Alien
Es ist eine neuere Version von  AlienInsideTwoday  verfügbar!  Aktualisieren  Jetzt nicht!
© 2018-2023 NeonWilderness

Mittwoch, 17. August 2011

Heute

war also der erste vorbereitende Termin in der Strahlenklinik. Es ging relativ schnell - erst wurde ich (mal wieder) mehrmals gepiekst und dann in einen Zeittunnel geschoben. Zumindest sah das Teil aus wie ein Zeittunnel und die Lichter im Ring drehten sich genauso. Als die Schwester rausging, dachte ich, wenn das Ding stehenbleibt bin ich im Jahr 3011 gelandet. Allerdings scheint die Technik in der Klinik ein Eigenleben zu führen. Während ich wartete, ging mehrmals vor dem Anmeldungstresen die automatische Jalousie herunter und die Schwestern waren ausgesperrt, außerdem war wohl auch die automatische Tür geschlossen. Sie guckten entsprechend entsetzt, und die Ärzte, welche zufällig vorbeikamen, waren ebenso verdutzt. Eine meinte dazu: "Na solange es nicht noch Wasser von der Decke regnet...." Eine Patientin im Warteflur erzählte, daß dies der letzte Tag für sie sei und sie so etwas bisher nicht erlebt habe. Nun ja, für mich war es sozusagen der erste Tag und es könnte natürlich reiner Zufall sein. Könnte.... Genauso wie der Tag, an dem das ganze Computersystem der Charite ausgefallen ist, als ich dort zur Knochenszintigrafie war oder das Röntgengerät, das vor einigen Jahren bei mir nicht mehr arbeiten wollte und nur noch Streifen zeigte. Aber pssst.....sonst läßt man mich in kein Krankenhaus mehr rein. *lol*
Den nächsten Termin habe ich erst kommende Woche, so daß ich um meinen Geburtstag herum frei bin. Das trifft sich gut. Auf dem Rückweg waren im übrigen die Brombeeren, die letzte Woche noch rot leuchteten, gereift, nur leider hatte ich mal wieder keine Dose dabei. Und wenn ich dann eine Dose mitnehme, sind die Brombeeren alle weg. So ist es immer.

Reife Brombeeren

Letzte Woche

hatte ich den ersten Termin in der Strahlenklinik. Da sie jwd liegt (für Nichtberliner: janz weit draußen), war es gar nicht so leicht hinzufinden, zumal ab der S-Bahn-Station die Busse in beiden Richtungen diverse gleichnamige Kliniken im Angebot haben. Deshalb stand ich erst unschlüssig an der falschen Haltestelle herum, bis ich auf die Idee kam, in der Klinik anzurufen. Die Dame am Telefon meinte zwar, sie weiß das nicht, aber Hintergrund nannte jemand eine Busnummer, die an der Haltestelle gar nicht zu finden war. So suchte ich auf der gegenüberliegenden Seite und hinter der S-Bahn und wurde fündig. Der entsprechende Bus fährt nur in einer Richtung, nun ja. Die offene Anmeldung des Strahlenzentrums befindet sich in einem offenen Lichthof, der ganze fünf Stockwerke umfaßt und mit Glas überdacht ist. Man kann sozusagen in jede Station der anderen Stockwerke schauen. Anscheinend dient der Lichthof auch als interne Rohrpost, denn es wird hier schnell mal eine Krankenakte von oben nach unten befördert, d.h. geworfen. Erinnert ein wenig an indische Lichthöfe, man könnte meinen, das Gebäude ist nach Vastu-Regeln erbaut, aber das täuscht, denke ich, und ich finde es eher unvorteilhaft. Es ist doch mit fünf offenen Stockwerken sehr wuselig und zugig. Immerhin bekommt man, so wie ich es beobachtet habe, in dieser Klinik ebenfalls zwei Kompressionsstrümpfe, anders als in der Klinik, in der meine Mutter lag, wo sie, obwohl mit Thrombose, immer nur einen Strumpf für das kranke Bein erhält. Und überhaupt fällt mir, während ich das schreibe, plötzlich auf, daß ich in den letzten zwei Jahren gleich vier Berliner Kliniken von innen kennengelernt habe. Ich könnte mir ehrlich schönere Plätze für Sightseeing vorstellen. Das Vorgespräch hatte ich bei einer anderen Ärztin als meine Mitpatientin. Sie nahm sich viel Zeit, mir alles zu erklären, und die Sprache kam auf das Aussehen der Brust. Blöder- oder glücklicherweise - wie man es nimmt - sieht man von dem Loch kaum etwas wenn ich stillstehe oder -liege, sondern nur wenn ich mich bewege (und das nichtbewegte Aussehen wird in dem Maße, wie sich das Gewebe lockert, auch immer besser). Also zeigte ich ihr das und sie sah gleich, was ich meine. Beim Anziehen bemerkte ich, daß man dagegen zum Glück etwas tun könne, es sei ja keine Geh-Behinderung o.ä., worauf sie sofort erwiderte, man müsse sogar etwas tun. Ich habe sie wohl sehr verblüfft angeschaut, denn mit sowas hatte ich aus dem Munde eines Arztes nicht mehr gerechnet. Sie sagte, daß ich damit leben und mich damit wohlfühlen müsse und deshalb kann und muß man etwas tun, wenn es nicht so ist. Und dabei sei es völlig egal, ob die ganze Brust fehlt oder nur ein kleines Stück. Ich war völlig perplex und dachte, ich hätte mich verhört. Niemand der mir einen moralischen Erpresser- oder Angstmacherzeigefinger auf die Brust setzt, nach dem Motto, ich solle zufrieden und dankbar sein, daß ich noch lebe, bzw. die Brust noch dran ist (wobei jede Moral, die sich nicht am Menschen orientiert, nur eine Scheinmoral ist), keine heiligen Amputationspersönlichkeiten, mit denen ich mich vergleichen soll und verglichen werde, obwohl beides nur sehr bedingt vergleichbar ist, und das alles dann möglichst noch von Leuten, die nie etwas in der Art am eigenen Körper durchgemacht haben. Daß ich das noch erlebe....