", aber weniger feurig, sondern in der "englischen" Variante und mit viel schwarzem Humor. Durch einen Medien-Aprilscherz und diverse andere Anregungen nimmt die Idee in meinem Kopf langsam Gestalt an, so sehr Gestalt, daß ich eigentlich loslegen könnte, wenn mich nicht einige private Ängste und Überforderungen im Moment vor größeren Projekten zurückschrecken ließen. Weiterhin wünsche ich mir, einmal einen richtig tollen Kinder-,bzw. Jugend-Abenteuerroman schreiben. Dies ist ein Wunsch, der mich eigentlich schon seit Zeiten begleitet, als ich mich noch gar nicht an das Schreiben heranwagte. Gleichzeitig ist dies aber auch eine Sache, die mir am schwierigsten erscheint, zumal ich bisher nur weiß, daß die Protagonisten Kinder sein sollen, aber mir keine zündende Story dazu einfallen will. Ob so ein Kinder- oder Jugendbuch dann wirklich toll wird, ist natürlich fraglich, doch ich weiß außerdem sicher, daß es regelrecht magisch werden soll, denn nur deshalb möchte ich es schreiben. Das klingt vielleicht seltsam, aber der Wunsch entstand aus einem eigenen magischen Leseerlebnis heraus. Von meinem Spielfreund borgte ich mir damals seine Wolkow-Bücher und besonders eines fesselte mich auf eine Art und Weise, ließ eine Sehnsucht in mir entstehen, die ich nie mehr vergessen habe. Ich wollte nach dem Lesen hinausziehen und genau solche Abenteuer erleben, weinte sogar bittere Tränen darüber, da ich alt genug war zu wissen, daß dies nie Realität werden würde. Trotzdem ist es eine angenehme Leseerinnerung und dieses damalige Gefühl meldet sich auch heute noch in Abständen bei mir, zwar nicht mehr ganz so intensiv, aber es hat mich nie verlassen. Vielleicht ist das sogar der Grund, warum ich immer unbedingt schreiben wollte, selbst als ich noch dachte, ich könne es nicht, - um die von mir ersehnten phantastischen Abenteuer wenigstens auf dem Papier Realität werden zu lassen. Doch wie entsteht überhaupt ein wirklich magischer Text? Ich befürchte ehrlich gesagt, daß dies eine Sache ist, die über die Macht des Autors hinausgeht. Der kann zwar eine Menge dafür tun, daß sich sein Text flüssig liest, spannend ist, geliebt und gerne zur Hand genommen wird, doch trotzdem kann er nie sicher sein, ob tatsächlich bei irgendeinem Leser ein echter magischer Funke übergesprungen ist. Selbst wenn er als inzwischen bekannter Schreiber, der sich jetzt Schriftsteller nennen darf, Millionen von Leserzuschriften bekommen würde, die alle sein großartiges Werk loben, könnte er sich dessen nicht sicher sein. Ich mein, ich habe den Steppenwolf und "Illuminatus" gelesen und fand beide Bücher großartig bis genial. Ich habe mich gut amüsiert und konnte mich ehrlich begeistern. Doch verzaubert haben sie mich nicht. Es gibt in meinem Leben genau genommen nur zwei Bücher, die mich bis hin zu einem veränderten Bewußtseinszustand verzaubert haben und das sind die Wolkow-Geschichte und "Rheingold" von Grundy. Beides gehört sicher nicht zu den literarisch herausragenden Werken. Wenn ich heute in die Wolkow-Bücher schaue, kann ich darin keine Magie mehr erkennen. Sie erscheinen mir wie ganz normale Kinderbücher. Und als ich "Rheingold" ein zweites Mal zu lesen begann, wollte sich die ursprüngliche Magie ebenfalls nicht mehr einstellen. Ich glaube, die Magie eines Textes entspringt einem überaus glücklichem Zufall, vielleicht auch höherer Fügung, die genau den richtigen Leser mit dem genau richtigen Buch zum genau richtigen Zeitpunkt zusammentreffen lassen. Es ist dann, als würde sich das Wesen des Buches mit dem Wesen des Lesers zu einem höheren ekstatischen Erleben vermählen. Die Chemie stimmt sozusagen, und das nicht nur auf der Anziehungsebene. Es ist nicht vorhersehbar, bei welchem Text dieses geschieht, vielleicht nicht einmal wichtig, aber versuchen kann man es ja, selbst wenn man nie wissen wird, ob es gelungen ist.