Tanzstunde
Zuerst irrte ich ein wenig umher, um die Tanzhalle zu finden. Der Pfeil zeigte zur Hintertür hinaus auf einen dunklen Innenhof. Dort war nichts zu sehen außer ein paar tote Schuppen. Mit einer anderen potentiellen Kursteilnehmerin suchten wir weiter im Haus, bis wir wieder auf den Innenhof geschickt wurden. Inzwischen hatte jemand Licht in der Tanzhalle entzündet und jetzt war sie nicht mehr zu übersehen. Blöd, wenn man so früh da ist. Wir meldeten uns also als erste bei der Kursleiterin, übrigens sehr sympathisch, und sie schickte uns in die untere Herrenumkleide mit der Begründung, daß ja eh keine Männer da seien. Die Umkleide ist vollkommen hakenfrei, warum auch immer. Für einen Umkleideraum eigentlich 'Thema verfehlt', würde ich sagen, und auch viel zu klein. Kurz vor Beginn des Kurses stürzte dann aber doch noch ein Mann an, der gleich den Namen "Quotenmann" bekam, und sich nun in der Ecke hinter einem Schrank umziehen mußte. Die Kursleiterin meinte, es sei noch nie vorgekommen, daß ein Mann dabei gewesen sei. Als der Kurs begann, erklärte sie, daß es um Kondition ginge, und das war irgendwann auch zu merken. Ich kenne das ja von der Rückengymnastik - immer, wenn es anstrengend wird, zieht sich die Zeit wie Kaugummi und man wundert sich, wie lange eine Stunde ist. Hier wunderte ich mich ebenfalls, warum immer noch ein und noch ein Lied kam, gegen Ende dachte ich, ich falle gleich ins Koma. Nun bin ich vermutlich eine der Ältesten in diesem Kurs, vorwiegend sind es doch jüngere Frauen, vielleicht sollte ich bei Senioren- und Versehrtensport bleiben. Andererseits war die Musik so, daß man trotzdem immer Lust hatte, weiterzumachen. Was wir da gemacht haben, tja, schwer zu beschreiben, eigentlich eine Art lockerer Tanzschritt-Aerobic (allerdings schon mit einigen Schrittfolgen), eine häufige Bewegung erinnerte mich an diese Übung mit den Keulen, die man in der Schule bei der künstlerischen Gymnastik gemacht hat, sowie Stretching, einige Yoga-Übungen, einige Rücken-und Bauchübungen und zum Abschluß eine Tiefenentspannung in der abgedunkelten Halle. Also im Grunde genommen alles in einem, was man so braucht, Spaß hat es jedenfalls gemacht, doch mir fehlt die Kür. Wenigstens so zehn Minuten, die man sich relativ frei austoben darf, auch künstlerische Freiheit genannt. So kommt man zwar sehr ins Schwitzen und wird wahrscheinlich ziemlich fit, aber mehr nicht. Verkehrt ist es erstmal nicht. Die Kursteilnehmerin, mit der ich anfangs zusammen gesucht hatte, erzählte mir, daß sie vorher bei einer Salsa-Aerobic gewesen wäre. Da war die Leiterin aber doof (wahrscheinlich Tänzerin), war total von sich eingenommen und hat die komplizierten Schrittfolgen nicht erklärt. Salsa-Aerobic klingt trotzdem interessant, aber anscheinend muß man schon alle Schritte drauf haben. Nur mit dem Grundschritt kommt man da nicht weiter. Außerdem hörte ich von ihr, daß sie ihre Kursanmeldungen immer bei ihrer Krankenkasse einreicht, und wohl tatsächlich etwas erstattet bekommt. Das sollte ich vielleicht auch versuchen, auf diese Idee bin ich noch gar nicht gekommen. Blöd nur, daß nach jedem Sport außer Yoga, der Rücken immer noch mehr weh tut. Aber das kenne ich ja schon.
zuckerwattewolkenmond - Do, 23:12