so entsetzlich antriebslos im Moment. Endlos herumsitzend wenn gerade nicht schlafend geht mir dauernd durch den Kopf, was ich alles gerne machen und erledigen würde, komme aber einfach nicht hoch. Nicht einmal Duschen und Baden geht mehr, allerdings mehr deshalb, weil ich dem Grauen nicht in die Augen schauen möchte. Die Verheerung ist doch größer, als es erst den Anschein hatte. Immer wenn ich den Brustmuskel anspanne oder bestimmte Bewegungen mache, sieht die operierte Brust total krüpplig aus, als wäre da ein richtiges Loch drin. Normal nachgeformt sieht dann jedenfalls gar nichts aus. Jetzt traue ich mich keinen Sport mehr zu machen, weil es besonders schlimm wirkt, wenn ich die Arme auf dem Boden oder sonst irgendwo aufstütze. Auf Dauer ist es sicher keine Lösung, mit der Körperhygiene zu warten, bis man müffelt wie ein Iltis. Aber wenn ich jetzt zusätzlich auf die Zeit, die im Haushalt für den Bandscheibenvorfall draufgeht, noch jedes Mal zwei Stunden brauche, um mich zum Duschen zu überwinden, dann benötige ich bald einen 48-Stunden-Tag.
Irgendwo in einem Schlafzimmer, dessen Wände vollständig mit Betten zugestellt sind. Ungefähr fünfzehn Leute schlafen hier, jeweils zwei in einem Bett. Meine Bettnachbarin ist ein zartes, zerbrechliches Persönchen, neben ihr ein etwas korpulentes Mädchen. Wir kommen ins Gespräch und sie fragen mich, ob ich mit nach draußen komme, um den letzten Tanz zu tanzen. Draußen befindet sich nämlich eine Diskothek mit zwei Tanzflächen und da es bereits spät in der Nacht ist, wird die Musik gleich enden. Warum also nicht, ich habe schon lange nicht mehr getanzt. In dem Raum, wo eigentlich die Tanzfläche sein sollte, findet jedoch gerade eine Schulung statt, die von einer meiner Gruppenleiterinnen geleitet wird. Da wir hereingeplatzt sind, setzen wir uns dazu, mir ist das allerdings ziemlich unangenehm, da ich mir denke, daß sich die Gruppenleiterin sicher wundern wird, wenn ich hier mitten in der Nacht herumhüpfe, obwohl ich eigentlich krank bin. Doch seltsamerweise erkennt, sieht oder beachtet sie mich gar nicht. Mir wird das alles zu langweilig und während meine Blicke herumschweifen, finde ich eine Bleistiftzeichnung von mir an der Wand hängen. Sie zeigt vor einem großen Wasser ein eng umschlungen stehendes Liebespaar. Neben ihr hängt die Zeichnung von jemand anderem mit ungefähr dem gleichen Motiv und es ist eindeutig zu sehen, daß die andere Person besser zeichnen kann als ich, wie ich neidlos anerkenne. Im Zeichnen bin ich wirklich nicht so gut. Allerdings fällt mir auf, daß während in der anderen Zeichnung das Wasser ganz normal, wenn auch sehr gut und kunstvoll mit dem Bleistift schattiert wurde, in meinem Bild das Wasser sich zu bewegen scheint. Das Licht auf der Oberfläche pulsiert und verschwimmt wie bei lebendigem Wasser. Faszinierend. Wie habe ich das wohl hinbekommen? Erinnern kann ich mich nicht. Schließlich habe ich keine Lust mehr, stehe einfach auf und gehe, was meine beiden Begleiterinnen nicht so gut finden, die sitzen bleiben. Wieder im Schlafzimmer ist mein Bettenplatz glücklicherweise frei geblieben. Bei den Massen von Leuten dachte ich, ich müßte ihn mir zurück erkämpfen. Aber auch hier hält irgendjemand einen Vortrag, in welchem er zu mir sagt, daß ich kein Licht reden würde, was wohl als Kritik gemeint ist. Sofort fällt ein schwuler Typ neben mir um meinen Hals, umarmt und küßt mich, anscheinend um mich zu trösten. Mich in seinen Armen haltend flüstert er, er solle mir nichts daraus machen, ihm wurde das ebenfalls gesagt und ich solle mir das nicht zu Herzen nehmen. Ich muß ein wenig lächeln, denn eigentlich hat mich diese Bemerkung völlig unberührt gelassen, vielleicht habe ich sie auch einfach nicht verstanden.