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Sonntag, 31. Mai 2009

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Die Shuar-Indianer sprechen davon, dass sich eine Traumwelt nähert, die vierte Dimension, die bis vor kurzem nur von Schamanen und unter dem Einfluss von Ayahuasca betreten werden konnte, aber die in nicht allzu langer Zeit für jedermann zugänglich werden würde, weil wir dann insgesamt auf ein höheres Niveau evoluiert wären, in dem wir problemlos Zugang zur Traumwelt hätten.
(aus "Der Ruf der Mayas" von Wiek Lenssen)

Das Nest ist leer.

Der letzte Schmutzfink Grünfink hat es jetzt ebenfalls geschafft. Er hat zwar ein riesen Drama daraus gemacht, stundenlang ohrenbetäubend getschilpt, als würde er am Spieß gebraten und mindestens hundertmal seine Flügel gestreckt, um zu sehen, ob sie tatsächlich funktionieren, aber dann hat er es geschafft. Beim ersten Mal nur bis auf den gegenüberliegenden Ast, aber wenn man einen ganzen Tag später als alle anderen geschlüpft ist, hat man es halt nicht einfach. Noch die Babypuschel auf dem Kopf und schon fliegen müssen. Meine hoffnungsgrünen Pfingstfinken und Botschafter, die Flugsaurier und Puschelechsen sind fort. Vielleicht besuchen sie mich mal, jedenfalls sehe ich sie als Familienbande ab und zu über das Haus fegen. Und jetzt beginnt es zu grollen, zu regnen und wie bescheuert zu hageln- das erste Unwetter außerhalb des geschützten Nestes.

Mütterliche Kritik

Meine Mutter hat jetzt die ersten 190 Seiten von "Der kleine Herr Luchterhand und das große Vergessen" gelesen und erklärt mir doch heute wahrhaftig, sie hätte mir das eigentlich insgeheim nicht zugetraut, so etwas zu schreiben. (So wenig Zutrauen hätte ich ihr wiederum nicht zugetraut.) Sie wußte zwar, daß ich einen Roman schreibe, dachte aber bei sich - na ja, wer weiß, was das wird. Lesen wollte sie ihn trotzdem und sie wurde angenehm überrascht, bezeichnet den Text als kurzweilig und spannend, genau richtig als Urlaubslektüre, hat aber natürlich auch einige Sachen auszusetzen. Sie behauptet, noch nie einen Mann gesehen zu haben, der Tagebuch schreibt. Hm, also ich höre und lese ständig von Männern, die Tagebuch schreiben, aber ok, Klaus Luchterhand ist nun nicht gerade ein Künstlertyp oder Intellektueller, bei denen das eher vorstellbar ist. Weiterhin meint sie, daß ich einen sehr humorvollen, ironischen bis hin sarkastischen Stil habe, manchmal sogar ein wenig zu locker (Ich glaube, sie meint damit die kackenden Zwerge. *gg*) und außerdem bemängelt sie, daß ich bei so einem Text, der mehr für "Normalbürger" ist und der Unterhaltung dient, so viele intelligente Details eingestreut habe, welche die meisten Leser gar nicht mehr verstehen würden. Nun ja, darauf kann ich nur antworten, daß ich persönlich Bücher, in denen ausschließlich Dinge stehen, die ich schon kenne und verstehe, meistens ziemlich langweilig finde und zum anderen, daß auch intelligente Menschen vielleicht irgendwann mal leichte Unterhaltung lesen wollen, ohne daß es sie anödet.

Liveblogging aus dem Vogelnest - Der siebzehnte Tag nach Ankunft

Wo zum Teufel ist der sechste? Fragte ich mich heute morgen, als ich beim besten Willen nur noch fünf Grünfinken finden konnte. Ich gehe mal vom positivsten aus und denke, daß er es bereits gewagt hat, zu fliegen. Der fünfte hat sich dann in meinem Beisein vom Balkon gestürzt. Jetzt sind es nur noch vier und die werden wohl auch nicht mehr lange da sein. Jedenfalls sitzen die Eltern ständig gegenüber im Baum und locken.

Edit 10 Minuten später:
Ist ja witzig. Jetzt sehe ich die beiden Entflogenen gegenüber auf der Baumspitze sitzen. Das müssen sie sein, weil sie viel kleiner sind als Vater und Mutter. Sie rufen ebenfalls und es ist ein heilloses Gepfeife, Getschirpe und Gezwitscher. Die im Nest verbliebenen bekommen immer noch Nahrungslieferungen. Ich frage mich, ob die anderen beiden sich ab jetzt ihr Essen selbst suchen müssen oder von den Eltern bei der Nahrungssuche eingewiesen werden.

Edit 10:08:
Eben wollte wohl der vierte einen Versuch wagen. Sie haben sich einen Geranienstengel wie eine Brücke bis über das Balkongitter gelegt und er trippelte darauf bis zum Ende, also quasi schon halb in der Luft, machte plötzlich aber kehrt und flatterte ganz schnell ins Nest zurück.

Edit 10:34:
Unten sehe ich gerade die Hofkatze herumschleichen. Ich hoffe, die Eltern haben den Kleinen schon gesagt, daß sie sich vor diesem samtpfötigen, grünäugigen Etwas mit scharfen Zähnen in Acht nehmen sollen.

Edit 10:53:
Mutige vor! Statt zu fliegen sitzen die restlichen Vier im Nest und putzen sich ihre Flügel. Man will ja gut vorbereitet sein auf den großen Moment und je gründlicher man sich mit den Flügeln beschäftigt, um so länger kann man im Nest bleiben und sich drücken.

Edit 11:25:
Upps, jetzt sind es nur noch drei. Und da, der nächste startet nun auch. Geht doch sehr gut. Er ist sogar gleich bis zum weiter entfernten Baum geflogen. Der Vorletzte saß erst minutenlang auf dem Geranienzweig und starrte versonnen in die Luft bis er sich endlich traute. Jetzt hockt nur noch der Kleinste verlassen im Nest, tschirpt aufgeregt, macht aber keine Anstalten zu fliegen.

Edit 14:10:
Das ist ja süß. Einer der Geschwister des verlassenen Nesthockers kam zurück ins Nest geflogen, um ihn zu besuchen. Der Nesthocker dachte allerdings, er würde etwas zu essen bekommen und sperrte den Schnabel weit auf, jedoch umsonst. Der Geschwistervogel fütterte ihn nicht, sondern suchte selbst neben dem Nest nach Nahrung, die er aufpickte. Ich frage mich, ob die Eltern den letzten überhaupt noch lange füttern, wenn er nicht fliegen will. Es ist übrigens der, der mir schon vorher Sorgen bereitet hat, weil er so schwach aussah. Ein Sorgenkind gibt es wahrscheinlich in jeder Vogelfamilie.