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Montag, 21. Februar 2011

Rotschopf an der Elbe

Rotschopf an der Elbe

Elbblick

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Die ganze Nacht

hindurch war die Sprechstunde geöffnet und ich habe Nachtschicht im Job gemacht, hintereinander weg Klienten empfangen, die zahlreich erschienen und dachte dauernd: "Boah, warum müssen die alle heute kommen?" Der einzige Unterschied zur Wirklichkeit war der, daß es im ehemaligen Schlafzimmer meiner Eltern stattfand und ich die Akten in der Wäschekommode suchte. Einen Klienten habe ich kaum verstanden, weil er aus einem anderen Bundesland nach Berlin gezogen ist und einen seltsamen Dialekt sprach. Im Nachhinein würde ich fast meinen, daß es Schweizerisch war, also nicht nur ein anderes Bundesland. Und dann wacht man früh auf, wirklich früh, weil man sich noch eine neue Krankschreibung holen muß, und fühlt sich, als hätte man einen ganzen Arbeitstag hinter sich. Toll, wahrscheinlich fehlt mir dieser Genuß zur Zeit. Und von der Ärztin muß ich mir anhören, daß ich blaß aussehe. Ich bin es ja gewohnt, daß mir das ständig gesagt wird, auch von Ärzten und vor der Chemotherapie, aber wenn mir jetzt eine Ärztin sowas sagt, denke ich mir a) sie untertreibt und meint, ich sehe aus wie eine Heroinleiche und b) sie hat wohl noch nicht viele Chemotherapiepatienten gesehen. Ohne Perücke und in weißem Sackleinen könnte ich fantastisch kleine Kinder erschrecken, und nicht nur die. Bisher hat gegen die Blässe nur monatelange Erholung und viel Schlaf gewirkt, aber gegen Chemoblässe richten auch dieses Geheimwaffen nichts aus. Schon gar nicht, wenn man die ganze Nacht hindurch schuftet.