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Sonntag, 26. September 2010

Ich kann mir

für einen Sonntagnachmittag nichts Schöneres vorstellen, als mich bei der Herumtragerei von Umzugstaschen bis auf die Haut durchnässen zu lassen. Da ich sowieso bereits tropfte, verzichtete ich, mit dem Bus zu fahren und lief nach Hause. Meinen Rücken kann ich kaum noch bewegen, mein Fuß tut schon wieder weh, warum auch immer, und ich fühle mich wie ein Eisblock. Wenigstens haben sich die anderen Unannehmlichkeiten inzwischen verzogen. Glück ist, wenn sich alles hübsch der Reihe nach einstellt. Nicht auszudenken, ich würde alles gleichzeitig kriegen! Gastritis und Schmerztabletten machen sich zusammen besonders erfolgreich. Und ich frage mich, ob meine Bemühungen um gesunde Lebensweise und Ernährung, die ich zumindest im Urlaub und während des Hamburger Modells ganz gut durchgehalten habe, einfach für die Katz sind, oder ob ich den Ernst der Lage verkenne, weil ohne das alles noch schlimmer gekommen wäre.
Aber nichtsdestotrotz hat dieses kräfte- und nervenzehrende Jahr durchaus auch positive Seiten. Wenn man nämlich die einzigen Ereignisse nur noch Krankheiten sind, man ständig gezwungenermaßen um die eigenen Probleme kreist, einen einzig interessiert, wie man den nächsten Tag übersteht, und dabei nicht gerade vor Lebensfreude überschäumt, sondern sich irgendwann vor lauter vergeblicher Anstrengung, sich nichts anmerken zu lassen, und Schwarzseherei selbst nicht mehr leiden kann, von Zukunftsängsten geplagt wird und aus entsprechenden Erfahrungen heraus noch mißtrauischer wird als sonst und selbst an den Menschen zweifelt, denen man eigentlich vertrauen sollte, dann, ja dann, stellt sich ziemlich bald heraus, wer die wahren Freunde sind. Und das sind nicht unbedingt die, mit der höchsten Betroffenheitsskala, sondern manchmal nur die, mit der größten Geduld. Aber eines steht fest: Noch so ein Jahr überstehe ich nicht. Das nächste Jahr muß einfach besser werden. Und dann werde ich wieder da sein, stärker als je zuvor, wenn niemand mehr mit mir gerechnet hat. Oder aber, das alles bleibt nur ein Traum. 999.995 von 1.000.000 nehmen ihren Vorsatz "Euch werde ich es noch zeigen!" mit ins Grab.

Physiotherapie in Los Angeles

Auch in dieser Nacht wieder gereist, diesmal jedoch von Physiotherapie zu Physiotherapie. Zuerst hatte ich nur einen Physiotherapietermin, dann hieß es irgendwann, ich solle in eine Physiotherapie-Wohngemeinschaft ziehen. Ich landete in einer großen Halle, in der die Patienten wie auf dem Fließband abgefertigt wurden. Eine Liege neben der anderen. Und es war so viel Betrieb durch die vielen Patienten und Physiotherapeuten, daß ich meine Physiotherapeutin, ziemlich jung mit langen dunklen Haaren, nie verstand, wenn sie mir etwas sagte. Das ist ja wie bei mir auf der Arbeit, dachte ich, während ich auf der Liege lag und sie weiter auf ihre Uhr zeigte. Schließlich verrstand ich. Drei Minuten, sagte sie. Doch was will sie mir damit sagen? Doch wohl nicht, daß die Behandlung nur drei Minuten dauert? Das kann ja eigentlich nicht möglich sein. In der nächsten Physiotherapie war man gerade sehr aufgeregt, weil es irgendwelche neuen Bestimmungen darüber gab, wer behandelt werden dürfe, weshalb ich lange nicht an die Reihe kam, sondern lebhaft diskutiert wurde. Dafür gab es eine Art Kantine, in der bereits einige Leute bei Kaffee und Kuchen saßen. Ich setzte mich dazu und fand es recht gemütlich, aber irgendwann war ich auf dem Weg zur nächsten Physiotherapie. Hier sah ich eine Patienin, die herausgeführt wurde und um die Beine irgendeinen Schutz hatte, der dem Schutz von Cowboys ähnelte. Er war mit Sicherheitsnadeln am Slip befestigt, vielleicht, damit man ihre Beine nicht sieht. Schließlich stand ich vor einer Physiotherapie in Los Angeles, traute mich aber nicht hinein, weil man mir gesagt hatte, daß hier die Stars hingehen. Stattdessen spähte ich nur neugierig über den Zaun und in die Fenster. Alles war sehr elegant mit weißen Wänden und dunklem Holz eingerichtet, allerdings nicht sehr groß, sondern wirkte fast etwas beengt. Es gab ein kleines Cafe und eine Art Bühne mit schräg abfallenden Zuschauersitzen, von denen jeder einzelne einen durchsichtigen Vorhang zum Schutz gegen einfallende Sonnenstrahlen besaß. Ab und zu ging jemand hinein oder wieder hinaus, aber niemand, den ich erkannte. Insgesamt ging alles recht ruhig zu. Nachdem ich nun genug gesehen hatte, stand ich auf einem riesigen Platz, der an den um die Dresdner Frauenkirche erinnerte. Es begann zu regnen und ich wußte nicht wohin ich gehen sollte, sondern irrte ziellos umher.