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Sonntag, 19. Juli 2009

Der Talar meines Vaters

Als Erbstück habe ich heute einen Talar meines Vaters erhalten. Mein Bruder bekam den zweiten und die Beffchen haben wir uns brüderlich geteilt. Was ich damit mache, weiß ich allerdings noch nicht. Wahrscheinlich einfach einmotten. Man könnte natürlich auch zum nächsten Fasching als Pastorin gehen.

Ich erinnere mich, daß ich in meiner Jugend einmal aus einem alten Talar, den mein Vater nicht mehr brauchte, eine dieser zu jener Zeit äußerst hippen und engen Steghosen selbst geschneidert hatte. Mein Vater hat nur darüber gelacht und war, glaube ich, sogar froh, daß er mir keine teure Hose aus der Jugendmode kaufen mußte. Sein Kumpel, ebenfalls Theologe, und dessen Frau waren allerdings, als sie von meinem Vater über dieses Sakrileg informiert wurden (wobei mein Vater es mehr aus Stolz erzählte, hatte ich den Eindruck), reichlich pikiert.
Na ja, da ich mir heute keine Kleidung mehr selbst nähe, wird das diesem Talar sicher nicht widerfahren.

Der Roman-Verführer

"Tübingen ist ein stiller süßer Ort; nur manchmal in dunklen Oktobernächten hallen Schritte in den Straßen, dann geht Küng herum und sucht nach einer Kirchentüre für seine Thesen, er weiß nur noch nicht, ob er eine evangelische oder eine katholische nehmen soll, das Problem ist, daß sie alle zu klein für ihn sind."

Wenn man sich erst einmal an den gestelzten Stil gewöhnt hat, in welchem Rolf Vollmann seinen Roman-Verführer "Die wunderbaren Falschmünzer" schreibt, so erscheint dieser irgendwann fast wie ein geprüftes Gütesiegel, daß der Autor all diese vielen Romane tatsächlich mit Leidenschaft und Neugierde gelesen hat. Es macht Spaß, ihm auf die Entdeckungsreise der bekannten und vergessenen, guten und nicht so guten Romane aus den Jahren 1800 bis 1930 zu folgen, und weil man in seinem Stil förmlich die Begeisterung für dieses Thema spürt, ist man schnell wieder milde gestimmt und sieht ihm die textlichen Kapriolen nach. Einige der Romane warten noch im Regal, andere habe ich bereits in meiner Kindheit und Jugend gelesen. Von vielen habe ich noch nie etwas gehört. Aber mindestens die im Regal stehenden werden nun wieder auf meiner Leseliste vorrücken (und einige andere dazukommen). Verführung geglückt.

Zum Frühstück: Käsebrot



In Berlin heißt es richtiger "Käsestulle".

Der schönste Grund

die Träume der Nacht zu vergessen ist es, wenn schon Sekunden nach dem Erwachen das Herz vor lauter Freude einen Sprung macht, mich die Glückseligkeit anspringt wie ein verschmustes Kätzchen und dabei das Bewußtsein mitreißt in einen noch viel größeren Traum. Dies darf auch viele Male in der Nacht geschehen - beim kleinsten Auftauchen aus dem Meer des Vergessens wartet sie schon, unentrinnbar, und füllt mich mit Glück, als wäre es Atemluft, bis ich mich wieder selig lächelnd dem Schlaf hingebe.