Dicke Wolken, wohin man blickt. Schon gestern morgen fing meine Narbe am Oberschenkel an zu jucken. Die habe ich bereits seit meinem Kleinkindalter und deshalb keine Ahnung, woher sie stammt. Vielleicht ist es eine Impfnarbe, allerdings legen meine anderen Impfnarben nicht solch ein seltsames Verhalten an den Tag. Normalerweise nur ein kleiner weißer Punkt, bekommt sie bei bestimmten Wetterlagen eine ringförmige Schwellung und fängt tierisch an zu jucken. Dann weiß ich sofort, aha, es liegt etwas in der Luft, meistens stärkere Regenfälle. So auch gestern. Tagsüber hielt es sich und genau abends, als ich mit vollen Taschen aus dem Supermarkt kam, schüttete es aus Kübeln, so daß ich bepackt an unserer doppelten Straße stand, wo man wegen der kurzen Sprinter-Ampelphasen immer zweimal warten muß, während die Autofahrer, nicht wartend, gemütlich im Trockenen sitzen, und tropfte vor mich hin.
Heute nervte dafür der Ordnungs- und Kontrollzwang meines Büro-Mitinsassen mal wieder. Er hat während meiner Abwesenheit die Akten umgehängt, Büroklammern aus meinem Behälter umsortiert, und meinen Kalender für 2010 weggeworfen, was er letztes Jahr mit dem Kalender für 2009 auch bereits getan hatte. Das mit dem Kalender habe ich erst heute gemerkt, so daß ich nach Montag wegen der Akten gleich noch einmal schimpfen mußte. Er hat so getan, als sei es eine "mysteriöse Person" gewesen, die den Kalender mit dem für 2011 ausgetauscht hat, aber es kann nur er gewesen sein, bzw. jemand auf seine Anweisung, denn nur ihn würde es stören, wenn bei mir zwei Kalender herumliegen. Aber klar, im August ist das Jahr sowieso vorbei. Er ist außerdem der Meinung, ich brauche keinen Kalender, weil ich 'nichts' eintrage. Ich trage wenig ein, das stimmt, aber vor allem schaue ich öfters hinein. Jedenfalls bin ich nach wie vor froh, daß ich sowas nicht zuhause habe. Bei einem Kontrollfreak, der ständig an den Heizungen und Fenstern herumdreht, Stecker von Fernseher und Computer jeden Abend herauszieht, alles wegwirft, was er nicht braucht oder kennt, egal ob es ihm gehört oder nicht, würde ich außerhalb des Büros eine Krise kriegen.
Gestern hab ich hinter meinem Bildschirm vor Lachen fast am Boden gelegen, als ich ein Telefongespräch von ihm belauschte. Er sprach mit einer Kollegin über einen Heimbewohner und sagte so Sachen wie "Na vielleicht pißt der so dolle, daß es den Bewohnern der Etage darunter schon auf den Kopf tropft." und dann "Die sollen ihn in den Keller schieben und sagen, es sei Hochwasser." Unterhaltsam ist er ja....
Heute lachte ich dagegen über eine Postangestellte, die mir auf dem Postamt ein Päckchen geben wollte. Ich weiß nicht, was passiert ist, vielleicht ist sie gestolpert, aber als sie sich mit dem Päckchen dem Thresen näherte, flog dieses plötzlich im hohen Bogen durch die Luft, landete glücklicherweise noch auf dem Tisch, und sie flog gleich mit ihrem Oberkörper hinterher. Dann fing sie lauthals an zu lachen und meinte: "Das war jetzt Flugpost." Ich habe erst etwas verdutzt geguckt und konnte danach auch kaum noch an mich halten. Den ganzen Nachhauseweg gluckste und grinste ich vor mich hin, weil es so komisch ausgesehen hat, als das Päckchen durch die Luft segelte und sie hinterher.
Als Zuschauer in einem frei zugänglichen Film, der in Paris spielt, wo ich auf Straßen und Grünflächen herumlaufe und mir so mittendrin diesen Film anschaue, während die Schauspieler an mir vorübergehen und die Handlung führen. Es ist ein französischer Film, der eine ungewöhnliche Idee umsetzt: Alle Schatten in diesem Film sind statt schwarz, bzw. dunkel nämlich weiß. Ein merkwürdiger Anblick, und sogar mein eigener Schatten, den ich auf eine Rasenfläche werfe, ist weiß. Ich frage mich, wie die Filmemacher es geschafft haben, diese Idee so perfekt umzusetzen, daß tatsächlich alle Schatten weiß aussehen.