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Dienstag, 7. Juni 2011

Fertig.

Oder auch nicht. Beim letzten Zyklus bekam ich zur Feier des Tages einen bunten Luftballon mit besten Wünschen des Chemoteams. Der Termin für die OP steht fest und die Aussicht, wieder ins Krankenhaus zu müssen und an mir herumschnippeln zu lassen, bedrückt mich schon seit Wochen. Sogar die Bestätigung der Krankenkasse habe ich schon. Gleich zwei Stunden, nachdem ich den Antrag gefaxt hatte, kam der Rücklauf. Manchmal überrascht mich meine Krankenkasse. Meine Mutter hatte es dagegen viel eiliger, wieder ins Krankenhaus zu kommen. Eigentlich hatte ich gehofft, sie würde wenigstens jetzt stabil bleiben und nicht ständig krank werden, so wie in den letzten zwei Jahren. Entweder kann sie sich nicht bewegen oder bekommt irgendwelche Gerinnsel. Zwar ist sie "erst" 77, aber bewegt sich wegen ihrer Knochen wie eine 90jährige, d.h. wenn sie sich bewegen kann. Und noch vor meiner letzten Chemo kam sie ins Krankenhaus, wurde entlassen und hat gleich darauf erneut Schmerzen bekommen. Eine Verschnaufpause für mich ist wohl nicht geplant. Aber ob sie nun während der Chemo krank wird oder wenn ich normal arbeiten gehe - es nimmt sich beides nichts. Wenn ich so die letzten sieben Jahre zurückblicke, dann denke ich manchmal, ich bin irgendwo im falschen Film gelandet. Eines kommt zum anderen, eine Katastrophe folgt der nächsten, bzw. teilweise nicht einmal das, und es gibt gleich mehrere auf einmal. Das scheint sowieso ein Naturgesetz zu sein. Ich erinnere mich noch gut an die zwei Wochen vor meiner mündlichen Diplom-Abschlußprüfung. Genau in diesen zwei Wochen wurde meine Wohnung auf den Kopf gestellt. Ich hatte kein Klo, kein Wasser, keine Heizung und mit Bohrhämmern wurde den ganzen Tag der Fußboden aufgestemmt. Ich mußte tagsüber in die Wohnung meines Bruders ausweichen, um überhaupt lernen zu können. Dabei hat das Jahr 52 Wochen, also 50 mehr als zwei, doch wenn trotzdem alles auf einmal kommt, dann hat dieses miese Naturgesetz zugeschlagen. Aber gegen die letzten sieben Jahre war sogar das nur Spielerei. Dies kann nicht mehr MEIN Leben sein, das ist einfach nicht möglich. Ich dachte immer, mein Leben sei langweilig, ich weiß gar nicht, wie ich darauf gekommen bin. Und ganz nebenbei muß man sich auch noch regelmäßig mit blasierten, scheinheiligen und falschen Leuten herumärgern. Langweilig ist etwas anderes, aber es gefällt mir so trotzdem nicht. In einem Gespräch mit der Psychoonkologin sagte ich zu ihr, es mache mir Sorgen, daß ich nichts hätte, worauf ich mich freuen könne. Sie meinte dazu, das hätte ich sehr schön auf den Punkt gebracht. Toll. Super. Aber weiter bin ich immer noch nicht. Und überhaupt bin ich der Meinung, daß so langsam mal wieder andere an der Reihe sein sollten. Ich kenne sogar einige, denen ich es wirklich gerne gönnen würde, wenn ich böse wäre. Punkt.