Ich lese gerade ein Buch,
den Titel möchte ich nicht nennen, das ist eine Biographie in Romanform über eine mittelalterliche Persönlichkeit. Der Schreibstil ist nicht direkt mittelalterlich zu nennen, erinnert jedoch in seiner Sprache durchaus an diese Zeit, wenn auch mehr deshalb, weil er etwas antiquiert wirkt, ohne deshalb schlecht zu sein. Nein, schlecht ist er nicht, aber dafür trotzdem einschläfernd, weil er so bemüht ist. Es sind zwar schöne Sätze, aber eben bemüht und unlocker, zurechtgedrechselt. Es gibt Autoren, die schreiben und schöne Sätze entstehen wie von selbst, zumindest scheint es so. Dann gibt es Autoren, die bemühen sich und schreiben ebenfalls schöne Sätze, aber irgendwie animieren diese nur zum Gähnen, obwohl man auch unter ihnen ab und zu eine Perle findet. Ich nenne diesen gestelzten Stil für mich "Hausfrauenstil", was natürlich gemein und völlig falsch ist, da es nicht nur Hausfrauen sind, die so schreiben (der Autor des Buches ist ein Mann - gibt er zumindest vor), und es sicher jede Menge Hausfrauen gibt, die anders schreiben. Doch was mich ständig irritiert, während ich dieses Buch lese, ist das Gefühl, daß dieses genau der Stil sein könnte, den ich selbst schreibe. Ich meine, man ist sich selbst und den eigenen Texten gegenüber manchmal blind. Ein fremder Leser könnte vielleicht durchaus Ähnlichkeiten entdecken, während ich mich über den Stil eines anderen auslasse. Vielleicht ist das wie in der Psychologie, daß einen immer das an anderen am meisten stört, was in einem selbst stark angelegt ist. Irgendeinen Grund muß es ja haben, daß mich dieser Gedanke nicht losläßt, zumindest teilweise meinen eigenen Stil zu lesen.
zuckerwattewolkenmond - Fr, 20:54