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Dienstag, 3. August 2010

So langsam

könnte es dann mal wieder aufhören zu regnen, oder zumindest wieder leicht wärmer werden, aber die Blumen vor meinem Schreibtisch blühen, als ob es kein morgen mehr gäbe. Doch bin ich mir sicher, daß spätestens übermorgen die Sonne scheint. Es muß einfach so sein.

Blick vom Schreibtisch

Hatte heute in einem Shop zu tun, der von einem Mann ungefähr in meinem Alter geführt wird. Seine Freundin, die draußen auf der Straße war, kam herein, als es etwas länger dauerte, und schmiß sich wie ein Wachhund mitten zwischen uns auf die Theke, die Arme aufgestützt, ohne ein Wort zu sagen, weder eine Begrüßung noch eine Verabschiedung, so lag sie da, spitzte die Ohren und lauerte - ich weiß nicht auf was. Anscheinend steht der Mann unter Bewachung. Einerseits finde ich es ja ziemlich schmeichelhaft, mit so hohem Gefahrenpotential eingeschätzt zu werden, andererseits ist es aber auch mehr als lächerlich. Ich meine, denkt so ein Mädel tatsächlich, ich möchte einen Mann, auf den ich wie eine Mutti aufpassen muß? Wenn sie nichts anderes mit ihrem Leben anzufangen weiß, ist das ihre Sache, aber mir ist sowas viel zu anstrengend. Wenn ich unbedingt Probleme brauche, dann mache ich mir lieber andere.

Ein nächtlicher Sommerregen

hat mich zur Geisterstunde hinaus auf einen Spaziergang gelockt. Natürlich ohne Schirm, Kapuze oder Jacke. In Berlin muß man eigentlich fast zwangsläufig zum Nachtschwärmer werden, denn nur nachts ist die Stadt erträglich. Keine Massen von Leute mehr, stille und leere Straßen, Luft zum Atmen und im Moment ein perfektes Sommerwetter - nicht zu warm, nicht zu kalt, und herrlichen Regengüssen zwischendurch. Auch jetzt ist die Nacht noch warm genug, um draußen zu sitzen, obwohl es irgendwann begann stärker zu regnen, so daß ich ziemlich durchnäßt wieder zu Hause ankam. Der Spaziergang führte mich recht weit erst zu meiner alten Schule, von wo ich in die Straße abbog, in welcher der Bäcker seinen Sitz hatte, zu dem ich freitags Brötchen holen geschickt wurde. Auch jetzt befindet sich dort noch ein Bäcker, allerdings weiß ich nicht, ob es dort immer noch diese typischen, viel besseren "DDR-Brötchen" gibt, die heute so rar gesät sind. Ich lief genau die Strecke, die ich damals gelaufen bin und das ist ein seltsames Gefühl, denn von dieser Strecke träume ich öfters. Sobald man nachts dann solch eine Straße tatsächlich wieder entlang läuft, fühlt man sich wie in einem Traum. Selten trifft man sogar Leute, wie zum Beispiel einen Mann, der in der geöffneten Eingangstür eines Ladengeschäfts saß und dort auf seinem Macbook schrieb. Das war bestimmt ein Blogger. Ich kreuzte ebenfalls einen alten Spielplatz und hätte gerne gesehen, wie es da jetzt aussieht, aber es war alles total duster, viel zu dunkel, um irgendetwas zu erkennen, und wahrscheinlich wäre ich nur wieder gegen ein Klettergerüst gelaufen. Dann getraute ich mich, "meine" alte Kirche (schließlich habe ich oft genug an ihre Mauer gepinkelt)zu umrunden, ohne Gefahr zu laufen, dem von Gott auserwählten Hüter von toter Moral und Selbstgerechtigkeit zu begegnen. Ich liebe solche Sommernächte. Ich habe es auch drauf, mich einfach auf eine Treppe oder ähnliches zu setzen und dort sitzen zu bleiben. Eigentlich bräuchte ich nur eine Tonne oder ein Zelt, um mein Lager irgendwo aufzuschlagen. Noch schöner ist es bei diesem Klima am Meer. Bei Regenwetter oder gar Sturmnächten, in denen das Meer bis fast über die Dünen tritt, am besten hautnah im Zelt miterlebt, fängt es da erst an, richtig Spaß zu machen. Nun sitze ich hier auf meinem Balkon und kann gar nicht aufhören, dem Regen beim Fallen zuzuhören und die Fledermäuse zu beobachten, Nachtschatten, die blitzschnell hin und her huschen. Manchmal gibt es Nächte, die sollten nie enden, und manchmal gibt es Tage und Nächte, an denen kann man sich nicht entscheiden, wann man schlafen möchte und ob man überhaupt schlafen möchte. Denn sie sind, sowohl tags als auch nachts, viel zu schön, um sie zu verschlafen. Nachtschwärmerei ist leider ziemlich unpraktisch, wenn man früh aufstehen muß, um seine Brötchen zu verdienen, aber zum Glück kann ich morgen heute ausschlafen (das heißt natürlich, nur wenn ich möchte).

Nacht 1

Nacht 2